Mittlerweile ist die Supervision (Überwachung) von Doris Kasambala schon etwas weiter fortgeschritten. Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag erklärt habe, versucht Doris Kasambala dabei den Preschool Lehrern/innen neue Unterrichtsmethoden beizubringen. Meiner Meinung nach ist es sehr nützlich, man kann bereits deutliche Veränderungen im Unterricht beobachten. (Z.B. bemühen sich die Lehrer/innen nun sich auf eine Zahl und einen Buchstaben pro Woche zu beschränken, anstatt jeden Tag etwas Neues zu unterrichten). Auch ich konnte schon einiges dadurch lernen.
Trotzdem beschäftigte uns in letzter Zeit die Tatsache, dass zu Beginn des Schuljahres (im September) täglich noch mehr Kinder in die Preschool kamen, als jetzt. Mittlerweile kommen nur noch halb so viele Kinder. Zum Beispiel in die Preschool at the church kamen im September noch 25-30 Kinder, nun sind es leider nur noch 10-15 Kinder täglich.
(Zur Erklärung: Ich arbeite in zwei verschiedenen Preschools. Eine wird Preschool at the compound genannt, die andere at the church. Beide sind in Chipunga. Doch da Chipunga sehr ländlich und weitläufig ist, wurden zwei Preschools eröffnet, damit die Kinder nicht so weite Strecken zurück legen müssen. Jede Woche wechsle ich die Preschool und arbeite in einer anderen.)
Zudem wurden die erwünschten Gebühren, um den Kindern in der Pause Porridge zu kochen, bisher noch nicht von den Eltern bezahlt. Es sind 500 MKW monatlich (ca. 830MKW sind 1€) pro Kind erwünscht.
Da viele der Kinder ohne Frühstück aus dem Haus gehen und auch kein Pausenvesper mitbekommen, werden sie nach ca. der Hälfte des Preschooltages hungrig, was sich in Trotz, weinen und Alberheit zeigt. Natürlich kann sich kein Kind so konzentrieren und etwas lernen. Wer lernt schon gerne mit leerem Magen?
Aus diesem Grund wollten wir den Eltern bewusst machen, dass sie die 500 MKW bezahlen sollten, oder aber ihren Kindern ein Pausenbrot mitgeben.
Nach einigen Diskussionen zwischen Doris und mir entschieden wir uns mit dem „Headman“ von Chipunga zu reden. Zuerst versprach er uns seine Unterstützung, er wolle den Eltern einen Brief zukommen lassen mit einem offiziellen Stempel und sie zu einem Meeting auffordern.
Nachdem das angesagte Meeting zweimal verschoben wurde, da keine Eltern auftauchten, und der „Headman“ plötzlich in Mzuzu war, gingen Doris und ich in der Grundschule in Chipunga von Klasse zu Klasse. Dort forderten wir die Schüler/innen auf ihren Eltern auszurichten, dass sie mit ihren Kindern unter 5 Jahren zu dem Meeting kommen sollten, welches wir für den nächsten Tag angesagt hatten.
Ich war ehrlich gesagt erst sehr skeptisch, ob es dieses Mal klappen wird.
Doch am nächsten Tag waren überraschenderweise sehr viele Mütter und auch einige Väter, mit ihren Kindern zu dem Meeting erschienen.
Nach einer längeren Diskussion entschieden sich die Mütter, dass jeder die 500 MKW Schulgebühren bezahlen sollte und es wurden Verantwortliche gewählt, um das Geld zu verwalten und den Porridge für die Kinder zu kochen.
Der „Headman“ von Chipunga erschien nicht zum Meeting, er war immer noch in Mzuzu.
Dafür kam die „Headwoman“(sie ist nicht die Ehefrau vom „Headman“, sie hat genau die gleiche Stellung) von Chipunga und unterstütze unser Vorhaben.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob die Schulgebühren regelmäßig bezahlt werden und die Kinder täglich einen Porridge in der Schule genießen dürfen.
Immerhin konnten wir durch das Meeting die Wichtigkeit der Bildung für Kinder betonen und auch die Probleme der Eltern anhören.
Meiner Meinung nach war das Meeting schon jetzt ein Erfolg. Einige der Eltern waren zum ersten Mal bei einem solchen Meeting, wurde mir gesagt.
In diesem Beitrag würde ich zusätzlich noch gerne einige andere Themen ansprechen, welche mir in der letzten Zeit aufgefallen sind:
Plastik:
Malawi hat ein großes Problem mit Plastikmüll. Hier in Mzuzu gibt es keine Müllabfuhr, die regelmäßig durch die Straßen fährt und den Hausmüll einsammelt, um ihn dann ordentlich zu entsorgen.
Viele Menschen hier haben kein Bewusstsein für die Gefahren von Plastikabfällen in der Natur. Die leere Trinkflasche oder die Einkaufstüten werden einfach rücksichtlos aus dem Autofenster oder in den nächsten Graben geworfen. Oft sieht man in den Straßengräben dann eine große Ansammlung von Plastikmüll, welcher den Abfluss verstopft und es dadurch zu einer stehenden stinkenden Wassermasse kommt. Es gibt auch keine Mülleimer in der Stadt, welche regelmäßig geleert werden.
Nicht selten sieht man, wie Plastikmüll einfach am Straßenrand oder in einem Hof verbrannt wird. Dies stinkt und qualmt ordentlich. Doch es besteht keine andere Möglichkeit den Müll loszuwerden.
Auch ich musste die alten abgelaufenen Medikamente plus Verpackungen, welche noch von den Vorgängern in Chipunga waren, verbrennen. Es war ein sehr komisches Gefühl das alles einfach anzuzünden.
Das Beste ist also, wie überall auf der Welt, den Plastikmüll so gut es geht zu vermeiden. Zum Einkaufen nehme ich immer Stofftaschen mit, trotzdem, wenn man mal kurz nicht aufpasst, sind die Tomaten vom Markt schon wieder in einer Plastiktüte verschwunden.
Positiv finde ich, dass wenigstens in den Supermärkten wie Shoprite oder Chipiku die Plastiktüten etwas kosten. Es sind zwar nur kleine Beträge zwischen 50 und 70 malawischen Kwachas (1€ = ca. 830MKW), trotzdem ist es besser als nichts.
Religion:
In Malawi spielt die Religion eine sehr große Rolle.
Ca. 83% sind Christen und ca. 13% Muslime. Die restlichen 4% gehören den Bahai, Atheisten und traditionellen Religionen an.
Viele Malawier gehen jeden Sonntag in die Kirche, um zu beten zu singen und tanzen. Oft wird auch vor dem Essen gebetet und Gott gedankt.
Viele Malawier sind sehr ehrfürchtig gegenüber Gott.
In vielen Autos kann man Aufkleber finden wie: „This car is protected by the blood of Jesus“ oder Bilder von Jesus Christus. Trotzdem fahren viele Leute hier zu schnell und überholen in den Kurven. Die Autos haben oft keinen guten Zustand, machen komische Geräusche, Spiegel oder Lichter fehlen oder haben einen riesigen Sprung in der Frontscheibe. Oft sieht man Unfälle.
Ist es ein Vorteil „weiß“ zu sein?
Wenn ich hier in Malawi in der Öffentlichkeit unterwegs bin wird mir oft ein bestimmtes Wort hinterher gerufen. Manchmal kann ich es auch aus einem Gespräch aufgreifen und ich weiß sofort, dass ich damit gemeint bin. Das Wort ist „Mzungu“.
Was wortwörtlich übersetzt so viel bedeutet, wie „Der von weit her gereiste“.
Damit bezeichnen die Leute hier die „hellhäutigen“ Menschen.
Auf den Reisen mit meiner Familie nach Uganda und Kenia hatte es mich nie sonderlich gestört „Mzungu“ genannt zu werden.
Doch hier merke ich immer öfter, wie unangenehm ich es finde.
Immer und überall fällt man auf. Leute schauen einen an und lachen. Natürlich meinen sie es nicht böse, doch man kann nicht einfach in einer Menschenmenge verschwinden, wie in Deutschland. Man ist immer der Andere, die „besondere“ Minderheit.
Zudem merke ich öfters, wie ich anders behandelt werde, nur aufgrund der Hautfarbe.
Zum Beispiel im Immigration Center wurde ich an der Schlange wartender Menschen vorbei gewunken direkt in ein Büro, in welchem mir sofort geholfen wurde.
Natürlich gibt es auch die andere Seite. Manche Taxifahrer oder Veräufer/innen assoziieren mit „weißer“ Haut Geld und verdoppeln oder verdreifachen sogar ihren Preis. Gerade wenn man neu an einem Ort ist und nicht weiß wieviel etwas kostet bezahlt man oft zu viel. Mittlerweile kenne ich die meisten Preise und mit ein bisschen Chitumbuka wirkt man auch nicht mehr wie ein Tourist, trotzdem ist immer Verhandlungsgeschick verlangt.
Weihnachtsstimmung:
So langsam erhalte ich immer mehr Whatsapp Nachrichten aus Deutschland, sie klagen über das kalte Wetter. Auch schon die ersten Schnee Bilder haben mich erreicht.
Jetzt beginnt die Weihnachtszeit. Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet und in Gallenweiler starten die Adventsfenster. Der Adventskalender wird täglich aufgemacht und jeden Sonntag eine Kerze auf dem Adventskranz angezündet.
Hier in Malawi bekommt man nicht viel von der Weihnachtsstimmung mit. Außer im Shoprite, dort ist schon seit Oktober die komplette Weihnachtsdeko ausgepackt. Natürlich kitsch pur: Künstliche Tannenbäume, Weihnachtsmann Figuren und glitzernde Girlanden zusätzlich läuft Weihnachtsmusik rauf und runter.
In Malawi ist es zurzeit fast jeden Tag sehr heiß.
Wobei ich noch froh sein kann, dass ich in Mzuzu wohne. Es ist höher gelegen und dadurch kühler. In Mzuzu haben wir bei Sonnenschein ca. 30 Grad, wobei es am See unten schon mal bis zu 40 Grad heiß werden kann.
Trotzdem merkt man so langsam, dass die Regenzeit beginnt. Immer öfters gibt es regnerische Tage, welche ich auch mal ganz gerne habe. Doch der Sandboden wird dann zu einer großen Schlammrutsche. Im Laufe des Dezembers sollen diese regnerischen Tage weiter zunehmen.
Zuletzt habe ich nun noch eine kleine Bitte.
Da die Weihnachtszeit sich nähert und jeder beginnt sich Gedanken über Geschenke zu machen.
Wollte ich nochmal einen Spendenaufruf starten.
Bisher habe ich die Hälfte meines Betrags zusammen und dafür danke ich hier noch einmal!
Trotzdem fehlen noch ca. 1250€.
Falls ihr Lust habt mich bei meinem Auslandsjahr zu unterstützen:
Hier ist eine Schritt für Schritt Erklärung, um das Ganze zu vereinfachen:
1. Das Geld wird auf diesem Konto gesammelt:
artefact gGmbH
DE33 2175 0000 0186 0651 24
2. Gib bei der Überweisung folgende Spendenkennung im Verwendungszweck an:
sol. Chipunga 10
Das ist ganz wichtig, damit die Spenden meinem Projekt zugewiesen werden!
3. Wenn du eine Spendenbescheinigung per Post von artefact erhalten möchtest, gib zudem Deine vollständige Adresse an!
Vielen Dank!
Eure Laura