Eine Woche ist es nun her… Freitag, 10. August, 17 Uhr, ein trauriger Abschied am Hamburger Flughafen und dann ging es los, über Amsterdam und Nairobi bis nach Lilongwe in Malawi. Ich habe mich während des ganzen Fluges gefragt, wann ich wohl realisieren würde, dass ich gerade in ein wildfremdes Land einmal um den halben Globus reise um dann einfach mal für ein Jahr dort zu bleiben… Die Realisierung kam nicht und obwohl ich einfach gar keine Vorstellung davon hatte, was mich wohl erwarten würde, war ich ziemlich ruhig und ließ es einfach mal auf mich zu kommen. Nach einer Woche kann ich nun sagen, so richtig realisiert hab ich das Ganze immer noch nicht, aber ich bin auf jeden Fall super glücklich hier zu sein und habe das Gefühl gerade genau dort zu sein wo ich sein will! Ein schönes Gefühl, wenn man bedenkt, dass hier doch alles ziemlich anders ist.
Nachdem wir mit Verspätung aus Nairobi losflogen und dann aus Versehen noch einen Abstecher nach Mosambik machten, kamen wir gegen 17 Uhr, also ganze 24 Stunden später, endlich in Lilongwe an. Begrüßt wurden wir von einem sagenhaften Sonnenuntergang – denn ja, kaum zu glauben aber wahr, um halb 6 geht hier die Sonne unter und um 6 ist es dann ziemlich stockdunkel! So kamen wir 5 Malawi-Freiwillige also am Flughafen an und wurden herzlich von Benji, einem ehemaligen Freiwilligen, in Empfang genommen! Die erste Woche verbrachten wir alle zusammen in der Mufatsa Lodge, eine schöne familiäre Lodge, in der es uns allen gut gefiel. Die 3 ehemaligen Freiwilligen – Benji, Ludwig und Jonas – hatten eine tolle Einführungswoche für uns vorbereitet. Es war sehr schön jemanden an unserer Seite zu haben, die die Erfahrungen, die uns in den nächsten Monaten erwarten würden schon gemacht haben.
Am Morgen jeden Tages hatten wir einen Chichewa-Sprachkurs. Saili, unser Sprachlehrer brachte uns die Grundlagen von Chichewa und erste wichtige Sätze bei. Es reicht immerhin schon aus, die ersten Sätze einer Konversation auf Chichewa zu führen! Nachmittags stürzten wir uns dann in das Leben in Lilongwe und besuchten die wichtigsten Orte, wie den großen Markt und das Stadtzentrum. Der Markt war ein Erlebnis… Voll, laut und es wurden alle Dinge verkauft, die man sich vorstellen und auch nicht vorstellen kann. Von Kleidung über Elektrogeräte und Schneiderwerkstätten auf der einen Seite des Lilongwe-Rivers bis hin zu Tomaten, Mango, Kartoffeln, Zwiebeln und vielem mehr war alles zu finden. Über den Lilongwe-River führen wacklige Holzbrücken, die den Markt miteinander verbinden, definitiv eine der Sachen die man auf keinen Fall verpassen darf, wenn man in Lilongwe ist.
Das Zentrum der Stadt ist der Shoprite – ein großer Supermarkt, wo man so ungefähr alles kriegt, was man auch in Deutschland im Supermarkt findet. Einige Dinge sind eben doch sehr ähnlich in unserer globalisierten Welt. Von hier kommt man an fast jeden anderen Ort in der Stadt, es ist wie der Mittelpunkt des Lilongwe-Universums. Der Verkehr und Transport ist wieder sehr anders im Vergleich zu Deutschland. Um von einem Ort zum anderen zu kommen steigst du entweder in einen Minibus der in die Richtung fährst wo du hinwillst, suchst ein Tuk-Tuk, eine Art 3-rädiges Motorrad mit einem Dach oder nimmst ein Taxi. Geregelte Fahrpläne gibt es nicht, einfach ein bisschen Zeit einplanen, dann passt das schon!
Am Mittwoch haben wir einen Ausflug zum Kusamala Institute gemacht, meiner zukünftigen Einsatzstelle. Ein wunderschöner Ort am Rande Lilongwes. Der Permakulturgarten ist beeindruckend, Annette führte uns mit einer Begeisterung über das Gelände, die meine Begeisterung für das, was sie erzählte, widerspiegelte. Ich freue mich sehr auf die Arbeit dort und werde mehr über die Einsatzstelle berichten, sobald ich selber ein bisschen mehr Einblick habe.
Nach einer schönen Woche mit allen zusammen fuhren am Donnerstag dann alle Freiwilligen in ihre Einsatzstellen und ich blieb alleine in Lilongwe zurück. Derzeit wohne ich in einem schönen Haus in 18b (eine der Areas Lilongwes), dort genoss ich dann erstmal ein bisschen die Ruhe in der Sonne auf der Veranda und verarbeitete die Eindrücke der letzten Woche. Dann wagte ich mich auf einen kleinen Spaziergang durch Area 18b und wurde von allen herzlich mit einem „Hello, how are you?“ begrüßt. Die Malawier sind im Allgemeinen total nett und hilfsbereit und Area 18b ist wirklich eine schöne Ecke von Lilongwe. Nächste Woche ziehe ich allerdings nochmal um. Denn das Haus hat 4 Zimmer und ist daher für mich alleine viel zu groß. Also ziehe ich in ein Zimmer in Area 3, eine viel zentralere Area, in der wir schon unsere Einführungswoche hatte und in der ich mich daher schon gut auskenne.
Am Freitag machte ich mich dann auf eigene Faust auf in die Stadt… Das erste Mal komplett auf mich allein gestellt ohne die sichere Anwesenheit der ehemaligen Freiwilligen. Es lief erstaunlich gut und ich stellte fest, dass Ludi Recht hatte als er mir immer sagte, „Ach, das findest du auch alles selber raus!“ Ich wollte mich mit Joseph treffen, ein Freund, der in Lilongwe lebt und den ich über eine Kooperation zwischen unseren NGOs YSD Malawi und Deutschland kennengelernt habe. Die Herausforderung an der ganzen Sache war, dass ich nicht genau wusste, wo ich hin muss, da es hier keine Straßennamen gibt und man halt einfach wissen muss, wo man hin will. Niemand kannte den Onion Complex, den Joseph mir als Ziel genannt hatte, doch nach einigen Telefonaten mit Joseph hatten wir uns dann nach einer halben Stunde doch gefunden. Es war sehr schön jemanden zu treffen, den ich aus Deutschland kenne, der aber gleichzeitig in Lilongwe zu Hause ist. Zu dem Treffen kam auch noch Pilirani, ein weiteres Mitglied der NGO YSD und so konnte ich endlich noch jemand anderen aus unserer Kooperation kennenlernen. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und ich freue mich, schon am Anfang ein bisschen Kontakt zu Malawiern zu haben.
Wie man hoffentlich merkt, geht es mir hier sehr gut und ich bin voller Vorfreude auf alles was in den nächsten Wochen und Monaten noch so auf mich zukommt. Morgen werde ich dann das erste Mal zur Arbeit fahren, um 7:15 wartet der Kusamala Shuttle am Roundabout im City Centre auf uns… Soviel zu den Adressen hier 🙂
Soweit meine ersten Eindrücke der ersten Woche… Schaut gerne wieder vorbei um mehr über mein Leben in Malawi und die Arbeit am Kusamala zu erfahren. Bis dahin erstmal… TIONANA (Tschüss auf Chichewa)!!