Die etwas andere Beschäftigung

Bevor ich anfange, muss ich mich wieder entschuldigen, dass so lange nichts kam. Wir waren über Silvester im Urlaub und dann ging es erstmal wieder mit Arbeiten los, sodass ich jetzt (4.2.2019) erst dazu komme, diesen  Beitrag zu verfassen. Seit dem hatte ich quasi kein Internet, da miene SIM gesperrt wurde, auch dafür Entschuldigung.

Vor den Ferien waren die Schüler für drei Wochen beim Praktikum und so stellte sich für mich natürlich die Frage, was ich machen kann. Da gerade der Bau des Schlafsaals (der, den ich in einem der vorherigen Beiträge schon erwähnte) begonnen hatte, fragte ich Sister Mary, ob es möglich wäre, dort mitzuhelfen. Für sie war es kein Problem und so konnte ich dann die nächsten drei Wochen immer etwa viereinhalb Stunden täglich auf dem Bau mithelfen. Nachmittags bin ich dann den Pflichten im Büro nachgekommen.

Als erstes durfte ich helfen, die Träger für die Wände zu machen. Hierzu wurden vier Stahlstangen mit Metallstücken, die ich dann mitgemacht habe, verbunden. Die nächste Aufgabe, mit der ich ein paar Tage später betraut wurde, sah so aus, dass ich den Boden im Innern des Gebäudes mit einem selbstgebauten Stampfer (ein dicker Ast mit einem flachen Brett unten dran) plätten sollte. Der platte Boden war die unterste Schicht des eigentlichen Bodens. Als nächstes wurden Seile knapp über dem Boden und quer durch den ganzen Raum gespannt. Diese dienten als Orientierung, wie hoch die Steine, die nun „verlegt“ und anschließend mit einem schweren Vorschlaghammer zertrümmert (ein riesen Spaß, wenn auch sehr anstrengend) wurden, liegen dürfen. Diese Aufgabe beschäftigte mich dann erstmal einige Zeit, immerhin ist das Gebäude etwa 20 auf 7m groß. Der nächste Schritt, um den Boden dann zu vollenden (wird natürlich erst am Ende gemacht) besteht dann darin, Beton darauf zu kippen, der in die Ritzen zwischen den Steinen fließt und oben geglättet wird. Nachdem diese Grundlage für den Boden fertig war, durfte ich das erste Mal auf das wackelige Gerüst, das nur aus Ästen gebaut wurde, steigen. In zweieinhalb Metern Höhe auf einer ca. 20cm breiten Fläche durfte ich dann Kanister mit Beton annehmen und in die Träger der Wände kippen. Eine sicherlich nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, die keinem deutschen Sicherheitsstandard auch nur annähernd entsprochen hätte. Allerdings hätte das wahrscheinlich keine der Arbeitsbedingungen (alles wurde durch die Gegend geworfen, von Schutzkleidung oder anderen Sicherheitsmaßnahmen brauchen wir nicht reden). Aber darin lag mitunter der Spaß – einfach mal was ganz anderes erleben. Meine nächste Aufgabe war dann das Mauern. Das war dann auch mit Abstand das anspruchsvollste, da immer genau darauf geachtet werden musste, dass alles gerade ist und nirgends etwas absteht. Natürlich war es trotzdem richtig cool, einfach weil ich es machen durfte und außerdem bin ich eh sehr darauf bedacht, dass sowas auch ordentlich ist. Bevor es dann für mich in die Ferien ging, durfte ich nochmal die letzten Stahlträger und den Boden vor dem Haus mitmachen.
Eine weitere Sache, bei der ich nicht mitgeholfen habe, war die Konstruktion der Plumpsklos. Dafür wurde ein etwa vier Meter tiefes Loch ausgehoben, worauf dann das Häuschen mit den Toiletten gebaut wurde.

Während ich dann schon unterwegs war, wurde der Schlafsaal dann weitestgehend fertiggestellt, es wurden Fenster eingesetzt, das Dach montiert und Kleinigkeiten gemacht. Auch wenn ich nicht dabei war, als das Gebäude eingeweiht wurde und die ersten Schüler einzogen, war es toll, zu sehen, wie alles voranging.

Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich eine tolle Zeit hatte. Natürlich habe ich viel gelernt, bzw. die Möglichkeit gehabt, Dinge zu machen, die ich in Deutschland wahrscheinlich außerhalb einer Lehre nie gemacht hätte. Außerdem ist es immer wieder (fällt nicht nur da auf) interessant, zu sehen, wie praktisch die Menschen hier denken. Passt etwas nicht, wird es passend gemacht oder es wird sich eine Alternative ausgedacht. Hier muss nicht alles neu gemacht, irgendwelche Formulare ausgefüllt oder ähnliches gemacht werden. Es wird alles genutzt, was da ist, um das Problem zu fixen und jeder kann irgendwie alles. Natürlich ist das kein Vergleich zu einem ausgebildeten Handwerker auf seinem Spezialgebiet, aber trotzdem passt alles.

Eine ganz andere Sache, die diese drei Wochen toll gemacht hat, waren meine Arbeitskollegen. Ich wurde schnell als einer von ihnen, einer der ganz normal mitarbeitet und den man mit allem möglichen betrauen kann, betrachtet. Zwar konnte keiner Englisch, aber dadurch habe ich auch mein Kinyarwanda verbessern können und sie ihr Englisch – wir haben uns immer gegenseitig alles erklärt (durch Zeichensprache oder Deuten auf Dinge) und aufgeschrieben. Ich war nicht der reiche, blöde Weiße, um dessen Aufmerksamkeit alle buhlen oder dessen Geld alle wollen. Ich war einfach ein Arbeitskollege, der gefragt wurde, wo er war, wenn ich mal in Kigali war und bei dem es alle schade fanden, als ich in die Ferien ging. Momente, über die ich mich einfach richtig gefreut habe.

Hier unter diesem Link sind ein paar Fotos (leider nicht so viele, da sie von der Baustelle:

https://1drv.ms/f/s!Ai5m6bTVoBdLjmoXtYIe876xMhlY

Ich berichte weiter und halte euch auf dem Laufenden

Linus

Der muzungu mal unwichtig?

Bevor ich anfange, muss ich mich entschuldigen. In Ngarama ist das Internet zu schlecht, um Beiträge zu posten. Deshalb werde ich ab jetzt immer dazuschreiben, wann ich den Beitrag verfasst habe, damit da auch mit den Zeiten und der Reihenfolge der Ereignisse keine Verwirrung entsteht.

 

So ist dieser Beitrag vom 13.9.

 

Seit zwei Wochen leben wir in Ngarama, so langsam schleichen sich Routine und Alltagsgefühle ein. Wir stehen auf, machen uns fertig, frühstücken und ab geht’s zur Arbeit.

Beim VTC Benebikira beginnt der Tag mit dem morning assemble – die Schüler stehen im Karree, singen und beten. Beendet wird es mit der Nationalhymne. Außerdem ist das der Zeitpunkt, an dem Strafen verhängt werden. Wie zum Beispiel, wenn man nicht die Schuluniform der Schule trägt, sondern sich ein Hemd in ähnlicher Farbe mit dem Logo schneidern lässt. Oder wenn man vor der Maria-Statue auf dem Gelände gesessen hat.

Anschließend (um 8) beginnt der Tag, jeder macht sich auf zu seiner Arbeit. Ich assistiere im Moment im Englischunterricht und bei Communication – beides soll ich bald auch alleine machen – und habe einige bürokratische Sachen zu tun. Sportunterricht hatte ich noch nicht, der findet nächste Woche das erste Mal für mich statt. Außerdem habe ich jetzt die Aufgabe bekommen, ein neues Haus für die Schlafsäle der Jungen plus Betten sowie einen Zaun, der das gesamte Gelände umschließt, zu entwerfen, bzw. den Bau zu leiten und zu beobachten.

Als ich heute Morgen diese Aufgaben erteilt bekommen habe, war ich leicht irritiert. Ich habe noch nie etwas Ähnliches gemacht. Auch wenn es hier architektonisch und auch in puncto Elektrik und Wasserversorgung nicht ganz so komplex ist, wie ein Haus in Deutschland, ist es doch eine Aufgabe, die nicht einfach sein wird. Ich habe ja auch keine Erfahrungen in dem Bereich…

Bei dieser Aufgabe spiegelt sich gut wieder, was einige Menschen hier denken (zumindest die, mit denen ich mich unterhalten habe oder von denen ich von anderen Freiwilligen gehört habe), nämlich, dass wir Profis in allem wären. Wenn ich sage, ich weiß nicht, wie dies oder jenes funktioniert, sind sie oft irritiert. Auch ansonsten ist man einfach etwas „besonderes“. Selbst die Schüler, die mich jeden Tag sehen starren mich immer noch an, als wäre ich ein Alien. Zum Glück offensichtlich ein netter, denn sie sind immer total interessiert und wollen auch mal mir reden.

Im Dorf ist das noch viel extremer, hier ruft jeder muzungu, muzungu, good morning oder er holt alle Freunde/Familienmitglieder, um zu gucken. Dass sich nach ein paar Minuten eine Eskorte von kleinen Kindern gebildet hat ist auch keine Seltenheit.

Deshalb war es zur Abwechslung ganz angenehm, mal nicht im Mittelpunkt zu stehen, als gestern eine Delegation von Bildungsbeauftragten, vom Bildungsminister des Landes (auf dessen Kritik hin mir der Auftrag zum Bau eines neuen Schlafsaals erteilt wurde) bis hin zum Bildungsbeauftragten des Sectors, sowie ein paar Militärs und Polizisten kamen und das Interesse an uns ganz plötzlich nachließ. Die Schule wurde besichtigt, die Materialien, Klassenräume und Schlafsäle kontrolliert. Zum Schluss gab es ein gemeinsames Essen.

Begrüßung des Ministers (mittig, mit dem Rücken zur Kamera) durch Sister Mary
Der Minister (zwischen Letizia und mir) mit seiner Delegation

 

Da es noch relativ früh war, ging der Tag dann nach Arbeitsschluss ganz normal für uns weiter. Jeden bis jeden zweiten Tag gehen wir auf dem Markt, um uns unser Abendessen und Mittagessen für den nächsten Tag zu besorgen. Da wir keinen Kühlschrank haben, liegt nie etwas lange rum, was gekauft wird, wird quasi unmittelbar gegessen.

Als Basis gibt es eigentlich immer Reis oder Kartoffeln (manchmal Süsskartoffeln), dazu Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Paprika. Ansonsten gibt es Obst – Maracuja, Ananas, Bananen, sogenannte Baumtomaten, Orangen – in Unmengen. Wenn man mal was anderes möchte, gibt es außerdem Chapati (ein Fladen, der hauptsächlich aus Mehl und Ei besteht) und Sambusa (mit Fleisch oder Erbsen gefüllte Teigtaschen).

Zurück im Haus fangen wir dann meistens an, das Essen vorzubereiten, was aufgrund mangelnden Platzes und Ausstattung nicht wenig an Zeit in Anspruch nimmt.

Nach dem Essen räumen wir ab und sitzen noch ein bisschen beisammen, bis wir müde sind….

Renama & ich

Der Wecker klingelt. Schnell eine Tasse Kaffee aus der Maschine gelassen. Milch aus dem Kühlschrank malt ein Muster in die dunkle Oberfläche. Runtergekippt während durch die News gescrollt wird. Der Tag wird vor dem Computer verbracht. Welche Firma kommt heute noch ohne aus? Pizza aus der Mikrowelle und eine Reality-TV Show lassen den Abend mehr oder weniger stilvoll ausklingen.

Hier in unserer Gesellschaft sind wir tagtäglich von Elektrizität umgeben. Da bekommt manch einer – mich eingeschlossen – schon mal den Drang, einfach mal abzuschalten. In Malawi stellt sich hingegen vielerorts das gegenteilige Problem: es kann gar nicht erst eingeschaltet werden. Das Land befindet sich in einer Energiekrise. Wenn nur um die 10% der Bevölkerung überhaupt am Stromnetz angebunden sind und auch hier häufig keine konstant ausreichende Versorgung sichergestellt werden kann, hat das negative Auswirkungen auf die soziale Lage und die Gesundheit der Menschen, den Umgang mit der Natur und den Zustand der Wirtschaft. Das Ziel, aus dem Teufelskreis zwischen Armut und mangelnder Energieversorgung auszusteigen, hat sich die NGO Renew’N’Able Malawi (kurz RENAMA) auf die Fahnen geschrieben. Es sollen keine kurzfristigen Pflaster geklebt, sondern dauerhafte Heilung in Form echter Alternativen verschrieben werden. In den Fokus rücken dafür erneuerbare Energien, vor allem Solarenergie, die durch Aufklärungsarbeit im großen und durch Feldprojekte im kleinen Rahmen Schritt für Schritt verbreitet werden.

hierher verschlägt es mich 🙂

Und auf genau diesem Weg werde ich, Johanna, frisch gebackene Abiturientin, das Team für 8 Monate begleiten. Ab August mache ich einen weltwärts Freiwilligendienst bei RENAMA in Blantyre, einer Stadt mit gut 1 Millionen Einwohnern im Süden Malawis. Meine Motivation für diesen Schritt ist vor allem Einblicke in eine mir unbekannte Kultur, den dortigen Lebens- und Arbeitsalltag, globale Zusammenhänge und entwicklungspolitische Ansätze zu erhalten, eigene Ansichten zu reflektieren und Inspiration für soziale und ökologische Veränderung zu sammeln. Nach dem, was ich bisher weiß, wird meine Tätigkeit vor allem aus PR-Arbeit bestehen, ich werde also Fotos und Filme erstellen, Artikel schreiben, Fundraising betreiben und mich um Websiten und Social Media Auftritte kümmern. Wie ich mich am besten im Team einbringen kann, wird sich dann bestimmt innerhalb der ersten Wochen zeigen.

Blantyre von oben

Von Deutschland nach Afrika; vom Land in die Stadt; von Schule zu Arbeit; von Familie & Freunden zu neuen Begegnungen, von zuhause zu alleine wohnen; von machen, was die Lehrer sagen zu machen, was das Herz sagt. Ich fühle mich ein bisschen so als stände ich vor einem dichten Wald, in den ein schmaler Pfad führt. Bisher sehe ich nur schemenhaft, was mich erwartet. Trotzdem wage ich einen zaghaften Schritt ins Unbekannte. Und plötzlich kann ich Blätter ausmachen, Beeren im Gestrüpp und Moos unter meinen Zehen. Wenn ich immer weiter einen Fuß vor den anderen setze, entfaltet sich vor mir die Gestalt des Waldes in jedem Detail. Inspirierende Gespräche, berührende Geschichten, echter Austausch, gemeinsam Lachen bis der Bauch weh tut, Pläne schmieden für eine bessere Welt, Zweifel & Verzweiflung, wieder aufstehen und der Sonne zuwenden – ist es das, was mich erwartet? Ich werde es sehen. Und ihr auch. Vorausgesetzt ihr schaut schön eifrig hier vorbei. Ich nehme euch auf jeden Fall gerne ein bisschen mit auf meine Reise.

Das bin ich: Johanna, 18 Jahre alt, bereit für ein Abenteuer 😛

Liebe Grüße und bis bald,

Johanna 🙂

PS.: bei Fragen erreicht ihr mich unter: j-hauke@arcor.de; mehr Infos zu   Renama bekommt ihr hier: http://www.renewnablemalawi.org/

Chigumula: ein bisschen Natur nahe Blantyre – darauf freu mich schon 😀
Chiradzulo – noch mehr Natur