Der muzungu mal unwichtig?

Bevor ich anfange, muss ich mich entschuldigen. In Ngarama ist das Internet zu schlecht, um Beiträge zu posten. Deshalb werde ich ab jetzt immer dazuschreiben, wann ich den Beitrag verfasst habe, damit da auch mit den Zeiten und der Reihenfolge der Ereignisse keine Verwirrung entsteht.

 

So ist dieser Beitrag vom 13.9.

 

Seit zwei Wochen leben wir in Ngarama, so langsam schleichen sich Routine und Alltagsgefühle ein. Wir stehen auf, machen uns fertig, frühstücken und ab geht’s zur Arbeit.

Beim VTC Benebikira beginnt der Tag mit dem morning assemble – die Schüler stehen im Karree, singen und beten. Beendet wird es mit der Nationalhymne. Außerdem ist das der Zeitpunkt, an dem Strafen verhängt werden. Wie zum Beispiel, wenn man nicht die Schuluniform der Schule trägt, sondern sich ein Hemd in ähnlicher Farbe mit dem Logo schneidern lässt. Oder wenn man vor der Maria-Statue auf dem Gelände gesessen hat.

Anschließend (um 8) beginnt der Tag, jeder macht sich auf zu seiner Arbeit. Ich assistiere im Moment im Englischunterricht und bei Communication – beides soll ich bald auch alleine machen – und habe einige bürokratische Sachen zu tun. Sportunterricht hatte ich noch nicht, der findet nächste Woche das erste Mal für mich statt. Außerdem habe ich jetzt die Aufgabe bekommen, ein neues Haus für die Schlafsäle der Jungen plus Betten sowie einen Zaun, der das gesamte Gelände umschließt, zu entwerfen, bzw. den Bau zu leiten und zu beobachten.

Als ich heute Morgen diese Aufgaben erteilt bekommen habe, war ich leicht irritiert. Ich habe noch nie etwas Ähnliches gemacht. Auch wenn es hier architektonisch und auch in puncto Elektrik und Wasserversorgung nicht ganz so komplex ist, wie ein Haus in Deutschland, ist es doch eine Aufgabe, die nicht einfach sein wird. Ich habe ja auch keine Erfahrungen in dem Bereich…

Bei dieser Aufgabe spiegelt sich gut wieder, was einige Menschen hier denken (zumindest die, mit denen ich mich unterhalten habe oder von denen ich von anderen Freiwilligen gehört habe), nämlich, dass wir Profis in allem wären. Wenn ich sage, ich weiß nicht, wie dies oder jenes funktioniert, sind sie oft irritiert. Auch ansonsten ist man einfach etwas „besonderes“. Selbst die Schüler, die mich jeden Tag sehen starren mich immer noch an, als wäre ich ein Alien. Zum Glück offensichtlich ein netter, denn sie sind immer total interessiert und wollen auch mal mir reden.

Im Dorf ist das noch viel extremer, hier ruft jeder muzungu, muzungu, good morning oder er holt alle Freunde/Familienmitglieder, um zu gucken. Dass sich nach ein paar Minuten eine Eskorte von kleinen Kindern gebildet hat ist auch keine Seltenheit.

Deshalb war es zur Abwechslung ganz angenehm, mal nicht im Mittelpunkt zu stehen, als gestern eine Delegation von Bildungsbeauftragten, vom Bildungsminister des Landes (auf dessen Kritik hin mir der Auftrag zum Bau eines neuen Schlafsaals erteilt wurde) bis hin zum Bildungsbeauftragten des Sectors, sowie ein paar Militärs und Polizisten kamen und das Interesse an uns ganz plötzlich nachließ. Die Schule wurde besichtigt, die Materialien, Klassenräume und Schlafsäle kontrolliert. Zum Schluss gab es ein gemeinsames Essen.

Begrüßung des Ministers (mittig, mit dem Rücken zur Kamera) durch Sister Mary
Der Minister (zwischen Letizia und mir) mit seiner Delegation

 

Da es noch relativ früh war, ging der Tag dann nach Arbeitsschluss ganz normal für uns weiter. Jeden bis jeden zweiten Tag gehen wir auf dem Markt, um uns unser Abendessen und Mittagessen für den nächsten Tag zu besorgen. Da wir keinen Kühlschrank haben, liegt nie etwas lange rum, was gekauft wird, wird quasi unmittelbar gegessen.

Als Basis gibt es eigentlich immer Reis oder Kartoffeln (manchmal Süsskartoffeln), dazu Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Paprika. Ansonsten gibt es Obst – Maracuja, Ananas, Bananen, sogenannte Baumtomaten, Orangen – in Unmengen. Wenn man mal was anderes möchte, gibt es außerdem Chapati (ein Fladen, der hauptsächlich aus Mehl und Ei besteht) und Sambusa (mit Fleisch oder Erbsen gefüllte Teigtaschen).

Zurück im Haus fangen wir dann meistens an, das Essen vorzubereiten, was aufgrund mangelnden Platzes und Ausstattung nicht wenig an Zeit in Anspruch nimmt.

Nach dem Essen räumen wir ab und sitzen noch ein bisschen beisammen, bis wir müde sind….

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