3 Monate Malawi: eine Kulturreise durch meinen Kopf

Seit ca. 3 Monaten lebe ich jetzt in Malawi. Ich lebe in Malawi, häufig bin ich gefühlsmäßig von einem malawischen Leben jedoch weit entfernt. „Wie komme ich der malawischen Kultur möglichst nahe, wie verfolge ich mein Ziel des Herausfindens und Lernens?“, diese Frage warf ich zum Ende meines letzten Blogbeitrags auf (der zugegebenermaßen bereits ein Weilchen her ist) und sie hat sich seither zu meinem stetigen Begleiter gemausert. Jetzt schaue ich zurück auf meine bisherigen Erfahrungen: wo sind die Berührungspunkte mit der Kultur, wo bin ich ganz weit weg, was sind die Gründe, was wären mögliche Stellschrauben, warum nehme ich was wie wahr?

Das mein ich 🙂

Beginnen wir mit dem Wohnen, das ja überhaupt erst Auslöser für das Aufwerfen der Frage zur kulturellen Begegnung war.

„Princess Prison“ und die Suche nach Zuhause

Während ich in Deutschland die Information, dass ich bei einer schottischen Familie wohnen würde, noch ganz gut aufnahm in der Annahme, dann gäbe es wenigstens keine Verständigungsprobleme, so merkte ich nach Ankunft recht schnell, dass es vielleicht doch nicht so das Gelbe vom Ei sein könnte, wenn man eigentlich hergekommen ist, um malawisches Leben kennenzulernen. Der Lebensstandard, der mich hier umgibt, ist ganz und gar westlich geprägt. Das Viertel BCA Hill ist eines der reichen Leute. Hier ist jedes Grundstück von einem hohen Zaun mit bewachtem Tor umgeben. Grundstück umschließt in meinem Fall einen parkähnlichen Garten, das einstöckige Haus der Familie mit großer Küche, die ich mit nutze, die Staff Quarters (Zimmer für die Angestellten) und meine Einraumwohnung inklusive Bad. Das einzige, wo sich Malawi wirklich penetrant zu Wort meldet, sind die täglichen, fünfstündigen Stromausfälle, bei denen ich dann kein Warmwasser, sowieso kaum Wasserdruck und kein Licht habe (die Familie lässt sich auch davon nicht beeindrucken. Wofür gibt es schließlich Generatoren, die man sich in den Garten stellen kann?).

Begegnung mit der Kultur habe ich abgesehen davon mit den Angestellten. Wir grüßen uns immer lieb auf Chichewa und mit dem Koch führe ich morgens oder abends auch ganz schöne Gespräche in der Küche (wenn wir nicht gerade darum kämpfen, wer abspülen darf). Aus diesem Austausch lässt sich schließen, dass ich nicht die einzige bin, die sich hier nicht so 100%-ig wohlfühlt. Die ungute Stimmung, die manchmal wie ein Schleier über dem Haus zu hängen scheint, ist eins der weiteren Dinge, an denen ich neben der Einsamkeit, die in meinem Zimmer herrscht, zu knabbern habe. Ich verbringe hierin ungern mehr Zeit als nötig, aber da es in diesem Viertel nicht empfohlen wird, nach Einbruch der Dunkelheit allein unterwegs zu sein (besonders als weißes Mädchen) komme ich meistens direkt nach Arbeitsschluss um 5 nachhause. Obwohl ich hier so frei bin wie noch nie fühle ich mich manchmal eingesperrt, bzw. eher weggesperrt vor all den Erfahrungen, die ich in einem klassisch malawischen Umfeld machen würde. Daher auch die mehr oder weniger liebevolle Bezeichnung „Princess Prison“.

Zuhause. Ich weiß, was ich mir dafür in Malawi wünschen würde. Eine gemeinschaftliche Stimmung, die zu Austausch einlädt, Kinder, die vorbeikommen, einfach Malawier, mit denen ich mich unterhalten kann (also wäre es schon mal von Vorteil, wenn jemand Englisch spricht, sonst bleiben die Gespräche wohl auf einem relativ seichten Niveau). Eine Art Gastfamilie, bei der ich wirklich das malawische Leben kennenlernen kann oder aber eine Wohngemeinschaft mit jungen Malawiern, mit denen ich mich vielleicht auf ähnlicherem Level befinden und gut austauschen könnte. Ich war schon an einem Punkt, wo ich einfach unbedingt so sehr traditionelles, typisches Malawi wie möglich haben wollte. Ich lernte es kennen – für die Arbeit für zwei Nächte auf dem Dorf, Besuch bei einem Kollegen – und kam ins Stutzen. Möchte ich den Rest meines Aufenthalts ohne fließend Wasser leben, ohne Elektrizität, ohne ein weiches Bett, ohne mein morgendliches Porridge (wer mich kennt, weiß dass diese Frage einen tatsächlich beschäftigen kann :D)? Möchte ich nicht mehr selbst für mich einkaufen, selbst für mich kochen, selbst entscheiden, wann ich Hunger habe und wann nicht, wann ich nachhause komme und wann nicht? Ist es sicher für mich ohne Guard und wenn es abgelegen ist, wie pflege ich dann meine gerade keimenden sozialen Kontakte? Ich muss sagen, ich bin selbst gespannt, was ich für eine Lösung für mich finden werde. Es juckt mich immer noch in den Fingern, das Westliche hinter mir zulassen, auch mal ein bisschen Verzicht zu leben. Aber andererseits muss es sich irgendwie mit meinem „8 to 5“-Bürojob in BCA Hill vertragen. Und damit wäre auch schon die Überleitung zum nächsten Feld geschaffen, das sich theoretisch anbietet, um kulturelle Erfahrungen zu sammeln: die Arbeit.

Das abenteuerlustige Naturmädchen mit viereckigen Augen

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als die Einsatzstellen verteilt wurden, als ich zum ersten Mal den Namen Renew’N’Able Malawi hörte. Die Information, ich solle vor allem journalistisch tätig sein mit dem Schreiben von Artikeln und Social Media Arbeit, das Wissen um eine deutsche Gründerin, Martina, der gepflegte Internetauftritt, die sympathisch wirkenden Teambilder, die Lage in Blantyre, dem kulturellen Zentrums Malawis – all das nahm mir so einiges an Sorgen, all das versprach ein vertrautes Umfeld.

„Renew’N’Able Malawi“ – ich stieß das Tor zögerlich zum ersten Mal auf und lernte die Menschen hinter den Teambildern kennen. Zwar keinesfalls qualitativ, wohl aber quantitativ weniger. Aufgrund von Funding Schwierigkeiten sind von einem ehemals rund 15-köpfigen Team noch 5 übrig, mich eingeschlossen. Dafür, dass RENAMA auf relativ vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt, sind das sehr, sehr begrenzte Kapazitäten (was genau RENAMA alles macht, bzw. machen soll habe ich mittlerweile auch grob durchschaut und stelle es euch in einem eigenen Artikel vor – ich möchte ja den Rahmen hier nicht sprengen). Arbeit war also sofort genug für mich da. Bisher habe ich viel über Energiearmut in Malawi, Gründe und resultierende Probleme und das Potential erneuerbarer Energien recherchiert und diese Informationen dann schön für die Bildungswebsite Mphamvu-now zusammengetragen. Ich half auch bei ihrem Umbau im Design mit. Mit einem Kollegen zusammen durchforste ich täglich zwei Tageszeitungen nach energie-/umweltrelevanten Artikeln und stelle diese auf die Plattform Conrema, die ebenfalls gerade einem Facelift unterzogen wird. Daneben verfasste ich für eine Kooperation mit ecoLODGy (Samuels Einsatzstelle, Martinas neues Projekte, Aufbau einer ökologischen Lodge/Permakulturgarten/vegetarisches Restaurant) Handouts über bestimmte Praktiken der Agroforstwirtschaft und Permakultur und Berichte über durchgeführte Aktionen. In Zukunft soll noch verstärkt das Kümmern um Social-Media-Kanäle und um Crowdfunding hinzukommen.

All diese Arbeit findet vor einem Bildschirm in einem Bürozimmer statt, manchmal mit zwei Kollegen, die dasselbe Schicksal teilen, nicht selten aber auch ganz alleine. Jeder hat mal andere Dinge zu tun. Immer mal wieder fährt jemand zu Meetings und Präsentationen weg und ich habe neulich schwer darum gebeten, da doch auch mal mitzukönnen. Die Büroarbeit ist für mich wirklich ein zweischneidiges Schwert. Ich benutze generell gut und gerne meinen Kopf. Ich fand Spaß an der Seminararbeit in der 11. Klasse und genauso fühle ich mich jetzt manchmal – fokussiert, produktiv, mit flitzenden Fingern und ebenso flitzenden Gedanken. Wobei ich sagen muss, dass mir das gängige Konzept „du bleibst hier von 8 bis 5, egal, ob du Bäume ausreißt oder Blümchen gießt“ generell einleuchtet, ich es aber nicht wirklich als förderlich für die Motivation empfinde. Ich eigne mir hier sehr viel Wissen an – zu erneuerbaren Energien, traditionellen Kochweisen, Abholzung, Klimawandel, der PR-Arbeit einer NGO, Herstellung einer Harmonie mit der Natur, alles Themen, die mich wirklich interessieren. Ich komme mit meinen Kollegen gut klar, auch wenn wir für meinen Geschmack mehr Ideen austauschen könnten und mehr Lachen. Aber manchmal wird es mir einfach zu viel. Zu viel Laptop, zu viel Stille, zu viel abstraktes Denken, zu viel Sitzen, zu viel Ernsthaftigkeit – da wünsche ich mich raus in die Natur, möchte rennen und die Sonne spüren. Denn es ist mir auch zu wenig – zu wenig Begegnung mit dem malawischen Leben, zu wenig interessante Erfahrungen im Sinne von am eigenen Körper erfahren, zu wenig Durchgeschütteltwerden auf holpriger Straße. Ich lerne hier wirklich viel, aber das Lernen durch Lesen könnte noch mehr mit Lernen durch Erleben ergänzt werden.

Im Gespräch mit meinem Chef habe ich versucht, etwas in Bewegung zu bringen – in erster Linie mich selbst. Er schien meinen Wunsch zu verstehen und ich hoffe, in Zukunft, mehr in fortbestehende Feldprojekte à la Energiekioske und auch professionelle Meetings eingebunden zu werden. Vielleicht kann ich ja auch noch neue Möglichkeiten erschließen, bzw. alte wiederbeleben.

 „Biete: offenes Mädchen, das lieb sein kann – Suche: kulturellen Austausch“

Aufgrund meiner gefühlten Abschottung habe ich bisher alle Möglichkeiten, doch mal richtig in unbekannte Gewässer einzutauchen mit offenen Armen empfangen.

Für die Zusammenarbeit mit ecoLODGy, in deren Rahmen Farmern der Schritt von konventioneller Landwirtschaft zu Permakultur ermöglicht wird, schreibe ich nicht nur, sondern mache auch aktiv bei den Workshops und Farmbesuchen mit. Es verwundert mich selbst manchmal, wie glücklich es mich macht, mit dem traditionellen Chitenje um die Hüften gebunden, Schweiß und Dreck auf der Stirn auf einem Feld irgendwo im nirgendwo zu stehen und dabei nur ein paar Wortfetzen von den Gesprächen um mich herum zu verstehen.

Ich lasse mir generell ungern eine Chance entgehen, auf die ecoLODGy Site zu fahren. Die Arbeiter dort sind einfach zu nett und inmitten all der Pflanzen kann man ja nur aufblühen.

 

Als wir für die Erstellung eines Energie-Glossar aufs Dorf fuhren (der erste Ausflug, bei dem ich mitdurfte), blieb ich dort für einen Tag länger. Ich lebte dort beim Chef des Dorfes und schlug mich allein auf Chichewa durch. Mit dem Motorradtaxi durch die weite Ebene brausen, das erste Mal Nsima kochen, Wasser auf dem Kopf durch die Gegend tragen, das Lehmhaus kehren, mit Kindern Figuren in den Sand malen, alles Erfahrungen, für die ich nicht dankbarer sein könnte.

Ich fahre gerne mit dem Minibus zum Markt und spaziere dort umher. Es bereitet mir eine Heidenfreude, auf englische Zurufe mit einer Erwiderung auf Chichewa zu reagieren. Generell empfinde ich die Sprache als Tor zu den Menschen. Viel zu spärlich sind meine Kenntnisse noch für meinen Geschmack, aber step by step arbeite ich daran.

Diesen Sonntag habe ich es auch endlich mal geschafft in die Kirche zu gehen und durfte dort ein bisschen singend durch die Gegend flitzen.

Und gilt es eigentlich als kulturelle Erfahrung, wenn man bei malawischen Freunden zuhause auf die krasseste Villa trifft, die man je gesehen hat? Ein weiterer Denkanstoß.

Danke, dass ihr an dieser Reise durch meinen Kopf teilgenommen habt ?. Wie immer freue ich mich über Feedback, Fragen und Gedanken!

Johanna

 

PS.: Mein Bruder hat mir beigebracht: „Traditionen wollen gepflegt werden“ und diesmal passt es einfach zu schön. Auf seinem Weg in den Wald hat sich das Rehkitz plötzlich die Hufe gestoßen. Ein Zaun versperrt den Weg. Mit ein paar anderen seiner Art wird es auf einer Lichtung festgehalten. Es kann das dichte Gestrüpp sehen, direkt vor seiner Nase ist der lebendige Wald. Gespannt beobachtet es, was da alles vor sich geht und schon bald juckt es in seinen Hufen, kopfüber in das Dickicht zu hüpfen, selbst ein Teil davon zu werden. Es könnte warten bis der Zaun rostet, aber um ehrlich zu sein, Geduld war noch nie seine Stärke. Wie gut, dass Rehe springen können…

„Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit“

Inzwischen sind schon über 2 Monate vergangen seit dem ich von Deutschland aus in das mir damals noch unbekannte Malawi gestartet bin.

Die Zeit scheint echt nur so an einem vorbei zu fliegen.

Seit meinem letzten Beitrag ist einiges passiert. Inzwischen hat die Schule angefangen und ich konnte mir schon zumindest so etwas ähnliches wie einen „Alltag“ aufbauen.
Jede Woche fahre ich für drei Tage nach Chipunga. Dort wohne ich, wie schon einmal erwähnt,  bei den Kasambalas und teile deren Alltag, d.h. kochen auf dem offenen Feuer, beten vor dem Essen und wenn man mal eine WhatsApp Nachricht verschicken möchte muss man zum Nachbar oder zum Fußballplatz laufen, denn nur dort hat man mit etwas Glück Internetempfang. Ich genieße oft gerade die Ruhe in Chipunga. Nachts kann man einen wunderschönen Sternenhimmel betrachten und man hört nicht ständig laute Musik aus dem nächstgelegenen Club, wie in Mzuzu.

Dies ist das Haus der Familie Kasambalas.
Hier kochen Doris und ich Nsima. Das Hauptnahrungsmittel der Menschen in Malawi.

Meine Arbeit  in den Preschools in Chipunga macht mir Spaß. Die Kinder sind echt liebenswert und mir gefällt besonders deren Enthusiasmus bei den Kinderliedern und kleinen Spielen. Bereits die kleinen Kinder können die Hüften schwingen, wie die ganz Großen.
Bei den Unterrichtseinheiten sitze ich bisher meistens nur daneben. Es ist echt schwer ihnen etwas beizubringen, wenn man deren Sprache (Chitumbuka) nicht gut spricht. Die Kinder können kaum Englisch. Außerdem haben leider einige immer noch, aufgrund meiner Hautfarbe, Angst vor mir. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich das bald legen wird. Mit meiner „Gastmutter“ Doris Kasambala kann man gut über die Lehrmethoden und die bestehenden Probleme in den Preschools reden. Sie ist selbst eine ausgebildete Lehrerin, während die Preschool Educators keine  Ausbildung haben und auch nur eine geringe Aufwandsentschädigung für ihren Einsatz erhalten. Trotzdem sieht man deutlich, dass sie sich sehr bemühen und ihr Bestes geben den Kleinen etwas beizubringen und dadurch einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

 

GRACE hat nun veranlasst, dass Doris Kasambala eine zweite Supervision in den Preschools macht. Die erste war bereits im Juli 2018. Dabei begleitete Doris Kasambala die Preschool Lehrer/innen eine Stunde täglich im Unterricht und brachte ihnen neue Unterrichtsmethoden bei und gab Anregungen. Auch ich profitiere sehr davon. Da ich keine Ausbildung habe kann ich durch Doris viel lernen und sicherer werden.

Mein Chitumbuka verbessert sich von Woche zu Woche. Ich bekomme zwei mal die Woche jeweils eine Stunde Unterricht von meinem Chef Daniel Mthuti. Auch malawische Freunde zu haben erleichtert es einem sehr diese Sprache zu lernen. So langsam hat man auch kleine Erfolgserlebnisse, wenn sich zwei Einheimische unterhalten und man sogar einige Teile davon verstehen kann.

 

Abenteuerliche Fahrten zwischen Mzuzu und Chipunga

Manchmal, wenn ich Glück habe, kann ich mit dem Farm-Auto der Chipunga Farm nach Chipunga fahren. Dieses Auto ist öfters in der Stadt, um Besorgungen zu machen. Doch in letzter Zeit hatte das Auto einige Probleme, entweder gab es kein Geld für Sprit oder es war in der Reparatur…
Also bin ich mittlerweile auch schon einige Male mit dem Public Transport nach Chipunga und wieder nach Mzuzu gefahren. Um nach Chipunga zu kommen muss man zu einem bestimmten Platz in Mzuzu und dort warten, bis einer der Pickups in Richtung Chikwina genügend Gäste hat, damit er losfährt. Chikwina ist das nächst größere Dorf, welches von Mzuzu aus hinter Chipunga liegt. Chikwina kann man auch auf Google Maps finden, während man bei Chipunga schon größere Probleme hat. 😀
In Malawi gibt es keine Buslinien mit festen Abfahrtszeiten, wie in Deutschland (außer bei den großen Überlandbussen), hier muss man immer warten, bis das Fahrzeug voll ist und erst dann fährt es los.
Nach 1-2 h Wartezeit geht dann meistens die Reise endlich los. Manchmal ist es echt faszinierend wie viele Menschen und Gepäck auf so einen „kleinen“ Pickup passen. Zwischen 5 Säcken Dünger, Kartoffeln, Matratzen und anderem Gepäck sitzt man dann mit noch weiteren 25 Menschen eingequetscht auf der Ladefläche des Pickups und hofft, dass es auf der Fahrt keine Panne gibt und man dadurch möglichst schnell ans Ziel kommt. Nach der Fahrt spürt man dann Muskeln, von denen man noch nie wusste, dass man sie überhaupt hat.
Es ist jedes mal eine Belastungsprobe. Ich hoffe, dass ich mich mit der Zeit daran gewöhnen werde und es irgendwann normal für mich wird.
Nach meiner Zeit in Malawi werde ich mich wohl nicht mehr so schnell über den Zug freitags um 13:15 Uhr von Freiburg nach Bad Krozingen beschweren. Dieser ist zwar immer überfüllt, sodass man Leute bitten muss etwas Platz zu machen, um überhaupt zur Türe rein zu kommen, doch wäre dieser in Malawi würden dort nochmal 20 Leute und 10 Düngersäcke reinpassen. 😀

Aber gerade in solchen Situationen, wie z. B. die Fahrten nach Chipunga, fällt mir immer wieder auf, dass die Malawier ein ganz andere Verhältnis zu Körperkontakt mit fremden Menschen haben. Plötzlich spürt man einen Arm auf seiner Schulter von der Frau, welche neben einem sitzt oder man sitzt selbst fast auf dem Schoß einer anderen fremden Person.  An sich begegnen sie fremden Menschen hier viel offener. Es wird getratscht und zusammen gelacht, als ob man sich kennen würde (so empfinde ich es zumindest, das meiste kann ich leider nicht verstehen, da oft  in Chitumbuka oder Chichewa gesprochen wird).  Gerade diese Offenheit der Menschen finde ich hier sehr angenehm. Hier wird sich nicht nur angeschwiegen und abgewartet, bis man endlich an seinem Ziel ankommt, um ohne Worte wieder verschwinden zu können.

Der Rückweg von Chipunga nach Mzuzu mit dem Public Transport ist ebenfalls anstrengend. Man muss von Chipunga aus eine gute Stunde in der prallen Sonne sehr steil bergauf laufen, um ins Nachbardorf Chigwere zu kommen. Von Chigwere (auf deutsch Nilpferd) aus fahren Sharetaxen nach Mzuzu. Das ist wieder ein bisschen ein Glücksspiel, manchmal kommt sofort eines, manchmal muss man warten. Aber in Malawi spielt Zeit keine so große Rolle.

„Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit“, wie ein Sprichwort so schön sagt.


 

Wenn ich in Mzuzu bin unternehme ich meisten etwas mit Carolin. Sie macht ein dreimonatiges Praktikum im Bereich Stadtplanung und wohnt ebenfalls in der Backpackerlodge Mzoozoozoo.

Mittlerweile waren wir schon öfters in Nkhtata Bay am Malawisee. Es ist nur 46km von Mzuzu entfernt und wegen STRABAG führt eine sehr gute Straße dort hin, sodass man in einer knappen Stunde unten ist. Der See ist echt wunderschön blau und klar. Meistens sind wir im Mayoka Village, einer Lodge welche von einer Südafrikanerin geleitet wird. Dort kann man sich Standup-Padels, Kanus und Taucherbrillen leihen. Wenn man dort unten ist kann man sich gar nicht vorstellen in einem der ärmsten Ländern Afrikas zu sein…

 

Caro und ich haben auch schon unseren ersten „größeren“ Ausflug gemacht. Am 08.09.2018 begleiteten wir Gill, eine Kanadierin, welche wir im Zoo (Mzoozoozoo Lodge) kennengelernt haben, zur Lukwe Lodge. Gill war eine Freiwillige in der Lukwe Lodge, mittlerweile ist sie jedoch irgendwo in Afrika unterwegs.
Um nach Lukwe zu kommen mussten wir ca. 3 Stunden eingequetscht im Minibus nach Chitimba fahren. Dort warteten wir bis eines der Fahrzeuge in Richtung Livingstonia genügend Gäste zusammen hatte, damit es losfahren konnte. Nach einer weiteren Stunde auf sehr schlechter Straße steil bergauf und nochmal stärker eingequetscht, kamen wir dann bei der Lukwe Lodge an.

Die Lukwe Lodge ist einer der schönsten Plätze, die ich jemals gesehen habe. Es ist eine sehr ruhige und familiäre Lodge. Außer uns waren noch zwei weitere Gäste da. Die Einrichtung ist mit viel Geschmack ausgewählt und das Highlight dieser Lodge ist die Schaukel direkt vor dem Abgrund. Man hat einfach einen grandiosen Ausblick auf Berge und den Malawi See.

Am nächsten Morgen konnten wir den Sonnenaufgang vom Bett aus beobachten. Anschließend machten wir uns an den Abstieg. Unterwegs legten wir einen Stopp bei der Mushroom Farm ein. Sie ist auch so ähnlich wie Lukwe, doch noch etwas größer und touristischer. Dort frühstückten wir und haben noch letztes Mal den Ausblick genossen.

Dies ist der Ausblick aus dem Zimmer

Nach 2,5 Stunden in der prallen Sonne bergab kam ein Pickup vorbei, welcher uns die restliche Strecke mitnahm. Den Rückweg nach Mzuzu war echt komfortabel, da wir jemanden fanden, der uns in seinem Auto mitnahm.
Ich würde jedem, der nach Malawi, kommt die Lukwe Lodge empfehlen. Doch man sollte länger als nur eine Nacht oben bleiben, da die Anreise und Abreise mit den Öffentlichen doch sehr Kräfte zehrend ist.

Oktober-Update aus Lilongwe

Es ist viel passiert seit meinem letzten Beitrag. Heute schaffe ich es endlich ein paar Dinge zu schreiben und hochzuladen: über das Lake of Stars, den Tag der deutschen Einheit, mein Wochenende in Mzuzu, einen Ausflug mit Joseph und einen Besuch in der Kirche. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Bananenstaude – ja, so was sieht man hier wirklich 😉

Lake of Stars – Ein Festival am See

Vom 28. bis 30. September fand das Musikfestival Lake of Stars statt, auf das wir uns alle schon lange freuten. Dort wollten wir uns mit allen weltwärts-Freiwilligen von artefact und auch von Kolping, einer anderen Organisation, treffen. Ich freute mich ganz besonders, endlich aus Lilongwe rauszukommen und mal etwas anderes vom Land zu sehen. Das Festival fand in Senga Bay statt und wir hatten das große Glück, dass dort zwei weltwärts-Freiwillige von Kolping stationiert sind und wir in deren Garten zelten konnten. So kamen wir am Freitagnachmittag an, und da der große See bloß einen Steinwurf über die Straße entfernt war, packten wir schnell unsere Badesachen aus und sprangen zur Abkühlung erstmal in den See. Der Lake Malawi ist tatsächlich wunderschön – groß wie ein Meer, die andere Seite kann man gar nicht sehen, mit schönen Sandstränden, kleinen Inseln vor der Küste und da es an diesem Wochenende ziemlich stürmte, riesigen Wellen, die den Spaß im Wasser noch steigerten.

Der Lake Malawi – wie ein Meer

Am Abend machten wir uns auf den Weg zum Festival. Es gab eine große Hauptbühne und eine kleinere Bühne am Strand direkt am Wasser. Es war wirklich eine tolle Atmosphäre und wir tanzten ein bisschen am Strand, obwohl das im Sand, ähnlich wie Laufen, ein bisschen schwieriger ist. Irgendwann beschlossen Andrej und ich eine Runde über das Gelände zu drehen, um alles kennenzulernen. Als wir uns der Hauptbühne näherten, fing gerade eine junge Frau aus Simbabwe mit ihrer Gitarre an zu spielen und zu singen und Andrej und ich blieben stehen, um zuzuhören. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn wir waren von dieser Sängerin vollauf begeistert – praktisch, dass wir einen ziemlich ähnlichen Musikgeschmack haben! Wir genossen also die Show von Berita, vor allem „Phakama Africa“ gefiel uns super (ich empfehle sehr, mal bei Youtube vorbeizuschauen und sich diese Sängerin anzuhörenJ). Als dann auch noch der Mond über dem See aufging und richtig schön orange leuchtete, war der Abend einfach perfekt und blieb tatsächlich der schönste Abend des ganzen Wochenendes.

Die Hauptbühne beim Lake of Stars

Am nächsten Tag versuchten wir auszuschlafen, in einem Zelt, vor allem an einem Ort, an dem es schon um 8 Uhr gefühlte 30°C sind, keine einfache Sache. Nachdem ich es im Zelt gegen halb 8 wirklich nicht mehr aushielt, stand ich schließlich auf und konnte ein paar andere begeistern erstmal zur Abkühlung und zum Aufwachen in den See zu springen. Am Morgen war das Wasser tatsächlich kühl und erfrischend. Wir verbrachten den Vormittag im Garten der Freiwilligen, lernten uns alle besser kennen, spielten Karten, gingen nochmal in den See und hatten eine schöne Zeit zusammen. Am Nachmittag machten wir uns dann wieder auf zum Festivalgelände. Dies war leider 20 Minuten mit dem Auto entfernt, und so quetschten wir uns mit viel zu vielen Leuten in ein Taxi (wie man es hier eben macht). Der Abend verging mit Musikhören, Tanzen, am Strand faulenzen und quatschen recht schnell. Eigentlich hatten wir überlegt bis zum Sonnenaufgang zu bleiben, es bahnte sich jedoch ein Sturm an und es wurde immer windiger und windiger, der Sand flog einem um und vor allem in die Ohren und irgendwann wurde die Vorstellung nach ca. 3 Stunden bei diesem Wind auszuharren bis um halb 6 die Sonne aufgehen würde, unerträglich.

Kühe am Strand

Am nächsten Morgen hatte der Wind den See dann in ein stürmisches Meer verwandelt und die Wellen waren wunderbar hoch und wir hatten einen Riesenspaß im Wasser. An diesem Tag fuhr ich schon am frühen Nachmittag zum Festivalgelände, um mir auch die Verkaufsstände nochmal in Ruhe anzuschauen, einen leckeren Kaffee beim Fusion-Café zu trinken und mehr Zeit mit Laura zu verbringen, die ich sonst im Laufe des Wochenendes oft verpasst hatte. Ich verbrachte also einen schönen Nachmittag mit Laura und Caro, einer anderen Freiwilligen, die gerade für 3 Monate in Mzuzu ist. Das Highlight des Nachmittags war wohl die Wassermelonen-Bowle! Ein paar Leute verkauften Wassermelonen, bei denen sie oben eine Art Deckel abschnitten und das Innere der Wassermelone mit einem Mixer zu Saft pürierten. Wir veredelten das Ganze mit gutem Malawi-Gin (wirklich äußert guter Gin!) und genossen diesen leckeren Cocktail gemütlich am Strand.

Zum Abend hin wurde es immer windiger und es wurde noch stürmischer als am Tag zuvor. Schnell waren wir kalt und durchgefroren und der Sand klebte überall… Wer hätte das gedacht, dass einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, bei einem Festival in Afrika!? In Deutschland, ok, da rechnet man mit Regen und Kälte, aber in Afrika? Wir warteten auf den Main Act, Major Lazer. Ich kannte diesen DJ zwar nicht, aber die meisten freuten sich riesig darauf und da es der Main Act war, dachten wir uns, wir sollten wenigstens einen kurzen Augenblick bleiben. Der Sandsturm war an der Bühne noch unerträglicher und so hörten wir nur einen kurzen Augenblick zu und machten uns schnell auf den Rückweg… Damit hatte ich kein Problem, denn die sogenannte Musik von Major Lazer fand ich ehrlich gesagt ziemlich schrecklich!

Das Festivalgelände – direkt am Wasser

Der Sturm brachte uns am Morgen wieder traumhafte Wellen, die zum Glück auch einen Großteil des Sandes, der vor allem hartnäckig in Haaren und Ohren steckte, rausspülten. Wir packten in Ruhe unsere Sachen zusammen und machten uns am Vormittag auf den Rückweg nach Lilongwe. Da am 3. Oktober, also in 2 Tagen, eine Feier in der deutschen Botschaft sein würde, zu der wir alle eingeladen waren, begleiteten mich alle anderen artefact-Freiwilligen nach Lilongwe, wo diese in unserem Garten ein Zeltlager errichteten und wir mal wieder ein paar Tage zusammen in Lilongwe verbrachten.

Wie immer mit Spaß bei der Sache 😀

Der Tag der deutschen Einheit

Am 3. Oktober war der Tag der deutschen Einheit. Ich muss gestehen, so richtig gefeiert habe ich diesen Tag in Deutschland noch nie, es war einfach immer ein freier Tag an dem wir oft einen schönen Ausflug ans Meer gemacht haben. Ich musste also erstmal in Malawi leben um mir der Bedeutung dieses Tages während der Rede des deutschen Botschafters in Malawi so richtig bewusst zu werden und den Tag das erste Mal offiziell zu feiern.

Bereit für einen schönen Abend

Der deutsche Botschafter in Malawi, Jürgen T. Borsch, hatte alle Deutschen, die derzeit in Malawi leben, zu einer Feier am 3. Oktober zu sich nach Hause eingeladen. Uns wurde ein Festmahl mit allen möglichen deutschen Leckereien prophezeit und während der Hinfahrt hörte man nur die ganze Zeit entzückte Ausrufe von „Laugenbrezeln“, „Sauerkraut“, „Brot“, „Schwarzwälder Kirschtorte“, „deutsches Bier“! Und unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Der Botschafter wohnt in einem imposanten Haus in Area 10, eine der reicheren Gegenden in Lilongwe. Nachdem wir uns ein Glas Sekt abgeholt hatten, gingen wir weiter in den Garten und meine Freude über die Einladung und den kommenden Abend wurde immer größer. Ein wunderschöner großer Garten, eine Band für die Livemusik saß schon bereit, es waren mehrere Bars mit Getränken aufgebaut und schnell bemerkten wir in einem der Essenszelte das deutsche Brot, welches unser Herz höher schlagen ließ… Es gab doch tatsächlich Laugengebäck!! Ich fühlte mich wie im Paradies – Laugenbrezeln, leckerste Zimtschnecken, Roggenbrot!

Der Garten des deutschen Botschafters in Lilongwe

Es wurde immer voller und bald wurden Teller mit traumhaften Häppchen gereicht… Kräcker mit Pesto und Brie oder mit Lachs, zartweiches Roastbeef, Sushi, leckerste Samosa… Es wurde immer besser! Nachdem wir uns an den Häppchen und Laugenbrezeln schon fast satt gegessen hatten (nach wochenlangem Nsima essen kann man bei so was einfach nicht wiederstehen), wurde die Feier vom Botschafter offiziell eröffnet. Bei einem Gläschen leckeren Weißwein hörten wir zuerst der Rede des Botschafters zu, dann dem Blasorchester, welches die malawische Nationalhymne spielte, dann einem malawischen Minister, der noch eine Rede hielt und daraufhin wieder dem Blasorchester, welches nun die deutsche Nationalhymne spielte. Damit war der offizielle Teil des Abends auch schon wieder vorbei. Es spielte noch eine Marimba-Band und dann wurde das Buffet eröffnet…

Und der Genuss ging weiter! Kartoffelsalat, Zwiebelkuchen, Sauerkraut, Rotkohl, Schnitzel, Frikadellen – unsere deutschen Geschmacksnerven wurden endlich wieder beansprucht und wir genossen alles mit großer Freude. Zum Nachtisch waren leckerste deutsche Kuchen gebacken worden – Mandelkuchen, Zupfkuchen, Käsekuchen, Schwarzwälder Kirschtorte. Am Ende waren wir fast schon zu satt, aber einfach nur wunschlos glücklich. Ich versuchte meinen vollen Magen mit zahlreichen Espressos zu beruhigen, aber der gewünschte Kräuterschnaps-Effekt trat nicht ganz ein… Naja, so war ich dann immerhin den Rest der Nacht hellwach.

Die Band spielte gute Musik, wir tranken leckeren Weißwein und waren sehr glücklich. Nach der Band legte ein DJ auf und dann ging die Feier so richtig los… Ich habe selten einen so guten DJ gehört und wenn dann auch noch Musik aus den 70ern bis 90ern gespielt wird, kann die Party nur gut werden. Wir tanzten und genossen die ausgelassene Atmosphäre. Gegen 10 Uhr wurde es jedoch immer leerer und bald waren wir Freiwilligen die einzigen, die noch tanzten. Als es immer leerer wurde, machten wir uns gegen 11 Uhr auch auf den Weg nach Hause, nachdem wir uns bei dem Botschafter für diesen traumhaften Abend bedankt hatten.

Wieder gemeinsam in Lilongwe – bei der deutschen Botschaft
Schön, mal ein volles Zimmer zu haben 😉

Mzuzu-Wochenende

Nach der Botschaftsfeier fuhr ich am Donnerstag mit Laura und Caro nach Mzuzu. Während in der Central Region die Landschaft sehr karg aussieht und größtenteils abgeholzt ist, wurde es je höher wir kamen immer bewachsener… Jedoch nicht ganz so, wie ich erwartet hatte. Mit einem Mal säumten lauter Pinienwälder die Straße und ich fühlte mich in diesem Nadelwald ein bisschen wie auf dem Weg nach Nordschweden… Ein etwas komisches Gefühl, das hatte ich nicht erwartet. Später fand ich heraus, dass es sich bei den Wäldern um menschengemachte Pinienplantagen handelt… Aber immerhin um einen der größten menschengemachten Wälder in Afrika. Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir am frühen Abend in Mzuzu und am Mzoozoozoo an. Der Mzoozoozoo ist eine Lodge in Mzuzu, die gerade größtenteils Lauras Zuhause ist. Es war sehr schön, zur Abwechslung mal in einer Kleinstadt zu sein… Mzuzu ist viel überschaubarer und schöner als Lilongwe, alles ist fußläufig zu erreichen und der Markt ist weniger chaotisch.

Am nächsten Morgen gingen wir auf den Chitenge-Markt. Ich war beeindruckt – der Markt ist nochmal um einiges größer als in Lilongwe und somit auch die Vielfalt an Stoffen. Neben den Stoffen, die es auch viel in Lilongwe gibt, hingen hier noch viele Stoffe, die wohl größtenteils aus Uganda kommen und mehr den typischen „Afrika-Stoffen“ ähneln, die ich im Kopf hatte. Bei meiner Begeisterung für Chitenge konnte ich natürlich auch hier viele schöne Stoffe finden, und zu meinem Glück sogar einen Stoff, den ich vor kurzem in Lilongwe auf der Straße gesehen hatte, und von dem ich so begeistert war, dass ich seitdem immer danach Ausschau gehalten hatte… Da habe ich nun also Stoff für ein schönes neues Kleid 😉 Am Nachmittag wollten wir zu Nelson, einem Freund von Caro und Laura fahren und dort Lasagne und Apple Crumble kochen bzw. backen. Am Nachmittag kauften wir also ein, um die gut ausgestattete Küche zu nutzen und dieses Festmahl zu kochen. Es wurde tatsächlich ein Festmahl und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu essen.

Für den Samstag hatten wir uns mit Leo und den beiden Lukassen (zwei Kolping-Freiwillige die zusammen in Chinteche sind und zufällig den gleichen Namen haben) am See verabredet. Laura hatte schon von dem See geschwärmt, und nachdem es schon in Senga so schön war, freute ich mich riesig auf den Tag am Wasser. Wir fuhren also nach Nkhata Bay, wo wir in einer schönen Lodge, Mayoka Village, den Tag verbringen wollten. Ich war begeistert – das war definitiv der schönste Ort an dem ich in Malawi bis jetzt war. Glasklares Wasser, Klippen und eine steile Felswand, in die die Lodge hineingebaut war. Die Bucht war idyllisch und ruhig und man konnte traumhaft baden und entspannen. Der leckere Eiskaffee trug noch weiter zu meiner Freude bei und so wurde es ein wirklich traumhafter Tag. Am Abend gingen wir noch in einen Club, denn Mzuzu ist für seine Club- und Feierszene bekannt. Es war ein schöner Abend, ich hatte jedoch aufgrund einer schlimmen Erkältung und meiner Angewohnheit spätestens um 10 Uhr schlafen zu gehen ziemliche Schwierigkeiten wach zu bleiben.

Das Mayoka Village – steil in den Fels gebaut
Eine idyllische Bucht in Nkhata Bay
Die coolste Dusche, die ich bis jetzt gesehen habe… auf jeden Fall mit der schönsten Aussicht

Für den nächsten Tag hatte ich mir ein Busticket für den Sososo-Bus gekauft, ein sehr komfortabler Bus, der jeden Tag zwischen Mzuzu, Lilongwe und Blantyre hin und her fährt. Nach einem leckeren Frühstück machte ich mich also gegen 13 Uhr wieder auf den Weg nach Lilongwe, nach Hause. Es war ein wunderbares Wochenende gewesen, und ich war sehr glücklich, dass ich nun endlich ein paar wirklich schöne Orte von Malawi gesehen hatte.

Bananen und Papayas

Tikondwe Gardens

Bei den Tikondwe Gardens mit Joseph und Daniel

Am 13. Oktober schafften Joseph und ich es endlich uns zu treffen… Nachdem wir uns 2 Monate lang immer wieder verpasst hatten, freute ich mich sehr auf den Tag. Ich hatte vorgeschlagen zu Daniel, einem Freund von Joseph, zu fahren, der einen Permakulturgarten in Dowa, einer Region in der Nähe von Lilongwe hat.

Der schöne Jacaranda Baum – es sieht fast so aus als hätte er lila Blätter

Die Gärten heißen Tikondwe Gardens –  Freedom Gardens – und Daniel erzählte erstmal ein bisschen über die Geschichte der Gärten. Seine Eltern hatten die Gärten schon Ende der 70er angelegt, zu einer Zeit als ökologische Landwirtschaft und Permakultur in Malawi eigentlich noch gar kein Begriff waren. Mit dem Ziel der Ernährungssouveränität gelang es ihnen in einem recht feuchten Gebiet, welches von Gras überwuchert war, langsam aber sicher Gärten für die Nahrungsmittelproduktion anzulegen. Dabei war es ihnen ein besonderes Anliegen, externe Inputs so gering wie möglich zu halten und vollkommen im Einklang mit der Natur und den natürlichen Prozessen zu wirtschaften. So entstand im Laufe der Jahre ein beeindruckender Garten, der mittlerweile von 1 ha auf 10 ha angewachsen ist, viele Arbeitsplätze bietet und Ernährungssicherheit und –souveränität verkörpert. Bei einem Rundgang durch die Gärten zeigte mir Daniel ausführlich und mit viel Freude viele verschiedene Aspekte des Gartens und ich konnte viel Neues lernen und gleichzeitig vieles von dem, was ich in meiner Zeit am Kusamala schon gelernt hatte, wiederfinden. Obwohl sowohl am Kusamala als auch in den Tikondwe Gardens Permakultur im Mittelpunkt steht, war es sehr interessant zu sehen, wie sehr sich die Gärten doch voneinander unterscheiden. Während am Kusamala alles schön durcheinander wächst, konnte ich bei Daniel ganze Felder mit Kohl sehen, die wenig durchmischt waren. Auf der anderen Seite wurden gleiche Arten für Pestmanagement und zur Stickstofffixierung verwendet, Kompost hergestellt, geistreiche Formen des rain water harvesting durchgeführt und vor allem die gleiche Begeisterung für die Arbeit mit den natürlichen Prozessen der Natur vermittelt. Nach dem Rundgang genossen wir noch eine leckere Wassermelone aus eigener Ernte und quatschten noch ein bisschen. Ich drückte meinen Wunsch aus, in der Regenzeit nochmal wieder zu kommen, dann wird bestimmt alles nochmal ganz anders und viel grüner sein. Es war ein sehr schöner Vormittag, den ich aufgrund der vielen neuen Eindrücke und der netten Menschen sehr genoss.

Ein Feld voller Kohl, mit einem schattenspendenden Baum
Ganz viele Papayas

In der Kirche

Joseph hatte mich eingeladen, mit ihm und seiner Familie in die Kirche zu gehen, und an diesem Sonntag, 21. Oktober, schafften wir es endlich. Hier gibt es sehr viele verschiedene Kirchen, keine Ahnung warum alle ihre eigene Kirche haben müssen, denn im Grunde habe ich es so verstanden, dass es eine katholische Kirche gibt, alle anderen aber evangelisch sind, es davon aber einfach tausende unterschiedliche gibt. Anscheinend hatte die Kirche (bzw. alle unterschiedlichen Kirchen) ein Gebiet Irgendwo im Nirgendwo bei Area 49 gekauft, auf dem jetzt viele Kirchen neu gebaut werden sollten, um einen kirchlichen Ort zu schaffen. Die Kirche zu der wir fuhren (ich weiß den Namen ehrlich gesagt nicht, er war lang und kompliziert) war erst letzte Woche dorthin umgezogen und daher war die sogenannte Kirche bloß ein Bretterverschlag in dem ein paar Plastikstühle standen und der notdürftig ein Dach aus irgendwelchen Planen hatte, da es in letzter Zeit tatsächlich schon öfter mal geregnet hatte (obwohl die Regenzeit eigentlich erst Ende November anfangen sollte). Als wir dort ankamen waren schon einige Leute da und es wurde begeistert gesungen und getanzt. Wir stellten uns also dazu und sangen und tanzten mit den anderen. Besonders toll fand ich, dass es vollkommen egal war, dass die Kirche gerade bloß ein Holzverschlag war… Es ging einfach nur um das Zusammensein und das war eine sehr schöne Erfahrung. Nach einiger Zeit kam der Pastor, ich war erstaunt wie jung er war. Er predigte – ziemlich lange – aber es war keine langweilige Predigt. Er sprach von wirklich wichtigen Dingen. Davon, dass man die Chancen, die man im Leben hat nutzen soll, das Beste aus seinem Leben hier auf der Erde machen soll und nicht nur ein guter Christ sein soll in Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Ich war begeistert, und konnte gut verstehen warum Joseph gerne zu diesem Pastor ging. Zudem vermittelte dieser eine Begeisterung für das Gesagte, dass einem beim Zuhören gar nicht langweilig wurde – auch nicht, weil es sehr witzig war, wie er seine Predigt auf Englisch hielt, nach jedem Halbsatz aber eine Pause machte und das Gesagte von einem anderen ins Chichewa übersetzt wurde. Es war ein schöner Morgen, und ich war froh, dass ich die Chance hatte, diese Erfahrung zu machen und eine Kirche hier in Malawi kennenzulernen.

 

Soweit erstmal ein Update von mir, ich hoffe es waren nicht zu viele Infos auf einmal! Auf jeden Fall geht es mir weiterhin super hier, ich komme immer mehr an, fühle mich in meinem Zuhause immer wohler und lebe einfach glücklich und zufrieden vor mich hin!

 

Wie das Leben lebt und wie wir darin leben

Heute ist es soweit, vier Wochen sind rum. Einen Monat alleine gelebt, einen Monat im Ausland.
Für viele mag das nichts Besonderes sein, schließlich geht eigentlich jeder irgendwann mal seinen eigenen Weg. Ob zum Studieren, für eine Ausbildung oder für ein Auslandsjahr, irgendwann kommt dieser Moment eigentlich immer. Und das ist ja auch nicht schlecht.
Aber halt trotzdem eine Umstellung.

Ich bin mir sicher, dass sich viele noch an die Zeit erinnern, wo sie zum ersten Mal langfristig das Elternhaus verlassen und ihr Leben fortan selber geregelt haben. Wie oft hat man es sich als Jugendlicher nicht gewünscht, endlich alleine und ohne die nervigen Eltern zu leben. Endlich unabhängig und frei zu sein.

Das komische ist nur, jetzt wo es soweit ist, klingt das doch nicht mehr ganz so schön wie damals. Versteht das bitte nicht falsch, ich habe mich ja auch freiwillig für das Jahr in Malawi entschieden, aber es sind die Kleinigkeiten, bei denen man anfängt, das ganze wieder zu hinterfragen und sich sein altes Leben zumindest in Teilen wieder zurück zu wünschen beginnt.
Auch wenn es sich vielleicht so anhört, unter Heimweh leide ich (soweit ich weiß) noch nicht.

„Ist es nicht irgendwie normal, wenn man sich nicht von seinem gewohnten Alltag trennen möchte, von all den Sachen, an die man sich gewöhnt und die man zu lieben gelernt hat?
Ich denke die Antwort ist ja.“

Samuel Grabowski


Und ja, mir ist selber bewusst, dass das die ganze Zeit so klingt als würde ich wieder zurück nach Deutschland wollen und mein altes Leben zurück haben wollen, und irgendwie muss ich sagen, dass das auch stimmt. Ich fürchte nur, dass das nicht mehr richtig möglich ist.
Mein altes Leben bestand aus einem mehr oder weniger festen Ablauf. Unter der Woche stand ich jeden Morgen gegen 6.40 Uhr auf, hatte 10 Minuten um mich fertig zu machen und danach (freiwilliger Weise) ohne Frühstück zum Bus zu gehen. Einmal in der Schule angekommen habe ich noch meine Hausaufgaben gemacht, schließlich hatte man ja noch 30 Minuten bevor der Unterricht begann, daraufhin dann den Tag in der Schule verbracht und zwischendurch dann meistens noch ein Brötchen oder Ähnliches als „Ersatz Frühstück“ geholt. Der Rückweg war dann auch wieder sehr entspannt, denn genauso wie auf dem Hinweg habe ich die 20 Minuten Busfahrt damit verbracht, etwas Energie in Form eines kleinen Schläfchens zu regenerieren.

Zuhause angekommen gab es dann meistens eine Kleinigkeit zum Mittagessen, wobei Kleinigkeit eigentlich oft nur aus ein paar Schnitten Brot bestand. Wenn etwas gekocht wurde, dann meist Abends für die ganze Familie. Die Zeit nach dem „Mittag“ habe ich dann oft damit verbracht, den Schultag mit Computerspielen, Videos oder Fernsehen hinter mir zu lassen. Mit dem Hund raus zu gehen hat dabei auch für eine Menge Bewegung und frische Luft gesorgt, sodass mein Tag dann meiner Meinung nach doch recht ausgewogen war.

Natürlich darf man dabei das ganze im Haushalt mitarbeiten nicht vergessen. Geschirrspüler ein- und ausräumen, Wäsche waschen und aufhängen, Staubsaugen oder mal den Rasen mähen, es gab schon einige Dinge, die sich nicht von alleine erledigt haben. Sogesehen war der Tag so gut wie nie richtig einseitig.

Aufgrund meiner Leidenschaft lange auf zu bleiben, habe ich auch sehr häufig die späte Runde mit dem Hund gedreht. Nachts noch einmal zu entspannen und etwas frische Luft zu tanken, war eigentlich garnicht so schlecht. Dabei war man nämlich so gut wie immer ungestört, weil komischer Weise um und kurz nach Mitternacht niemand mehr mit dem Hund rausgeht. Verstehe ich bis heute nicht.

Als Besonderheit zu meinem Alltag kamen dann noch ein paar Kleinigkeiten dazu. Mittwochs beispielsweise habe ich jede Woche für ca drei Stunden Zeitungen ausgetragen. Ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, aber für mich persönlich war das auch eine Art Sport. Klar, in erster Linie ging es dabei um das selbst verdiente Geld, auch wenn das anfangs nicht sehr viel war. 12 Euro für drei Stunden Arbeiten ist eigentlich nicht sehr fair, auch die 14 Euro, die ich aus „Fairness“ nach dem 18. Geburtstag meines Bruder bekommen habe, sind da auch nicht besser. Er hatte die gleiche Tour, nur halt am Samstag. Und als Volljähriger bekommt er halt Mindestlohn. Ab dann lohnt sich das erst richtig, leider bin ich nur halt kurz nach meinem Geburtstag nach Afrika aufgebrochen, konnte also nur zwei Monate das Zeitungen austragen richtig ausnutzen.

Wie gesagt, in meiner Empfindung ist Zeitungen austragen in gewisser Weise ein Sport. Drei Stunden am Stück mit dem Fahrrad fahren und zwischendurch etwas gehen, klingt jetzt vielleicht nicht sehr anstrengend, aber man hat ja auch die ganzen Zeitungen dabei. Zusammen mit dem Anhänger bin ich an manchen Tagen auf gute 100 Kilo gekommen, die ich zeitweise hinter mir herziehen musste.
Und dazu kommt dann ja auch noch das Wetter. Das eine mal musste ich natürlich am heißesten Tag des Jahres die Tour für meinen Bruder übernehmen, an manchen Tagen im Winter war es so kalt, dass ich meine Finger fast nicht mehr gespürt habe oder wenn ich nach nur fünf Minuten schon bis auf die Socken durchgeweicht war. Definitiv eine unvergessliche Zeit.

Vor knapp zwei Jahren habe ich mich dann noch entschieden, jeden Freitag Abend für ein bis zwei Stunden Badminton zu spielen. Also „jeden“ Freitag Abend, ich hatte ja eh nichts Anderes, um die Zeit besser zu nutzen.


Und das ist dann sozusagen mein Alltag gewesen. Mein altes Leben, was sich leider auch für das erste verabschiedet hat. Und zwar nicht nur für das eine Jahr, das ich jetzt hier in Malawi bin, sondern sehr wahrscheinlich auch für die Zeit danach. Zwar habe ich geplant zu studieren, aber ich werde in der Zeit wohl kaum weiterhin so gut versorgt werden wie bisher, schließlich werde ich dann vermutlich nicht mehr Zuhause wohnen.

Genau aus dem Grund sehe ich das Jahr in Malawi als den Anfang eines neuen Abschnittes meines Lebens an. Schon jetzt bin ich größtenteils auf mich alleine gestellt und das wird sich wahrscheinlich auch nie mehr so richtig ändern. Das richtige Leben beginnt jetzt, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, was genau das ist, aber die entspannte und sorglose Zeit ist wohl für das erste vorbei.

Aber das ist ja gerade auch das Gute. Für mich ist jetzt fast alles neu, neben dem Land und der Kultur auch mein Alltag. Die alten Strukturen meines Lebens sind aufgebrochen und jetzt ist es die Zeit, neue zu entwickeln. Diese vier Wochen haben mir gezeigt, dass es nicht leicht wird, sich aber definitiv lohnt und dass sicherlich noch einige Überraschungen auf mich warten werden.


An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Leuten bedanken, die mich bis zum jetzigen Tage begleitet haben. Ob Freunde oder Verwandte, ob Nachbarn oder flüchtige Bekanntschaften, ob Lehrer oder Schulkameraden, all diese und definitiv noch viel mehr Leute waren und sind Bestandteil meines Lebens. Es gibt auf jeden Fall Dinge, die anders oder vielleicht auch besser hätten verlaufen können, aber so wie es ist, ist es gut. Denn genau dadurch bin ich zu dem geworden, der ich heute bin. Ein Junge, der glaubt er sei erwachsen, gerade die Welt entdeckt und sich aus einem unerklärlichen Grund für einen Philosophen hält.

Wie designe ich einen Permakulturgarten?

Das ist die Frage, der ich seit letztem Mittwoch intensiv auf den Grund gehe. Mit der Rückkehr Tionge’s habe ich tatsächlich eine Aufgabe bekommen und noch dazu eine sehr schöne, die mir großen Spaß macht: Ich soll die Umgebung um unser neues Bürohaus nach Permakulturprinzipien designen. Wir ziehen bald in ein neues Haus ca. 500m von unseren jetzigen Büros um, da diese Räume anderweitig genutzt werden sollen. Dieses Haus wird derzeit gebaut und drum herum ist es kahl und trostlos und sieht noch ein bisschen wie Baustelle aus. Und da ist nun meine Kreativität gefragt, um die Umgebung zu begrünen und schön, logisch, praktisch, kurz permakulturmäßig zu gestalten. Um mir die Aufgabe zu erleichtern, hat Tionge mir einen Ordner mit tausenden Dokumenten über alle möglichen Aspekte der Permakultur zur Verfügung gestellt. Seit Mittwoch habe ich also erstmal viel, viel Zeit am Computer verbracht, habe mich durch das Gewirr an Dokumenten gearbeitet, vieles über Permakultur gelesen und alles was mir wichtig erschien für mich aufgeschrieben und zusammengefasst. Ich kam mir fast ein bisschen vor, wie an der Uni, eigentlich ganz schön und vertraut!

Unser neues Bürohaus – noch etwas kahl und trostlos

Nachdem ich gelernt hatte, dass man für ein Permakultur-Design erstmal die zu planende Fläche gut erkunden und kennenlernen soll und alles, was man sieht auf einer sogenannten „Base Map“ darstellen soll, unterzog ich das neue Gebäude also einer intensiven Erkundung, setzte mich auf eine Bank und versuchte das Gebäude inklusive Umgebung auf einer Karte abzubilden… Nach zahlreichen Versuchen, bei denen die Proportionen einfach nicht so richtig stimmen wollten, hatte ich irgendwann doch eine ganz gute „Base Map“ erstellt und war mit dem ersten Ergebnis meines Projekts zufrieden.

Jetzt hieß es, kreativ werden und Ideen entwickeln, wie man die Umgebung gestalten könnte. Ich veranstaltete also ein großes Brainstorming in meinem Kopf und sammelte viele Ideen, was man so alles machen könnte: Insektenhotels, Kräuterspirale, Moringabäume, Hühner, Solartrockner für Früchte, Sitzecke mit Weinranken, Gemüsebeete mit Bewässerung vom Dach und vieles mehr. Nun geht es darum, die ganzen Ideen in ein sinnvolles Konzept zu bringen. Wassermanagement und Bodengegebenheiten müssen unbedingt beachtet werden und ich muss noch lernen, welche Pflanzen gut zusammen wachsen und welche nicht.

So schön grün sieht es irgendwann um das neue Gebäude hoffentlich auch aus

Auf jeden Fall habe ich jetzt alle Hände voll zu tun und bin mit meiner abwechslungsreichen Aufgabe, die einerseits intensives Lernen, praktisches Erkunden und kreatives Ideenfinden beinhaltet, überaus zufrieden. Wie mein Design am Ende aussieht und in die Tat umgesetzt wird, erzähle ich dann später…

Von 18b nach Area 3

Nun war ich also schon mehr als 2 Wochen in Malawi und mein Koffer stand immer noch gepackt und verschlossen in der Ecke, ich lebte aus meinem Rucksack, und auch wenn es mir in 18b gefiel, konnte ich nicht so richtig ankommen. Dieser Zustand wurde irgendwann anstrengend und schlug in Kombination mit der Magenverstimmung etwas auf meine Stimmung… Zum Glück war Nadja noch da, die auch in 18b wohnte, eine Freiwillige, die 6 Monate in Malawi gewesen war und am Dienstag abreisen würde. Wir versuchten die Langeweile zu vertreiben und unternahmen ein paar schöne Sachen.

Wir gingen auf den Chitenge-Markt, ein wunderbarer Ort mit vielen wunderschönen Stoffen. Aus den Stoffen wollte ich mir Röcke schneidern lassen und ein Kleid, denn ich war am nächsten Wochenende auf einer Hochzeit eingeladen. Nadja hatte in dem Projekt Taste of Malawi gearbeitet, eine kleine NGO, in der Frauen eine Schneiderausbildung machen und dann damit ihr eigenes Geld verdienen. So wusste ich also schon, wem ich meine Schneiderwünsche in Auftrag geben würde!

Nadja zeigte mir auch das Wildlife Center, ein traumhafter Ort, mein absoluter Lieblingsort in Lilongwe, wo es ein Cafè mit super leckerem Essen gibt. Ich trank das erste Mal seit 2 Wochen einen Cappucchino und war überglücklich! Am Sonntagabend gingen wir zum Four Seasons, eine schöne Gärtnerei mit Park, wo es jeden Sonntag Live Jazz gibt. Wir setzten uns ins grüne Gras auf ein Chitenge und genossen die Musik.

Leckeres Essen im Fusion Cafè und endlich ein Cappucchino
Das schöne Cafè Fusion im Wildlife Center

 

Am Montag war es dann soweit und der Umzug stand vor der Tür. Alex, mein zukünftiger Mitbewohner und Nadjas ehemaliger Chef, hatte einen Transport für 16 Uhr organisiert und so hätte der Umzug nicht lange dauern sollen… Hätte, wenn die Korbsofas nur nicht so groß gewesen wären und wir nicht 4 Betten hätten mitnehmen müssen! So musste der Transport zweimal fahren und blieb auf dem Rückweg im Feierabendstau stecken, sodass wir mit der zweiten Ladung erst gegen 20 Uhr in Area 3 ankamen! Und dann standen wir vor der Herausforderung ein Bett in mein Zimmer zu kriegen. Nach vielem Hin und Her blieb nur noch die Option das Kopfteil abzusägen, danach ging es zum Glück ganz einfach! Wir hatten mittlerweile alle einen Riesenhunger und so fuhren wir in die Stadt und aßen bei Mimoza, einem typisch malawischen Restaurant, etwas zu Abend. Für Nadja ein letztes malawisches Essen am letzten Abend, für mich ein erstes gemeinsames Essen mit meinen neuen Mitbewohnern. Ich wohne bei Alex, ein sehr netter und offener Malawier, Anfang 30 und seinem Bruder Deus, auch super nett, Ende 20. Ich fühle mich sehr wohl und wir kommen gut miteinander aus. Jeder macht sein Ding, aber wenn es passt, essen wir auch mal zusammen, quatschen oder unternehmen was zusammen. Eigentlich nicht viel anders als WG-Leben in Deutschland.

Umzugstransport in 18b

Als ich am Mittwoch endlich auch ein Regal in meinem Zimmer hatte, konnte ich meine Sachen einräumen und war mit meinem Zimmer bald sehr zufrieden. Endlich ein Ort zum Ankommen, an dem ich mich zu Hause fühlen konnte… Das Bett mit dem Moskitonetz ist sehr gemütlich, das Regal mit Büchern und allem möglichen Zeugs macht den Raum wohnlich und mein Kleiderschrank ist auch eingeräumt. An der Wand hängt eine Malawi-Karte und ein Poster mit Pflanzen aus den Tropen (Fundstücke aus 18b), ich habe Fotos und einen Kalender aufgehängt und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Als ich am Donnerstag das erste Mal von der Arbeit in dieses Zimmer „nach Hause“ kam, war ich sehr glücklich.

Der Garten um das Haus ist groß und schön, und auf den Sofas auf der kleinen Terrasse genieße ich nach der Arbeit eine Stunde Ruhe, trinke entspannt einen Tee, esse einen Apfel, lese ein bisschen, bis es um 6 dann dunkel ist. Das ist etwas, woran ich mich noch gewöhnen muss, dass es so früh einfach dunkel ist…

Der Garten in Area 3 – mit coolem Hängesofa

Das Schöne ist, dass Area 3 eine sehr zentrale Gegend von Lilongwe ist. Ich laufe jetzt jeden Morgen und Nachmittag eine halbe Stunde durch Area 3 und bin dann in Town, dem zentralen Punkt Lilongwes. Von dort nehme ich ein Share Taxi, um ins City Centre und von dort zum Kusamala zu kommen. Es ist zum Einkaufen schon sehr praktisch, einfach auf dem Rückweg von der Arbeit vom Markt, Supermarkt oder den Straßenständen das Abendessen mitbringen zu können und die halbe Stunde Fußweg jeden Morgen und Abend bringen mir meine Bewegung. Und auch um in meiner Freizeit Lilongwe zu erkunden, ist es sehr praktisch, dass ich das Stadtzentrum fußläufig erreichen kann.

Ein Highlight der ersten Woche in Area 3 war noch, als ich herausgefunden habe, dass Deus eine Gitarre hat (aber noch nicht wirklich spielen kann) und Deus herausgefunden hat, dass ich ein bisschen Gitarre spielen kann und ihm etwas beibringen kann. Dienstagabend haben wir dann den ganzen Abend auf der Terrasse gesessen und Gitarre gespielt!

Nun bin ich also endlich angekommen und habe ein kunyumba (Zuhause) hier in Malawi!

Sonnenuntergang auf dem Rückweg von der Arbeit

„Mwaswera bwanji?“ – Wie hast du deine Zeit verbracht?

-die typische Frage, wenn man nach 12 Uhr mittags einem Malawier begegnet. Normalerweise heißt die Antwort hierauf „Ndaswera bwino. – Ich habe meine Zeit gut verbracht.“, aber da das den interessierten Leser wohl nicht zufriedenstellen wird, hole ich mal etwas weiter aus:

In etwa drei Wochen ist es her, dass ich zum ersten Mal malawischen Boden betrat. Der erste Eindruck war… rot: orange-rötlich sandige Landschaft so weit das Auge reicht beim Anflug über Lilongwe, ein feuerroter Sonnenball am Horizont als wir das Flugzeug verließen. Obwohl das erst der Anfang war, hatten wir fünf Malawi-Freiwilligen schon unser erstes kleines Abenteuer hinter uns: aufgrund von Verspätung beim Abflug, kurzfristen Änderungen und Missverständnissen brachte uns der Pilot von Nairobi erstmal nach Nampula in Mozambique. „So schön grün!“, hatten wir die malawische Landschaft eingeschätzt – tja, falsch gedacht, die Reise ging erst mal noch für ein paar Stunden weiter und aus grünen Palmen wurde rote Kahlheit, nur stellenweise unterbrochen durch Felsen, Siedlungen oder Gewächs. Generell sollte von Landschaft bald nichts mehr zu sehen sein, da so gegen halb sechs mitsamt der Sonne innerhalb von einer Viertelstunde auch so ziemlich das gesamte Licht verschwand und die Dunkelheit auf der Fahrt zum Hostel nur noch von Straßenbeleuchtung und Fahrzeuglichtern durchbrochen wurde.

Moni, Malawi! ?
Malawi-Kennenlerntage

Die ersten Tage in Malawi würde ich als größtenteils spaßig, luftig-leicht beschreiben. Drei Vorfreiwillige hatten ein Kennenlernseminar für uns Neulinge organisiert. Die Tage waren gefüllt von Chichewa-Sprachkursen, kulinarischen Entdeckungen, kleineren Ausflügen zu einem Park in Lilongwe, der Innenstadt, dem Markt und dem Permakultur-Institut Kusamala. Die Abende ließen wir mit gemütlichem Zusammensitzen bei selbstgemachter Steinofenpizza, im Restaurant oder bei einem Kartenspiel auf dem Balkon ausklingen. Es gab viel zu gucken und zu lachen, aber hier und da gab es auch schon Denkanstöße: wenn ich massenweise Müll auf den Straßen sah zum Beispiel, wenn unser Sprachlehrer von bestimmten kulturellen Praktiken erzählte, wenn Zweifel in mir aufstiegen über den Sinn eines Freiwilligendienstes oder wenn der Markt mich mit seinen zahlreichen akustischen, optischen und olfaktorischen Eindrücken regelrecht erschlug. Allzeit von lieben Herzensmenschen umgeben verging die Zeit wie im Flug und es hieß bald schon wieder Abschied nehmen, um dahin zu gehen, wo ich tatsächlich die nächsten Monate verbringen würde.

Gemütlich auf dem Hostel-Balkon
Blick auf den Markt von der Brücke
Die neue Heimat

So machte ich mich am 16. August mit meinem Mitfreiwilligen Sam und den Vorgängern Benji und Ludi auf Richtung Blantyre. Die Fahrt fand in einem großen Reisebus statt und obwohl die Musikvideos von afrikanischen oder englischen Kirchenliedern wirklich unterhaltsam waren, wanderte mein Blick doch immer wieder aus dem Fenster. „Einzelne Häuser, einzelne Büsche, einzelne Menschen, inmitten von Weite… und doch Enge durch dunstige Luft, die den Horizont verschleiert“ – schrieb ich abends in mein Tagebuch. Ganz zur Freude meinerseits wurde die Landschaft auch durch Berge oder zumindest Hügel angereichert. Der erste Eindruck Blantyres war überaus positiv: Grünflächen, Blumen, recht geordneter Straßenverkehr mit zweispurigen Fahrbahnen und Berge im Hintergrund. Was mich an diesem ersten Tag in meiner neuen Heimatstadt auch sehr glücklich machte, war die dicke, große Matratze in meinem Zimmer. Generell bietet mir die Wohnung mehr Luxus als ich eigentlich erwartet hatte, und irgendwie auch mehr Luxus als ich eigentlich gerne hätte. Ich miete ein Zimmer auf dem Grundstück einer britischen Familie, die seit mehreren Generationen in Malawi lebt. Neben dem großen Bett und der Warmwasserdusche kommt mir auch das Sorgen der Hausangestellten um Wäsche und Putzen wie Luxus vor, auf den ich bei meinem Freiwilligendienst verzichten könnte und der mich von dem eigentlichen Kennenlernen des hiesigen Lebens eher entfernt. „Wie komme ich der malawischen Kultur möglichst nahe, wie verfolge ich mein Ziel des Herausfindens und Lernens?“ ist eine zentrale Frage, die mich immer wieder beschäftigt und die auch schon einige Schritte bewirkte, über die ich bei gegebenem Anlass berichten werde.

Work, work, work

Die Arbeit ist wirklich Arbeit, aber sehr gut. Mit meinem Vorgänger Benji und meinem Chef Devine wurde am ersten Tag besprochen, welche Aufgaben ich übernehmen kann und als mein Hauptprojekt hat sich die Webseite zur Initiative „Mphamvu-now“ entpuppt. Das Ziel von Mphamvu-now ist über die Energiesituation in Malawi aufzuklären, Probleme und Auswirkungen zu erforschen und den Menschen Alternativen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Webseite dazu ist aber bisher noch ziemlich leer und ein bisschen trostlos und meine Aufgabe ist es, genau das zu ändern, das heißt, recherchieren, Informationen ordnen, Texte verfassen und ansprechend aufbereiten (das Übersetzen in Chichewa muss bisher noch eine Kollegin übernehmen :D). Dabei habe ich das Gefühl, mich wirklich produktiv einzubringen und auch selbst viel zu lernen – sei es über Abholzung, Energiequellen oder Web-Design. Als Ausgleich zur Büroarbeit startet diese Woche eine Kooperation mit Ecolodgy (Samuels Einsatzstelle), bei der in Zusammenarbeit mit 20 Farmern aus der Region Agroforstwirtschaft und Permakultur verbreitet wird. Ich berichte :).

Auf dem Weg zur Arbeit
RENAMA Office
Und sonst so?

Beach-Volleyball, Wochenendbesuch von meinem Mitfreiwilligen Andrej aus Zomba, gemeinsames Erkunden Blantyres, Ausflug aufs Land, erster Einkauf auf dem Markt in Limbe (in diesem Teil Blantyres wohne ich), Geburtstagsfeier einer Freundin, Smalltalk auf der Straße, veganes Meetup, Poolparty, bei der nur wir das Motto verwirklichen, interessante Gespräche im Büro und anderswo, Geburtstagsüberraschung, nachdenkliche Momente, durch die Straßen spazieren, Aushilfe auf der Ecolodgy-Baustelle, Hundewelpen-Liebe und unerwarteter Unfall – über jedes dieser Ereignisse könnte ich einen eigenen Artikel schreiben. Und vielleicht mache ich das auch zu dem ein oder anderen Thema, bis dahin müssen aber ein paar Fotos genügen ?. Und wenn Dich etwas besonders interessiert, bist Du natürlich immer herzlich eingeladen nachzufragen!

LG,

Johanna

Disclaimer: dieses Foto entstand mit akustischer Unterstützung. In freundlicher Zusammenarbeit mit @Samuel und @Andrej ?

 

@ecoLODGy

PS.: Um noch einmal zu meiner Waldmetapher im Einstiegspost zurückzukommen: die ersten paar Schritte in den Wald habe ich gefühlt als Rehkitz zurückgelegt, noch etwas wacklig auf den Beinen, an der ein oder anderen Stelle wohl recht unbeholfen, aber immer voller Energie dabei. Neugier für die Zeit, die vor mir liegt, und große Pläne lassen mich freudig weiterstolpern und so werden die Schritte immer sicherer.

Danke für die Begleitung! 🙂

Von Diesem und Jenem – Wie unterschiedlich die Welt doch sein kann

Es sind nun schon fast drei Wochen, seit wir in Malawi angekommen sind. Und seit zwei Wochen lebe ich jetzt auch schon alleine, mehr oder weniger auf mich gestellt.

Was die Landschaft angeht, bin ich hier in Limbe, bzw. Blantyre, echt zufrieden. Als wir in Lilongwe ankamen, war es dort extrem staubig, überall nur gelb-brauner Sand. Dazu fällt die Vegetation dort leider echt gering aus. Vieler Orts brannten abends Müllhaufen, was in Kombination mit dem Staub einen gewissen hintergrund Nebel verursachte. Ich befürchtete schon, dass es in Blantyre genauso sei.

Der Ausblick von meinem Grundstück aus. Mit nur ein bisschen Staub, dafür aber Straßenbegrenzungen.

Dort und in Limbe, zwei schon fast ineinander verwachsene Städte, ist es dagegen echt grün. Überall sind Pflanzen, der Streifen zwischen den Fahrbahnen ist bepflanzt und es ist lange nicht so staubig. Auch riecht es hier nicht ganz so häufig nach verbranntem Plastik.
Im Gegensatz zu Lilongwe sind die Straßen hier auch in einem relativ guten Zustand. An den Seiten sind überall sich abwechselnde kleine schwarze und weiße Beschränkungen. In den wenigsten Fällen ist irgendwo etwas weggebrochen und auch die Anzahl der Schlaglöcher ist viel geringer.

So macht ein Arbeitsplatz doch Spaß.

Das klingt jetzt alles so, als würde ich Lilongwe einfach nur schlecht reden wollen, aber es hat mich schon echt stark überrascht, wie unterschiedlich die beiden größten Städte einerseits sind, und andererseits, wie viel schlechter doch die Situation in der Hauptstadt ist. Dies fällt nicht nur an den bereits oben genannten Dingen auf, sondern beispielsweise auf dem Markt. Wo es in Limbe noch halbwegs ordentlich ist, gleicht der Markt in der Hauptstadt schon fast einem Slum.


Die für mich persönlich bisher größte Umstellung ist leider die fehlende Struktur hier in Malawi. Wo es bei uns fast überall Bushaltestellen und auch Linienbusse gibt, findet man hier vor Ort eigentlich nur Minibusse. Man stelle sich ein Fahrzeug in der Größe eines VW Busses vor und packt dort bis zu vier Sitzreihen hinten rein. In jeder Reihe sitzen dann bis zu vier, manchmal sogar fünf Leute und die wollen dann auch alle woanders aussteigen.
Das ist wiederum einer der Vorteile der Minibusse. Man ist nicht an Haltestellen gebunden, sondern kann einfach sagen, wo man auf der Strecke raus möchte. Auch kosten die Fahrten beinahe nichts. Für eine 20 km lange Strecke zahlt man manchmal nur knapp 50 Cent und einmal quer durch die Statt auch nur knapp einen Euro. Neben Plätzen, wo regelmäßig Minibusse losfahren, halten diese aber auch oft einfach am Straßenrand an und nehmen einen mit.

Einer der vielen Sammelplätze, mit einigen der scheinbar unzähligen Minibusse.

Im Endeffekt ist das eigentlich sehr praktisch, da man so halt wirklich immer schnell von A nach B kommt, nur halt leider nicht sehr umweltfreundlich und es gibt auch immer wieder „Conducter“, sozusagen die Kassierer, Türöffner und Fahrgastanwerber in einem, die dann doch nochmal den Preis erhöhen oder das Wechselgeld einbehalten wollen.
Und man muss manchmal auch etwas warten, bis die Busse losfahren, denn das passiert erst, wenn dieser auch komplett voll ist. So richtig planen kann man demnach nicht, es sei denn, man plant zu früh anzukommen.


Was das Thema Struktur angeht, ist das Ganze aber auch etwas gegensätzlich. An den meisten Hauptstraßen findet man überall Straßenlaternen und wirklich überall gibt es kleine bis große Abwasserkanäle. Problem ist nur, das beispielsweise die meisten dieser Lampen nie leuchten und das die Fußwege sehr oft in schlechten Zustand sind. Auch die doch recht häufigen Stromausfälle stören schon etwas. Zwar gibt es in Malawi nur wenige frische Milchprodukte wie Käse oder halt frische Milch, aber ohne einen verlässlich laufenden Kühlschrank lohnt sich der Kauf auch nicht wirklich.

Was sich aber lohnt, ist das einkaufen von Lebensmitteln. Diese sind hier nämlich verhältnismäßig (im Vergleich zu Deutschland) echt billig. Wo die Standard-Sachen viel weniger kosten, ist Alles, was ansatzweise Luxus ähnelt, aber schon wieder extremst teuer. So kostet eine Packung Toast- bzw. Weißbrot, leider auch eigentlich das einzige erhältliche Brot, nur knappe 40 Cent, das dazu passende 250 g Packet Butter allerdings gute fünf Euro oder das 250 g Nutellaglas auch, wobei letzteres wahrscheinlich auch importiert ist.


Zusammengefasst ist das Leben hier in Malawi schon echt anders. Das (sehr) einfache Leben ist gut und auch günstig zu haben, wobei man sich an viele Dinge, oder halt an den Verzicht dieser, erstmal gewöhnen muss. Wäre ich in Lilongwe geblieben, hätte ich mir bis zum Ende des Jahres echt Sorgen um meine Lunge und Augen gemacht, das muss jetzt aber nur noch @Hannah ertragen. Viel Spaß dir dabei. 😀
Ich glaube aber, dass ich mit der allgemeinen Situation doch gut zurechtkommen werde, auch wenn man Lebensmittel wie Obst und Gemüse eher auf dem Markt kauft, was für mich halt bedeutet, dass ich dort leider immer hin muss, das ist aber glaube ich irgendwie machbar. #firstworldproblems

Eine Art Serengeti-Lodge in der Nähe von Limbe.

Ich bin schon echt gespannt, wie ich das Alles in einem Jahr sehe, sowohl bevor ich Malawi verlasse, als auch wenn ich wieder daheim bin.

Bis dahin wird es aber (hoffentlich) noch ein wenig dauern.
Ihr werdet also noch einiges von mir zu lesen bekommen.

Euer Samuel Grabowski

Auf gehts, in ein neues Abenteuer!

Am Freitag den 10. August war es nun endlich so weit. Um 7:00 Uhr morgens hieß es für mich, meine Tante und meine beste Freundin: Abfahrt nach Freiburg an den Hauptbahnhof.

Meine Tante und ich in Freiburg am Hauptbahnhof

Von dort aus fuhr ich mit dem Zug nach Frankfurt an den Flughafen.
Die Flugroute sollte Frankfurt-Amsterdam-Nairobi-Lilongwe sein.

Doch ab Nairobi begann schon ein erstes kleines Abenteuer. Unser Flug nach Lilongwe war um 1:30h verspätet. Also hatten wir insgesamt 6:30h Aufenthalt. Wir waren alle total müde und versuchten uns etwas auszuruhen. Als wir dann endlich im Flugzeug waren und bereits 2:30h geflogen sind (was die normale Flugzeit nach Lilongwe gewesen wäre) kam von dem Piloten die Durchsage, dass er nun landen wird. Wir schauten aufgeregt und beeindruckt aus dem Fenster. Riefen uns freudig zu: „Das wird unsere Heimat für ein Jahr“. Wir waren begeistert von all den Palmen, die niemand von uns in so einer großen Anzahl erwartete hätte.

Mosambik

Als das Anschnall-Lämpchen erlosch und wir uns bereit machen wollten, auszusteigen erzählte uns eine Mitreisende, dass wir gar nicht in Lilongwe gelandet wären, sondern in Mosambik/Nampula. Wir fünf Malawi Freiwilligen von Artefact waren verwirrt.
Nach einigen Minuten Ungewissheit kam eine Durchsage von dem Piloten, dass es ein Fehler in der Planung gegeben hätte und er nur den Flugplan nach Mosambik dabei habe, nicht aber den nach Lilongwe. Wir vermuteten, dass aufgrund der Verspätung unseres Flugs beide Flüge, und zwar der nach Lilongwe und der nach Nampula, zusammengelegt wurden, jedoch geplant gewesen wäre erst nach Lilongwe zu fliegen und anschließend nach Nampula.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sitzend im Flugzeug und auf den richtigen Flugplan wartend ging es dann endlich weiter nach Lilongwe.

Im Gegensatz zu Nampula machte Lilongwe von oben einen eher trostlosen Eindruck. Alles war rot und braun, kaum Bäume, keine Berge und nur sehr kleine etwas verteilte Hütten.

Malawi von oben

Man könnte schon sagen, dass dieser Anblick eher eine Enttäuschung war.

Zudem hatten wir eine Verspätung von 5h auf dem Buckel.
Alles in allem hat meine Anreise aus Heitersheim bis zu unserer Backpacker Lodge in Lilongwe 36h gebraucht.

 


Die ersten Tage in Lilongwe
Vom 11.08. bis 15.08. hatten wir die sogenannte Einführungswoche, welche von einigen unserer Vorfreiwilligen geleitet wurde.
Wir bekamen fast jeden Morgen einen Chichewa Kurs (Chichewa und Englisch sind Malawis Amtssprachen).
Nachmittags unternahmen wir kleine Ausflüge, z.B. gingen wir auf dem Markt, besuchten das Kusamala Institut (dies ist die Einsatzstelle von Hannah), aßen lokal, lauschten einer Jazz Band,.. Dadurch konnten wir Lilongwe schon einmal etwas kennen lernen.

Sehr wackelige Brücken führen über den Fluss Lilongwe
Hier fahren Hannah (links), ich (mitte) und Johannah (rechts) Tuktuk in Lilongwe. Es ist ein praktisches Fortbewegungsmittel auf drei Rädern.

Lilongwe ist eine Planstadt, sie ist sehr weitläufig und groß. Sie hat ca. 986.000 Einwohner/innen. Das Zentrum von Lilongwe hat mich etwas überrascht, ich hatte es mir viel größer vorgestellt und mit zumindest ein paar Hochhäusern. Doch es ist nichts im Vergleich zu Kampala (Uganda). Es gibt ein paar Einkaufsläden in welchen es sogar das beste Pesto gibt (orangenes Barilla Pesto), Banken und einen sehr großen Markt, in welchem ich mich niemals alleine zurecht finden werde :D.

 


Die ersten Eindrücke von meinem Einsatzort:
Am Donnerstag (16.08) wurde dann jeder von uns fünf „neuen“ Freiwilligen von seinem Vorfreiwilligen an seinen Einsatzort begleitet.
Mein Einsatzort ist Mzuzu 355 km von Lilongwe entfernt. Die Fahrt dauerte ca. 5:30h.
Je näher wir an Mzuzu kamen, desto schöner wurde die Landschaft. Um Lilongwe herum sind fast alle Bäume bereits abgeholzt und außerdem gibt es kaum Berge.
Je weiter wir jedoch in den Norden fuhren, desto mehr Bäume und Berge bekamen wir zu sehen.
Wir mussten für mind. fünf Polizeikontrollen anhalten, obwohl wir die gesamte Zeit auf nur einer Straße, dem sogenannten „Malawi Highway“, fuhren. Dies ist die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Norden und Süden Malawis, trotzdem ist sie nur einspurig gebaut, d. h. wenn ein großer Lastwagen entgegen kommt, kann es schon mal knapp werden.

Hier, im Norden Malawis, wird eher die Sprache Chitumbuka gesprochen, was für mich bedeutet, dass ich meine Sprachkenntnisse von Chichewa hier kaum anwenden kann und eine neue, meines Erachtens noch viel kompliziertere Sprache, lernen muss. Gerade die Menschen aus dem Dorf sprechen oft kein Englisch, sodass kein Weg daran vorbei führt, Chitumbuka zu lernen. Auch wenn es eine Sprache ist, die man sich kaum irgendwo ableiten kann, macht es großen Spaß sie zu lernen, vor allem wenn man Smalltalk auf der Straße führen kann und die Menschen sich darüber freuen, dass man ihre Sprache zumindest ein bisschen sprechen kann.

Unser Ziel in Mzuzu war die „Mzoozoozoo“ Backpacker Lodge (umgspl. „Zoo“), welche Bernhard Schwarz gehört. Sie wird für die Wochenenden mein neues Zuhause sein. Ich war positiv überrascht; es ist eine sehr übersichtliche, schön eingerichtete Lodge. Es ist ein Ort, an dem man Menschen aus allen Nationen kennen lernen kann, da sie ein beliebtes Ziel für Reisende ist. Fast jeden Freitag und Samstag ist hier eine „Party“, es kommen Leute aus der Stadt oder anderen Lodges aus der Umgebung, um hier Musik zu hören, zu tanzen und etwas zu trinken.

Die Backpacker Lodge „Mzoozoozoo“
Die Backpacker Lodge von innen

 

Am Freitag den 17.08.2018 besuchten Bernhard, Michi (mein Vorgänger), Mphatso (mein Mentor) und ich Chipunga, welches an den Wochentagen mein Zuhause sein wird. Dort lernte ich meinen Gastvater Mr.Kasambala kennen und konnte mein zukünftiges Zimmer anschauen. Leider ist mein Zimmer noch nicht fertig renoviert, also muss ich mit dem einziehen noch etwas warten, aber anscheinend soll es nächste Woche fertig werden.
Chipunga ist ein sehr schönes Dorf, es ist ziemlich hoch gelegen zwischen vielen Bäumen. Die Fahrt von Mzuzu nach Chipunga ist abenteuerlich, die ungeteerte Straße geht steil bergauf und bergab und hat scharfe Kurven. Ich frage mich, wie die Autos diese Straße in der Regenzeit meistern sollen.

Die Straße nach Chipunga

Leider haben die Kinder noch bis Mitte September Ferien, das heißt ich muss noch fast einen Monat warten, bis ich endlich anfangen kann zu arbeiten. Aber somit habe ich genug Zeit, um meine neue Umgebung kennen zu lernen.
Mein nächstes Ziel ist der Malawi See. Ich hoffe es klappt, dass ich ihn diese Woche noch besuchen kann.
Noch ein großes Dankeschön an all meine Sponsoren, dass ich diese Erfahrung machen darf.

Bis bald
Eure Laura

Über mich

Ich bin Hannah, 22 Jahre alt, Hamburgerin und Umweltwissenschaftlerin.

Und seit dem 10. August bin ich nun in Malawi um hier für ein Jahr zu leben und zu erleben, zu arbeiten und zu lernen und viele neue Erfahrungen zu sammeln.

Die letzten 4 Jahre habe ich in Lüneburg gelebt und dort an der Leuphana Universität Umweltwissenschaften studiert. Während der Zeit habe ich mich intensiv mit den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung beschäftigt und konnte viel über die globalen Zusammenhänge in unserer Welt lernen. Besonders interessiere ich mich für Ökologie und habe mich stark in diesem Bereich vertieft. Dabei interessieren mich vor allem die komplexen Zusammenhänge von Ökosystemen und die Herausforderungen des Biodiversitätserhalts. Die Natur ist so interessant und wir können so viel von ihr lernen… Wie können wir am besten im Einklang mit ihr leben und ihre Ressourcen und ihre Schönheit erhalten? Ganz besonders wichtig finde ich die Frage, wie wir auf natürliche Weise Nahrungsmittel produzieren können und den Schutz der Natur mit einer globalen Ernährungssicherheit in Einklang bringen können.

Ich freue mich darauf, meine Interessen und mein Wissen während meines weltwärts-Freiwilligendienstes hier in Malawi zu vertiefen. Ich arbeite am Kusamala Institute in Lilongwe, ein Institut für Ökologie und Landwirtschaft. Ökologie und Landwirtschaft sind genau die Schlagworte, die meine Interessen und Schwerpunkte am besten beschreiben, sodass ich einerseits viel Neues lernen kann, andererseits aber auch schon einen guten Wissensstand mit in das Projekt bringen kann.

Kusamala Institute