Selbstevaluation, die

Für unsere Entsendeorganisation müssen wir regelmäßig Quartalsberichte schreiben und einer ist jetzt vor unserem Zwischenseminar fällig. Da ich viele der in diesem Bericht vorkommenen Dinge sowieso einmal hier schreiben wollte, teile ich den einfach direkt mit euch. Passen zur Hälfte unseres Freiwilligendiesnstes sollte er in Form einer Selbstevaluation gestalltet werden, weshalb sich viele meiner Gedanken und Empfindungen darin finden lassen. Manche Aspekte klingen oder sind sehr stark verallgeminernd, ist aber natürlich nur meine Wahrnehmung, beziehungsweise Meinung.
(Letzteres gilt natürlich auch für all meine anderen Beiträge.)

Falls jemand Interesse an ein paar Fotos hat, ich habe in diesem Album alle meines Freiwilligendienstes gesammelt, bzw. werde auch noch alle anderen hinzufügen, wobei es manchmal dauert bis Google das Ganze aktualisiert: https://photos.app.goo.gl/Y1c4QK17DuTXjeko9


Um ehrlich zu sein weiß ich nicht genau wo ich anfangen soll, schließlich sind es ja doch schon sehr viele Aspekte, die betrachtet werden sollen. Ich versuche also einfach mal irgendeine Art der Struktur einzubauen, kann aber natürlich nichts versprechen.

Grundsätzlich war der Anfang diese Freiwilligendienstes für wahrscheinlich jeden Freiwilligen eine sehr große Umstellung. Weg von der Schule, der Uni oder der Ausbildung, vielleicht auch von einer längeren Zeit nichts tun. Weg von den Eltern, Freunden, Mitbewohnern und wer da nicht noch alles war. Auf jeden Fall weg aus dem uns so gut bekannten Alltag, hinein in ein neues Abenteuer mit einem mehr als nur unbekannten Ausgang als auch einer noch unbekannteren Durchführung.
Bei mir persönlich trifft das sehr stark zu. Nicht nur bin ich das erste Mal richtig im Ausland, dazu auch noch das erste Mal allein unterwegs, sondern auch ist es für mich das erste Mal richtig zu arbeiten und auch, abgesehen von Schule, Haushalt oder Zeitungaustragen, das erste Mal richtig Verantwortung zu tragen. Ich persönlich habe, leider aber auch logischerweise, nicht viel Ahnung davon, wie es bei den anderen Freiwilligen aussieht und wie ihr Arbeits- und Lebensalltag aussieht. Ich selbst hatte gerade erst die Schule abgeschlossen und bin beinahe direkt nach Malawi aufgebrochen. Allein zu leben ist schon echt viel anstrengender und ich würde es liebend gerne wieder gegen das alte Leben eintauschen, einfach weil man viel mehr Zeit für sich hat und nicht alles selbst planen muss, wenn es die ganze Familie zusammen macht. Jetzt ist das natürlich ganz anders und ich bin wirklich fast vollständig für mich selbst verantwortlich. Lediglich um Kleinigkeiten wie Strom und Wasser muss ich mich nicht selbst kümmern, das machen noch meine Vermieter.
Wenn ich aber so drüber nachdenke, fällt mir auf, dass es eigentlich gar keine Kleinigkeiten sind. In Deutschland ist beides mehr als nur selbstverständlich, aber hier in Malawi sieht das einfach anders aus. Ich kann mich froh schätzen in einem der am besten ausgebauten und versorgten Gebieten des Landes zu leben, so dass ich beinahe nie Probleme mit Strom, geschweige denn Wasser habe. Viele andere Freiwillige müssen sich was das angeht noch viel stärker umstellen und anpassen, von den Einheimischen möchte ich gar nicht erst sprechen. Was mir hierbei klar wird ist, wie selbstverständlich wir, damit meine ich viele Menschen in gut entwickelten Gebieten wie Deutschland, viele Dinge sehen. Leider muss ich mich selber auch zu diesen Menschen zählen, was mir aber erst hier richtig bewusst wurde und was mich beim genaueren drüber nachdenken etwas verärgert. Neben Wasser und Strom gibt es noch Dinge wie zum Beispiel das Internet. Ok, in Deutschland ist die Anbindung an vielen Orten immer noch nicht gut, aber hier in Malawi ist das nochmal ganz anders. In deutschen Großstädten wird nur noch darüber geredet, wie schnelles Internet man den hat oder haben möchte. Dass es aber da ist, ist völlig normal. Und dazu ist es auch noch unbegrenzt, wovon man hier eigentlich nur träumen kann, es sei denn man ist in der Lage, Geld zum Fenster raus zu werfen, so teuer wird das dann hier. Und zwar an deutschen Standards gemessen ist das teuer, für den Großteil der Bevölkerung also unbezahlbar.
Diese Selbstverständlichkeit ist es, was für mich inzwischen nicht mehr selbstverständlich ist. Man erkennt einfach, dass sich so viele Dinge bezüglich des Internets nur an gut entwickelte Länder richten. Einfach mal so Filme anschauen oder Musik hören ist hier nicht so leicht, wobei ich sogar glaube, dass es einige Einheimische hier in Malawi gibt, die nicht einmal wissen, dass das Internet überhaupt existiert, oder zumindest nicht wissen, was genau es ist und wozu man es nutzen kann. Diese Erkenntnis wird bei mir selbst jetzt nicht dazu führen, dass ich mein Leben komplett umstelle und auf solche Dinge verzichte oder so, ich erde aber definitiv mit anderen Augen auf sie schauen. Wenn ich mich das nächste Mal in Deutschland über das „langsame“ Internet aufrege, muss ich mir einfach nur in Gedanken rufen, wie es in anderen Ländern wie beispielsweise Malawi aussieht.

Trotz der bereits genannten Umstellung von meinem Alltag vor dem Freiwilligendienst bin ich mit der Situation aber trotzdem mehr als zufrieden. Ich bin nicht völlig vom Internet abgeschnitten, habe eine kleine aber feine Wohnung und habe auch noch kein Heimweh oder so, von ein paar kleinen Dingen, die ich vermisse, mal abgesehen. Auch über meine Arbeit kann ich mich nicht beschweren. Jetzt, wo die erste Hälfte des Freiwilligenjahres um ist, hat sich auch meine Arbeit, beziehungsweise meine Aufgaben etwas verändert. In den vergangenen Monaten habe ich sehr viel im Office gesessen und auch viel „Büroarbeit“ gemacht. Vom gestallten einer Website über das Organisieren von Workshops, einen kleinen Einblick in das Thema Finanzen und was man im Office nicht alles machen kann, verschiedenste Dinge waren schon meine Aufgabe. Da ich die meisten meiner Projekte soweit fertig habe, werde ich in den nächsten Monaten an ein paar anderen, etwas aktiveren Aufgaben arbeiten. Neben dem Gestallten und letztendlich auch Bauen eines Spielplatzes soll ich auch noch einige langfristige Sachen planen, zum Beispiel Lernpfade über das Gelände unsere Lodge. Alles in Allem finde ich diese neuen Aufgaben sehr schön, nicht nur da ich zum größten Teil eigenständig arbeiten darf beziehungsweise sogar soll, sondern auch weil es ganz andere Aufgaben sind. Nach einem halben Jahr etwas großartig anderes zu tun fühlt sich sehr gut und motivierend an. Besonders, da ich andererseits auch mit vielen kleinen und meist uninteressanten Aufgaben überschwemmt werden könnte, da von diesen mehr als genug da sind.
Auch habe ich für die nächsten Monate noch ein Praktikum bei einem der Anderen Freiwilligen geplant, worauf ich mich auch schon sehr freue, auch wenn noch nichts genau feststeht. Im Nachhinein ist der Motivationsverlust, denn ich in den letzten Monaten hatte, nicht unbedingt schlecht. Es hat mir geholfen zu sehen was ich gerne machen würde, beziehungsweise was nicht und beim darüber Nachdenken glaube ich, dass es ein normaler Teil des Arbeitsalltages ist, mit dem man lernen muss umzugehen.

Auch ist die Frustration, die ich manchmal verspüre, wenn ich mit einigen Malawiern zusammenarbeite, wahrscheinlich mehr oder weniger normal. Mit deutschen Standards kommt man in Malawi nicht allzu weit, was ich auch schon bei meiner (deutschen) Chefin bemerkt habe. Genau das macht die Zusammenarbeit mit zum Beispiel unserem Gartenteam recht schwer, einfach weil sie ganz andere Ansichten haben und viele Dinge einfach anders machen würden als meine Chefin oder auch ich. Hier sehe ich sehr stark, wie schwer es ist sich richtig oder gar überhaupt anzupassen. Meine Chefin lebt jetzt seit acht Jahren hier und manche Ansichten sind immer noch so wie man sie in Deutschland gebrauchen kann, in Malawi allerdings nicht unbedingt. Das Anpassen fällt einfach schwerer als man denkt, auch als ich dachte.
Die Position als „Weißer“ nehme ich selbst nur ungerne an, man wird aber leider immer wieder in diese Rolle hineingesteckt. Obwohl ich mit 18 Jahren eigentlich so gut wie keine Lebenserfahrung habe, werde ich so wahrgenommen, als wäre ich der Chef vieler meiner Kollegen. Was auch immer ich sage, die Leute nehmen es oft einfach hin und denken selbst nicht mehr viel darüber nach, ganz egal ob es nur ein Vorschlag war oder so etwas wie eine Nachfrage. Es stimmt zwar, dass ich in manchen Situationen über einigen Angestellten stehe was gewisse Aspekte angeht, im Allgemeinen bin ich aber auch nur ein einfacher Mitarbeiter und muss mich den Entscheidungen meiner Chefin beugen. Doch anscheinen vergessen oder verdrängen das viele meiner Mitarbeiter, sowie auch leider viele Malawier. Ich werde einfach als etwas Besonderes betrachtet und behandelt, einfach nur weil ich eine hellere Hautfarbe habe.
Okay, ich durfte zwar im Gegensatz zu den meisten Malawiern eine gute und dazu sogar kostenlose Schulzeit genießen, was vielleicht zu einer anderen Ansichts- und Denkweise geführt hat, aber irgendwie verstehe ich nicht, wie die Menschen hier eine so starke Polung haben können. Ich fühle mich manchmal so, als wäre es überhaupt kein Problem hier eine Revolution oder so etwas zu starten und dass das dann auch funktionieren würde, einfach nur weil ich eine hellere Hautfarbe habe. Würde ich Chichewa sprechen und es wirklich wollen, könnte ich wahrscheinlich eine ganze Menge an Leuten um mich scheren, die glauben, ich hätte recht mit dem was ich sagen würde. Es wirkt auf mich einfach so, als wäre die Kolonialisierung hier erst ein paar Jahre her und dass die Leute sich immer noch in dieser Rolle fühlen, in die sie damals leider gesteckt wurden.
Zwar verstehe ich wie gesagt, dass ich und die meisten Malawier unter komplett anderen Umständen aufgewachsen sind, in zwei nicht nur kartografisch gesehenen anderen Welten leben, aber eine gewisser Unverständlichkeit ist trotzdem da. Dinge einfach hinzunehmen, ohne sie wirklich zu hinterfragen, ist für mich einfach unvorstellbar.
Was die anderen Freiwilligen angeht finde ich die Situation echt super. All die knapp 40 Freiwilligen aus Deutschland in Malawi sind super nett, man kann beinahe ohne Probleme überall im Land für ein oder zwei Nächte unterkommen und falls man Fragen hat, bekommt man meistens schnell eine gute Antwort. Ich persönlich fühle mich dadurch nicht ganz so allein oder hilflos, schließlich haben auch die anderen ihre Probleme und leben auch zum ersten Mal auf sich gestellt in Malawi. Zwar treffe ich sie nicht allzu häufig, aber wenn dann ist es immer eine schöne Zeit.

Wenn ich im August wieder nach Deutschland zurückkehren werde, bin ich definitiv nicht in der Lage direkt einen professionellen Job zu machen. Zwar lerne ich über bestimmte Sachen schon einiges, aber im Allgemeinen kriege ich hier eigentlich nur einen Einblick in das Arbeitsleben an sich. Meine Aufgaben sind nicht nur Kleinigkeiten, sondern manche meiner Projekte sind schon echt wichtig. Wäre ich nicht hier, müsste ecoLODGy jemanden für all die Aufgaben anstellen, jemanden der sich jede Woche um den Gemüse Verkauf kümmert, eine Website designen kann, Workshops vorbereitet und anleitet, zwischendurch etwas Babysitten macht, zu jeder Zeit erreichbar ist und auch mal ein paar nicht so schöne Aufgaben übernimmt. So ein Mischpaket findet man hier in Malawi glaube ich nur recht schwer, dazu auch noch jemanden unbezahlten. Ich belege also eigentlich mehr als nur eine Arbeitsstelle, aber diese würden ohne mich zum größten Teil niemals entstehen, da dafür einfach das Geld fehlt. Im Gegensatz zu den anderen Freiwilligen habe ich zwar glaube ich sehr viel Arbeit und auch sehr viel Verantwortung, allerdings ist das auch nicht direkt schlecht. Etwas mehr Entspannung zwischendurch schadet zwar nie, wird man im späteren Arbeitsleben aber wahrscheinlich auch nicht einfach so bekommen. Und außerdem sind meine nächsten Projekte so gemacht, dass es nicht ganz so viel Zeit auf einmal konsumieren wird. Zudem fällt jetzt in den nächsten Wochen oder sogar Monaten eine meine Haupt-Beschäftigungen weg, denn den Gemüse Verkauf müssen wir wahrscheinlich bis auf Weiteres erst einmal unterbrechen. Dadurch werde ich fast zwei ganze Tage mehr in der Woche für meine anderen Aufgaben haben. Richtig durchstarten können wir damit dann erst wieder kurz vor dem Ende meines Aufenthaltes, sodass mein Nachfolger/in diesen dann übernehmen wird.
Auch kriege ich hier von der Kultur nicht unbedingt so viel mit, wie vielleicht der Ein oder Andere denken mag. Im Büro arbeite ich hauptsächlich mit Menschen aus Deutschland, Frankreich oder auch Indien zusammen, meine Vermieter kommen auch aus Indien und sonst habe ich nur meine Arbeitskollegen auf der Baustelle der Lodge, die Malawier sind. Viele andere Leute, die ich kennen gelernt habe, sind auch nicht aus Malawi. Zwar leben die meisten schon etwas hier, aber richtig viel Kontakt mit Einheimischen habe ich hier nicht. Es stimmt zwar, es ist etwas schade, aber so richtig vermisse ich es nicht, da mich viele dieser halt einfach zu anders behandeln. Und um richtig Kultur zu erleben bin ich in der wirtschaftlich größten Stadt des Landes wahrscheinlich eh falsch.
Wenn ich mich hier so im Alltag befinde, treffen dann aber ab und zu doch noch die ein oder anderen Herausforderungen auf mich. Ein Beispiel ist etwa die Umwelt hier in Malawi. Ich persönlich könnte hier fast jeden Tag das Kotzen bekommen. Wohin man auch blickt, man sieht überall Müll. Die Menge an Plastik, das in der Landschaft herum liegt, ist einfach abartig und ich kann es einfach nicht in meinen Kopf bekommen, dass das keinen hier stört. Auch ist das Leben hier eine Herausforderung an sich, nicht ständig in Wutausbrüchen zu enden. Ob beim Fahrradfahren, beim im Minibus sitzen oder einfach beim durch die Straßen Laufen, die Menge an Respekt der Leute geht gefühlt manchmal gegen Null. Auch wenn ich es inzwischen darf, selbst Autofahren würde ich hier, zumindest in der Stadt, niemals machen. Ich fahre ja mit dem Fahrrad nur die Strecke von meiner Arbeit nach Hause, circa 15 Minuten bergauf und bergab, aber schon hier muss ich extrem vorsichtig sein nicht jeden Tag überfahren zu werden. Ein deutscher Student, der hier zeitweise ein Praktikum gemacht hat, hat es mit den Worten ausgedrückt, dass man in Deutschland bei der Fahrschule zuerst lernt die Bremse zu betätigen, hier in Malawi als aller Erstes die Hupe und die Bremse auch nur eventuell am Ende irgendwann. Diese Aussage trifft meiner Meinung nach zu mindesten 99% zu und daraus kann man sich auch gut ableiten, wie es hier in der Stadt auf den Straßen ungefähr zugeht. Spiegel sind anscheinend auch nur modetechnisch existent und Fahrradfahrer sind auch mehr Legenden als wirklich existent. Ich muss mich manchmal echt beherrschen nicht meine ganze Wut und Verzweiflung heraus zu lassen und dass, obwohl ich eigentlich ein sehr ruhiger und offener Mensch bin (zumindest sehe ich mich so).
Das ist zwar jetzt sehr stark verallgemeinernd und trifft auf keinen Fall auf alle Menschen hier zu, aber so erlebe ich es halt so gut wie jeden Tag. Auch fehlt mir hier in Malawi einfach etwas an Struktur. Die deutschen öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar nicht unbedingt der Traum, aber sie fahren zumindest ungefähr zu den Zeiten, zu denen sie es sollen. Und dann auch eigentlich immer ohne Probleme. Ein Bus der mitten auf der Strecke aus Benzinmangel liegen bleibt findet man in Deutschland selten, hier aber leider doch das ein oder andere Mal. So richtig verlässlich sind hier leider nicht so viele Dinge oder auch Menschen, Zuspätkommen könnte auch gut zur malawischen Kultur gehören. Auch fehlt es mir an Verständnis bei Dingen wie dem Geld in Malawi. Manche Produkte kosten im Laden wie auch bei uns zum Beispiel 99,99. Allerdings wird hier nicht wie bei uns neben Euro mit etwas wie dem Cent gerechnet, sondern einfach nur mit Kwacha. Warum schreibt man dann noch die ,99 Kwacha dahinter? (Ähnliche Verständnislosigkeit habe ich aber auch an deutschen/europäischen Tankstellen.) Problem ist auch, dass man häufig nicht einmal Beträge kleiner als 20 Kwacha als Rückgeld bekommt, selbst wenn die entsprechenden Münzen vorhanden sind. Die 1 Kwacha Münze existiert zwar, wird aber auch beinahe nicht mehr benutzt, genauso wie die meisten anderen Münzen, was wahrscheinlich an den Herstellungskosten liegt, die um einiges höher sein werden als die Münzen dann danach.

In den nächsten Monaten möchte ich auf jeden Fall noch einiges von Malawi sehen, ich habe noch 20 Urlaubstage über und die werde ich auch alle gut nutzen. Noch in andere Länder zu reisen lohnt sich für mich nicht unbedingt, aus extremem Sightseeing würde ich dort nichts machen und für die Visa würde recht viel Geld draufgehen, welches ich lieber spare oder wenn dann hier in Malawi nutze. Auch ist das geplante Praktikum noch etwas, worauf ich sehr freue. Das Einverständnis meiner Chefin habe ich bereits, ich muss also nur noch die richtige Stelle finden und dort alles absprechen. Bei den Reisen durch das Land kommen dann vielleicht auch noch andere Freiwillige mit, ein paar Sachen stehen sogar jetzt schon fest. Wenn irgendwie möglich würde ich super gerne auch die nächsten Freiwilligen noch treffen und hier in Malawi willkommen heißen, was aber wahrscheinlich nichts wird. Meine Aufgaben in den nächsten Monaten sind mehr als nur spannend, ich kann so wirklich etwas hinterlassen, das Umherreisen wird noch super und bisher weiß ich nichts Schlimmes, das noch kommen wird, weshalb sich die ab und an aufkommenden Gedanken an Deutschland doch recht schnell wieder vertreiben lassen.

Eine Freiwilligenstelle (fast) wie aus dem Bilderbuch

Ein wichtiger Bestandteil des weltwärts Programmes ist das Lernen. Niemand soll einfach nur in ein anderes Land gehen, um dann dort zu helfen oder zu arbeiten, wir sollen von unserer Reise sehr viel mitnehmen und auch selbst daran wachsen.

Ein Punkt ist dabei natürlich die neue Kultur im Allgemeinen. Schon diese Erfahrung reicht aus, um unsere Sicht auf die Welt hoffentlich zu verändern und sie uns anders wahrnehmen zu lassen. Aber wie bereits gesagt, ein Teil jedes Freiwilligen Jahres ist auch das Arbeiten. Und dass fällt bei eigentlich jedem Freiwilligen sehr unterschiedlich aus.

Das etwas gemütlichere Office

Wo manche zeitweise einfach nichts zu tun hatten, gehen manche in ihren Aufgaben richtig auf. Bei mir ist es, um ehrlich zu sein, ein sehr guter Mittelweg. Ganz am Anfang habe ich von artefact, unserer Entsendeorganisation eine Stelle in Uganda vorgeschlagen bekommen. Bei dieser hätte ich den Großteil der Zeit damit verbringen sollen, wenn ich mich recht erinnere, Schülern und auch Lehrern den Umgang mit PCs beizubringen. Eigentlich auch genau mein Ding, schließlich sitze ich jeden Tag recht viel am PC und habe auch Spaß damit zu arbeiten. Auch habe ich in der elften Klasse, während der Facharbeits-Zeit, vor meinen Jahrgangskammeraden mehrere Vorträge darüber gehalten, wie man das Textprogramm OpenOffice benutzt. Und auch jetzt noch helfe ich gerne, wenn mir beispielsweise meine Mutter oder meine Oma zu Dingen bezogen auf PC oder Smartphone Fragen stellen.

Zwei meiner Arbeitskollegen, Robby und Racka

An sich war der Vorschlag also sehr passen. Aber halt nur eigentlich. Denn wie bereits gesagt, am PC sitze und arbeite ich beinahe jeden Tag und das dann auch noch jeden Tag zu unterrichten, das währe für mich halt nichts Neues. Ok, nicht viel Neues, schließlich unterrichte ich nicht jeden Tag, aber ich würde mich die meiste Zeit mit dem verbringen, was ich eh schon immer mache. Genau aus diesem Grund habe ich mich dann gegen die Stelle in Uganda entschieden. Und ich bereue meine Entscheidung nicht.


Jetzt bin ich hier in Malawi, habe eine super schöne Wohnung und bin bei einem Unternehmen, das dabei ist, eine nachhaltige Lodge zu bauen. Ein fast drei Hektar großes Gelände soll mit Wohnhäusern, einem Restaurant, einem Tagungsgebäude, sowie vielen Beeten und Demonstrationsgärten ausgestattet werden. Später sollen hier nicht nur Touristen, sondern sogar auch möglichst viele Bewohner der Region etwas über Themen wie Permakultur, Bewässerung, organische Dünger und Spritzmittel oder auch die Kompostherstellung lernen. Es sollen regelmäßig Kurse angeboten werden, das Restaurant soll aus eigenem Betrieb komplett vegetarisch betrieben werden und ein Ausflugsziel für Schulklassen soll es auch sein. All das klingt jetzt sehr träumerisch und Zukunftsmusik, aber das Ganze nimmt langsam gestallt an. Und ich bin ein Teil davon. Und auch ein wichtiger.

Auf der Baustelle nehmen langsam die ersten Gebäude Form an

Eigentlich sollen Freiwillige möglichst keine Arbeitsstellen besetzten und damit Anwohnern einen Job wegnehmen, aber bei mir ist das in gewisser Weise der Fall. Die Aufgaben, die ich habe, sind zwar nicht unbedingt für das Unternehmen lebensnotwendig, aber wenn ich nicht hier wäre, müsste entweder eine Person eingestellt werden, oder es würden halt einfach ein paar Dinge wegfallen, bzw. meine Chefin müsste ihre restliche Freizeit auch noch opfern. Eine dieser Aufgaben ist beispielsweise das Aufbauen der Website. Zwar wurde das von meinen Vorfreiwilligen schon angefangen, aber richtig viel gibt es bisher noch nicht. Eine andere Aufgabe ist das Verwalten und Updaten der großen Pflanzendatenbank, auch von meinen Vorgängern angelegt, in der wir versuchen, über mehr als 800 verschiedene Pflanzen, bzw. deren Samen, den Überblich zu behalten. Und schlussendlich, meine wohl aktuell regelmäßigste und auch sehr anspruchsvolle Aufgabe, das Organisieren und Durchführen unseres wöchentlichen Obst- und Gemüseverkaufes. Hierbei kümmere ich mich nicht nur um das Angebot für unsere Kunden, auch nehme ich alle Bestellungen entgegen, frage bei Missverständnissen nach, am Mittwochmorgen leite ich das Packen der Bestellungen, verkaufe diese danach in der Stadt und bin dann auch noch dafür zuständig, den Überblick über das ganze Geld zu behalten. Problem daran ist, bzw. eigentlich ist es ja etwas Gutes, dass wir inzwischen von durchschnittlich 8 Kunden pro Woche auf 20 gewachsen sind. Dadurch wird die Arbeit halt von Woche zu Woche mehr.

So haben wir uns das für den Obst- und Gemüseverkauf zumindest vorgestellt, wie es einestages bei jeden Aussehen soll

Und das sind nur ein paar meiner Aufgaben. Man stelle sich vor, ich (und auch kein anderer Freiwilliger) wäre jetzt nicht hier. Dann würde von diesen Aufgaben entweder fast nichts “existieren”, oder man müsste halt jemanden dafür anstellen. In gewisser Weise nehme ich also doch einen Arbeitsplatz weg.

Leider kein Alltag…

Mir persönlich gefällt die Arbeit aber. Zwar ist es manchmal sehr herausfordernd, manchmal auch nicht sehr spannend, aber sie ist definitiv abwechslungs- und lehrreich. Viele meiner Aufgaben habe ich vorher noch nie richtig gemacht, zumindest nicht in dem Ausmaß, und daran lerne ich echt viel. So wie beispielsweise die Pflanzensamen, die ich schon in der ersten Woche eingepflanzt habe. Vermutlich habe ich sie nicht richtig gewässert, sodass keiner von ihnen jemals aus der Erde gekommen ist. Man lernt halt aus seinen Fehlern.


Und genau das ist auch das Gute an meinen Aufgaben. Wenn ich Fehler mache, geht nicht gleich das ganze Unternehmen unter, aber die Konsequenzen erlebe ich trotzdem, zum Beispiel wenn ich den Kunden erklären muss, dass etwas an ihrer Bestellung nicht da ist. Für den Moment fühle ich mich dann immer schlecht, aber langfristig lerne ich glaube ich sehr viel daran. Es ist also genau so, wie es sein soll.

 

 

 

 

Wie das Leben lebt und wie wir darin leben

Heute ist es soweit, vier Wochen sind rum. Einen Monat alleine gelebt, einen Monat im Ausland.
Für viele mag das nichts Besonderes sein, schließlich geht eigentlich jeder irgendwann mal seinen eigenen Weg. Ob zum Studieren, für eine Ausbildung oder für ein Auslandsjahr, irgendwann kommt dieser Moment eigentlich immer. Und das ist ja auch nicht schlecht.
Aber halt trotzdem eine Umstellung.

Ich bin mir sicher, dass sich viele noch an die Zeit erinnern, wo sie zum ersten Mal langfristig das Elternhaus verlassen und ihr Leben fortan selber geregelt haben. Wie oft hat man es sich als Jugendlicher nicht gewünscht, endlich alleine und ohne die nervigen Eltern zu leben. Endlich unabhängig und frei zu sein.

Das komische ist nur, jetzt wo es soweit ist, klingt das doch nicht mehr ganz so schön wie damals. Versteht das bitte nicht falsch, ich habe mich ja auch freiwillig für das Jahr in Malawi entschieden, aber es sind die Kleinigkeiten, bei denen man anfängt, das ganze wieder zu hinterfragen und sich sein altes Leben zumindest in Teilen wieder zurück zu wünschen beginnt.
Auch wenn es sich vielleicht so anhört, unter Heimweh leide ich (soweit ich weiß) noch nicht.

„Ist es nicht irgendwie normal, wenn man sich nicht von seinem gewohnten Alltag trennen möchte, von all den Sachen, an die man sich gewöhnt und die man zu lieben gelernt hat?
Ich denke die Antwort ist ja.“

Samuel Grabowski


Und ja, mir ist selber bewusst, dass das die ganze Zeit so klingt als würde ich wieder zurück nach Deutschland wollen und mein altes Leben zurück haben wollen, und irgendwie muss ich sagen, dass das auch stimmt. Ich fürchte nur, dass das nicht mehr richtig möglich ist.
Mein altes Leben bestand aus einem mehr oder weniger festen Ablauf. Unter der Woche stand ich jeden Morgen gegen 6.40 Uhr auf, hatte 10 Minuten um mich fertig zu machen und danach (freiwilliger Weise) ohne Frühstück zum Bus zu gehen. Einmal in der Schule angekommen habe ich noch meine Hausaufgaben gemacht, schließlich hatte man ja noch 30 Minuten bevor der Unterricht begann, daraufhin dann den Tag in der Schule verbracht und zwischendurch dann meistens noch ein Brötchen oder Ähnliches als „Ersatz Frühstück“ geholt. Der Rückweg war dann auch wieder sehr entspannt, denn genauso wie auf dem Hinweg habe ich die 20 Minuten Busfahrt damit verbracht, etwas Energie in Form eines kleinen Schläfchens zu regenerieren.

Zuhause angekommen gab es dann meistens eine Kleinigkeit zum Mittagessen, wobei Kleinigkeit eigentlich oft nur aus ein paar Schnitten Brot bestand. Wenn etwas gekocht wurde, dann meist Abends für die ganze Familie. Die Zeit nach dem „Mittag“ habe ich dann oft damit verbracht, den Schultag mit Computerspielen, Videos oder Fernsehen hinter mir zu lassen. Mit dem Hund raus zu gehen hat dabei auch für eine Menge Bewegung und frische Luft gesorgt, sodass mein Tag dann meiner Meinung nach doch recht ausgewogen war.

Natürlich darf man dabei das ganze im Haushalt mitarbeiten nicht vergessen. Geschirrspüler ein- und ausräumen, Wäsche waschen und aufhängen, Staubsaugen oder mal den Rasen mähen, es gab schon einige Dinge, die sich nicht von alleine erledigt haben. Sogesehen war der Tag so gut wie nie richtig einseitig.

Aufgrund meiner Leidenschaft lange auf zu bleiben, habe ich auch sehr häufig die späte Runde mit dem Hund gedreht. Nachts noch einmal zu entspannen und etwas frische Luft zu tanken, war eigentlich garnicht so schlecht. Dabei war man nämlich so gut wie immer ungestört, weil komischer Weise um und kurz nach Mitternacht niemand mehr mit dem Hund rausgeht. Verstehe ich bis heute nicht.

Als Besonderheit zu meinem Alltag kamen dann noch ein paar Kleinigkeiten dazu. Mittwochs beispielsweise habe ich jede Woche für ca drei Stunden Zeitungen ausgetragen. Ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, aber für mich persönlich war das auch eine Art Sport. Klar, in erster Linie ging es dabei um das selbst verdiente Geld, auch wenn das anfangs nicht sehr viel war. 12 Euro für drei Stunden Arbeiten ist eigentlich nicht sehr fair, auch die 14 Euro, die ich aus „Fairness“ nach dem 18. Geburtstag meines Bruder bekommen habe, sind da auch nicht besser. Er hatte die gleiche Tour, nur halt am Samstag. Und als Volljähriger bekommt er halt Mindestlohn. Ab dann lohnt sich das erst richtig, leider bin ich nur halt kurz nach meinem Geburtstag nach Afrika aufgebrochen, konnte also nur zwei Monate das Zeitungen austragen richtig ausnutzen.

Wie gesagt, in meiner Empfindung ist Zeitungen austragen in gewisser Weise ein Sport. Drei Stunden am Stück mit dem Fahrrad fahren und zwischendurch etwas gehen, klingt jetzt vielleicht nicht sehr anstrengend, aber man hat ja auch die ganzen Zeitungen dabei. Zusammen mit dem Anhänger bin ich an manchen Tagen auf gute 100 Kilo gekommen, die ich zeitweise hinter mir herziehen musste.
Und dazu kommt dann ja auch noch das Wetter. Das eine mal musste ich natürlich am heißesten Tag des Jahres die Tour für meinen Bruder übernehmen, an manchen Tagen im Winter war es so kalt, dass ich meine Finger fast nicht mehr gespürt habe oder wenn ich nach nur fünf Minuten schon bis auf die Socken durchgeweicht war. Definitiv eine unvergessliche Zeit.

Vor knapp zwei Jahren habe ich mich dann noch entschieden, jeden Freitag Abend für ein bis zwei Stunden Badminton zu spielen. Also „jeden“ Freitag Abend, ich hatte ja eh nichts Anderes, um die Zeit besser zu nutzen.


Und das ist dann sozusagen mein Alltag gewesen. Mein altes Leben, was sich leider auch für das erste verabschiedet hat. Und zwar nicht nur für das eine Jahr, das ich jetzt hier in Malawi bin, sondern sehr wahrscheinlich auch für die Zeit danach. Zwar habe ich geplant zu studieren, aber ich werde in der Zeit wohl kaum weiterhin so gut versorgt werden wie bisher, schließlich werde ich dann vermutlich nicht mehr Zuhause wohnen.

Genau aus dem Grund sehe ich das Jahr in Malawi als den Anfang eines neuen Abschnittes meines Lebens an. Schon jetzt bin ich größtenteils auf mich alleine gestellt und das wird sich wahrscheinlich auch nie mehr so richtig ändern. Das richtige Leben beginnt jetzt, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, was genau das ist, aber die entspannte und sorglose Zeit ist wohl für das erste vorbei.

Aber das ist ja gerade auch das Gute. Für mich ist jetzt fast alles neu, neben dem Land und der Kultur auch mein Alltag. Die alten Strukturen meines Lebens sind aufgebrochen und jetzt ist es die Zeit, neue zu entwickeln. Diese vier Wochen haben mir gezeigt, dass es nicht leicht wird, sich aber definitiv lohnt und dass sicherlich noch einige Überraschungen auf mich warten werden.


An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Leuten bedanken, die mich bis zum jetzigen Tage begleitet haben. Ob Freunde oder Verwandte, ob Nachbarn oder flüchtige Bekanntschaften, ob Lehrer oder Schulkameraden, all diese und definitiv noch viel mehr Leute waren und sind Bestandteil meines Lebens. Es gibt auf jeden Fall Dinge, die anders oder vielleicht auch besser hätten verlaufen können, aber so wie es ist, ist es gut. Denn genau dadurch bin ich zu dem geworden, der ich heute bin. Ein Junge, der glaubt er sei erwachsen, gerade die Welt entdeckt und sich aus einem unerklärlichen Grund für einen Philosophen hält.

Von Diesem und Jenem – Wie unterschiedlich die Welt doch sein kann

Es sind nun schon fast drei Wochen, seit wir in Malawi angekommen sind. Und seit zwei Wochen lebe ich jetzt auch schon alleine, mehr oder weniger auf mich gestellt.

Was die Landschaft angeht, bin ich hier in Limbe, bzw. Blantyre, echt zufrieden. Als wir in Lilongwe ankamen, war es dort extrem staubig, überall nur gelb-brauner Sand. Dazu fällt die Vegetation dort leider echt gering aus. Vieler Orts brannten abends Müllhaufen, was in Kombination mit dem Staub einen gewissen hintergrund Nebel verursachte. Ich befürchtete schon, dass es in Blantyre genauso sei.

Der Ausblick von meinem Grundstück aus. Mit nur ein bisschen Staub, dafür aber Straßenbegrenzungen.

Dort und in Limbe, zwei schon fast ineinander verwachsene Städte, ist es dagegen echt grün. Überall sind Pflanzen, der Streifen zwischen den Fahrbahnen ist bepflanzt und es ist lange nicht so staubig. Auch riecht es hier nicht ganz so häufig nach verbranntem Plastik.
Im Gegensatz zu Lilongwe sind die Straßen hier auch in einem relativ guten Zustand. An den Seiten sind überall sich abwechselnde kleine schwarze und weiße Beschränkungen. In den wenigsten Fällen ist irgendwo etwas weggebrochen und auch die Anzahl der Schlaglöcher ist viel geringer.

So macht ein Arbeitsplatz doch Spaß.

Das klingt jetzt alles so, als würde ich Lilongwe einfach nur schlecht reden wollen, aber es hat mich schon echt stark überrascht, wie unterschiedlich die beiden größten Städte einerseits sind, und andererseits, wie viel schlechter doch die Situation in der Hauptstadt ist. Dies fällt nicht nur an den bereits oben genannten Dingen auf, sondern beispielsweise auf dem Markt. Wo es in Limbe noch halbwegs ordentlich ist, gleicht der Markt in der Hauptstadt schon fast einem Slum.


Die für mich persönlich bisher größte Umstellung ist leider die fehlende Struktur hier in Malawi. Wo es bei uns fast überall Bushaltestellen und auch Linienbusse gibt, findet man hier vor Ort eigentlich nur Minibusse. Man stelle sich ein Fahrzeug in der Größe eines VW Busses vor und packt dort bis zu vier Sitzreihen hinten rein. In jeder Reihe sitzen dann bis zu vier, manchmal sogar fünf Leute und die wollen dann auch alle woanders aussteigen.
Das ist wiederum einer der Vorteile der Minibusse. Man ist nicht an Haltestellen gebunden, sondern kann einfach sagen, wo man auf der Strecke raus möchte. Auch kosten die Fahrten beinahe nichts. Für eine 20 km lange Strecke zahlt man manchmal nur knapp 50 Cent und einmal quer durch die Statt auch nur knapp einen Euro. Neben Plätzen, wo regelmäßig Minibusse losfahren, halten diese aber auch oft einfach am Straßenrand an und nehmen einen mit.

Einer der vielen Sammelplätze, mit einigen der scheinbar unzähligen Minibusse.

Im Endeffekt ist das eigentlich sehr praktisch, da man so halt wirklich immer schnell von A nach B kommt, nur halt leider nicht sehr umweltfreundlich und es gibt auch immer wieder „Conducter“, sozusagen die Kassierer, Türöffner und Fahrgastanwerber in einem, die dann doch nochmal den Preis erhöhen oder das Wechselgeld einbehalten wollen.
Und man muss manchmal auch etwas warten, bis die Busse losfahren, denn das passiert erst, wenn dieser auch komplett voll ist. So richtig planen kann man demnach nicht, es sei denn, man plant zu früh anzukommen.


Was das Thema Struktur angeht, ist das Ganze aber auch etwas gegensätzlich. An den meisten Hauptstraßen findet man überall Straßenlaternen und wirklich überall gibt es kleine bis große Abwasserkanäle. Problem ist nur, das beispielsweise die meisten dieser Lampen nie leuchten und das die Fußwege sehr oft in schlechten Zustand sind. Auch die doch recht häufigen Stromausfälle stören schon etwas. Zwar gibt es in Malawi nur wenige frische Milchprodukte wie Käse oder halt frische Milch, aber ohne einen verlässlich laufenden Kühlschrank lohnt sich der Kauf auch nicht wirklich.

Was sich aber lohnt, ist das einkaufen von Lebensmitteln. Diese sind hier nämlich verhältnismäßig (im Vergleich zu Deutschland) echt billig. Wo die Standard-Sachen viel weniger kosten, ist Alles, was ansatzweise Luxus ähnelt, aber schon wieder extremst teuer. So kostet eine Packung Toast- bzw. Weißbrot, leider auch eigentlich das einzige erhältliche Brot, nur knappe 40 Cent, das dazu passende 250 g Packet Butter allerdings gute fünf Euro oder das 250 g Nutellaglas auch, wobei letzteres wahrscheinlich auch importiert ist.


Zusammengefasst ist das Leben hier in Malawi schon echt anders. Das (sehr) einfache Leben ist gut und auch günstig zu haben, wobei man sich an viele Dinge, oder halt an den Verzicht dieser, erstmal gewöhnen muss. Wäre ich in Lilongwe geblieben, hätte ich mir bis zum Ende des Jahres echt Sorgen um meine Lunge und Augen gemacht, das muss jetzt aber nur noch @Hannah ertragen. Viel Spaß dir dabei. 😀
Ich glaube aber, dass ich mit der allgemeinen Situation doch gut zurechtkommen werde, auch wenn man Lebensmittel wie Obst und Gemüse eher auf dem Markt kauft, was für mich halt bedeutet, dass ich dort leider immer hin muss, das ist aber glaube ich irgendwie machbar. #firstworldproblems

Eine Art Serengeti-Lodge in der Nähe von Limbe.

Ich bin schon echt gespannt, wie ich das Alles in einem Jahr sehe, sowohl bevor ich Malawi verlasse, als auch wenn ich wieder daheim bin.

Bis dahin wird es aber (hoffentlich) noch ein wenig dauern.
Ihr werdet also noch einiges von mir zu lesen bekommen.

Euer Samuel Grabowski

Linus in Ngarama, Ruanda

Während es bei uns eine Selbstverständlichkeit ist, Zugang zu Schulbildung zu haben – sogar so selbstverständlich, dass nur wenige wirklich Lust auf Schule haben – ist das in Entwicklungsländern wie Ruanda nicht so selbstverständlich. Für die Kinder ist es etwas Besonderes, in die Schule zu gehen und etwas zu lernen. Da die Jugend die Zukunft einer Nation darstellt, finde ich es wichtig, dass jeder Zugang zu Bildung hat.

Deshalb werde ich als „assistant teacher“ in einer Schule in Ngarama, Ruanda Lehrern dabei helfen, in verschiedenen Fächern zu unterrichten.

Die Schule ist eine katholische Bildungseinrichtung und heißt „Centre de formation des jeunes Benebikira“ (auf Englisch: VTC (vocational training center) )  und wird von Schwestern des Benediktinerordens geleitet. Ich werde die Schüler voraussichtlich in den Fächern Englisch, IT, Kommunikation und Sport unterrichten. Als Leistungsschwimmer und mit Sport als Leistungskurs hoffe ich, insbesondere im Bereich Sport einen guten Beitrag leisten zu können

Ich hoffe, den Kindern auch mit meinen Englisch- und Computerkenntnissen Möglichkeiten zu eröffnen, sich in einer globalisierten und digitalisierten Welt zurechtzufinden.

Ich bin keine ausgebildete Fachkraft und habe auch keine praktische Erfahrung im Unterrichten an einer Schule; ich werde deshalb ja auch nur assistieren. Ich habe jedoch als Nachhilfelehrer und Schwimmlehrer gemerkt, dass mir unterrichten und das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen viel Spaß macht. Deswegen hoffe ich, dass ich in meiner Zeit einiges lernen und viele wichtige Erfahrungen sammeln kann.

Die Einrichtung hat leider keine Internetseite, sie hat nur eine – zugegebenermaßen relativ dünne – Facebookseite, auf der ein paar wenige Fotos sind. Trotzdem hier die beiden Links zu den Seiten für die Interessierten.

https://www.facebook.com/profile.php?id=100006171526662
https://www.facebook.com/abizegatsibo.ingaramamubenebikira

Im Laufe der Zeit werde ich natürlich auch noch Fotos hochladen.

Ansonsten gilt natürlich das Motto: ich bin für alle Fragen offen (unter linus999@gmail.com)

 

Linus