Meine letzten Wochen in Malawi und Gedanken nach der Rückkehr

Zuerst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass mein letzter Blog Beitrag so spät kommt. Die letzten Wochen in Malawi vergingen wie im Flug und in Deutschland war ich erstmal mit Wohnungssuche und anderen Dingen, die so über ein Jahr verteilt anfallen, beschäftigt.

Nun aber los:
Zuerst möchte ich kurz noch auf meine letzten Projekte und Erlebnisse in Malawi eingehen. Anschließend werde ich über meine Rückkehr nach Deutschland berichten.

Praktikum der Preschool-Lehrer/innen in Mzuzu
Ende Mai besuchten die drei Preschool-Lehrer/innen aus Chipunga für eine Woche die Bloom Junior Academy in Mzuzu. Es sollte eine Art Austausch über verschiedene Lehrmethoden stattfinden. Natürlich hat die Vorschule in Mzuzu viel bessere Voraussetzungen, um die Kids zu unterrichten, mehrere Klassen, mehrere Lehrer/innen pro Klasse, viel mehr Spielzeug, Stifte, Papier und einen Außenbereich mit Schaukeln, Sandkasten, Rutsche,…
Doch schon Kleinigkeiten können den Lehrer/innen aus Chipunga behilflich sein. Zum Beispiel wurde besprochen, dass es besser ist die Kinder nach Altersgruppen zu trennen und jeder Altersgruppe unterschiedliche Aufgaben zu geben, damit sich die Kinder keine Verhaltensweisen der jüngeren oder älteren Mitschüler/innen abschauen.
Außerdem wurde wieder viel darüber gesprochen, dass es notwendig sei, dass die Lehrer/innen sich einen Lehrplan schreiben, worin klar steht welche Form, welche Farbe, welche Sounds und welche Buchstaben in der folgenden Woche unterrichtet werden. Auch ein ständiger Umgebungswechsel und ein alltagsnaher Unterricht hilft den Kids sich Dinge besser merken zu können.

Engagiert schrieben sich die Lehrer/innen aus Chipunga Notizen und waren inspiriert von den Kids, welche fast alle schon gutes Englisch sprachen und bereits die Kleinsten schon die Formen und Farben kennen.
Auch wenn dieses Projekt bedeutete, dass die Vorschulen in Chipunga für eine Woche geschlossen bleiben mussten, hoffe ich, dass die Lehrer/innen und Schüler/innen in Chipunga noch lange davon profitieren werden und dass es nicht der letzte Austausch war.


Links von mir ist eine Kollegin aus der Bloom Junior Academy. Auf der rechten Seite sind die Lehrer/innen aus Chipunga.


Tugende-Reisegruppe

Am 8. Juni kam die 19 Personen Reisegruppe nach über 24h Reise in Lilongwe am Flughafen an. Die Tour durch Malawi, hatten meine Mutter und ich bereits im Dezember 2018 angefangen zu planen. Nun sollte sich herausstellen, ob alles klappt. Für mich war es das erste Mal so eine Reise so intensiv mitzuplanen.

Für die nächsten zweieinhalb Wochen reisten wir in Malawi umher.

Zuerst sahen wir den etwas kühleren Norden mit seiner einmaligen hügeligen und noch bewaldeten Landschaft. Dort lernten wir das Dorfleben in Chipunga kennen, besuchten die Vorschule, die Grundschule, die Macademia- und Kaffee-Farm und aßen bei meiner Gastfamilie lokal zu Mittag. Es war eine sehr abenteuerliche Fahrt mit dem riesigen Reisbus die Straße nach Chipunga zu bewältigen. Plötzlich waren dort wieder Schlammlöcher, wo eine Woche zuvor wieder alles trocken war. Dank unserem Busfahrer und der 20 bangenden Leute im Bus schafften wir es jedoch ohne zu schieben!


Abends feierten wir eine Party im Zoo, der Backpackerlodge von Bernhard Schwarz, in der ich bis Mitte Februar auch gewohnt hatte. Als Ehrengast und Überraschung für mich wurde Michael Mountain (Sänger aus Nkhata Bay) und eine lokale Tanzgruppe, die uns und unseren Freunden auch traditionelle Tänze beibrachte, engagiert. Geschenke der ganzen Reisegruppe waren natürlich auch dabei, unter anderem Unmengen an Pestos, Marmeladen, Käse und anderen Knabberreien.


Etwas nördlicher von Mzuzu befindet sich Livingstonia, dort war während der Kolonialzeit eine Missionsstation von den Engländern. Wir verbrachten dort zwei Nächte, genossen den atemberaubenden Ausblick ins Tal und auf den Malawisee und natürlich durfte das Wandern auch nicht fehlen.


Auch dem Vwaza Wildlife Reserve statteten wir einen Besuch ab, dort kamen wir den Elefanten fast schon zu nahe. Als wir gerade unser Picknick richten wollten, kam eine Herde völlig unerwartet aus dem Gebüsch und im null Komma nichts war unser Picknick-Häuschen von einer Herde umzingelt. Das Nervenaufreibende war, dass das Picknick-Häuschen keine richtigen Wände hatte sondern alles offen war. Die Reisegruppe war so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, alle hielten den Atem an. Ich war einige Meter weiter in der Küche und war ehrlich gesagt ganz froh, dass ich in einem Haus mit richtigen Wänden war. Langsam zogen die riesigen Kolosse weiter zum Wasser, welches vielleicht 200 m entfernt war. Endlich konnten wir picknicken, mit einem Ausblick auf die badende Elefantenherde.


Einige Nächte der Reise verbrachten wir direkt am wunderschönen Malawisee. Dort lernten wir das Leben der Fischer kennen, besuchten Selbsthilfegruppen, gingen schnorcheln, auf Bootstouren und Kunsthandwerk shoppen.


In der Verlängerung der Reise besuchten wir den Liwonde Nationalpark im Süden des Landes. Auf unserer Bootsafari konnten wir Elefanten, Nilpferde, Krokodile und einen Büffel aus der Nähe beobachten. Später auf der Landsafari sahen wir noch Löwen, jede Menge Affen und verschiedene Arten an Antilopen sehen, somit war es ein voller Erfolg. Der Sternenhimmel und die nächtlichen Geräusche von all den wilden Tieren im Park war einzigartig.

Boot-Safari
Land-Safari


Unsere letzte Nacht verbrachten wir auf dem Zomba Plateau in einem wunderschönen englisch angehauchten Selbstversorger-Cottage. Wir genossen Erdbeeren, Maracujas und Physalis, welche typisch für das Zomba Plateau sind. Zudem hatten wir von da oben einen grandiosen Ausblick auf das Tal. Dies war der Abschluss der Reise, morgen sollte es für alle wieder heimgehen.

Für mich war es eine ganz neue Erfahrung mal auf der anderen Seite zu stehen, jahrelang war ich in der Rolle der Reiseteilnehmerin und nun plötzlich war ich Reiseleitung. So viele Dinge laufen im Hintergrund ab, welche man als Teilnehmer/in gar nicht so mitbekommt. Man muss immer für die nächsten Tage planen. Lodges, Guides, Restaurants nochmal an den Besuch erinnern, Essen und Wasser einkaufen für die Fahrten und so weiter. Zudem die ständige Angst, dass vielleicht etwas nicht funktionieren kann. Wird das Essen pünktlich fertig sein? Sind alle Zimmer okay?
Es war auf jeden Fall eine anstrengende aber auch sehr lehrreiche Zeit, in der ich öfters über meinen Schatten springen musste.
Zum Glück wurde ich ja von zwei sehr erfahrenen Reiseleiterinnen unterstützt, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Ich freue mich auf jedenfalls schon auf die nächste Malawireise! Meiner Meinung nach hat Malawi Suchtpotenzial, wer einmal da war möchte immer wieder zurück!

Nachdem ich die Reisegruppe an den Flughafen begleitet hatte, machte auch ich mich wieder auf dem Heimweg nach Mzuzu. Zuerst fuhr ich mit unserem Gruppen-Bus von Blantyre nach Lilongwe. Der Busfahrer lud immer wieder neue Leute ein, die am Straßenrand standen, um etwas Geld dazu zu verdienen. Plötzlich war eine ganz andere Stimmung im Bus, Eimer wurden in den Weg gestellt, Hühner fuhren mit und es wurde laut Musik gespielt.
In Lilongwe versuchte ich dann einen Bus nach Mzuzu zu bekommen. Voller Vorfreude auf Mzuzu stieg ich in einen großen Überlandbus ein, welcher schon recht voll zu sein schien. Doch meine Vorfreude legte sich bald, denn 3 h später stand der Bus immer noch an der selben Stelle.
Wie konnte ich nur vergessen, dass Busse in Malawi erst losfahren, wenn sie auch wirklich richtig voll sind. Also nicht nur alle Sitzplätze belegt, sondern auch der Gang voll. Da hatte wohl mal wieder mein europäisches Denken mir einen Streich gespielt. Schlussendlich entschied ich mich doch einen Nachtbus, von einer anderen Buscompany zu nehmen, welcher pünktlich abfährt und ankommt. Morgens um 6 Uhr kam ich hundemüde in Mzuzu an mit einer sehr üblen Augenentzündung, welche mich für die nächsten 3 Tage ins Bett verfrachtete. Vor allem die Arbeit mit den Kindern in der Bloom Academy musste dadurch erstmal auf mich warten um eine Ansteckung zu vermeiden.

Nach der Reise ging meine verbleibende Zeit in Malawi noch schneller vorbei, als davor.
Ich hatte noch einiges auf meiner To-Do Liste.
In der Bloom Junior Academy stand das Ende des Schuljahres vor der Tür. Leider gab es aufgrund der immer wieder angesagten Demonstrationen viele schulfreie Tage, was das Ende des Schuljahres nochmal mit schnelleren Schritten näher kommen ließ. Die Graduation-Party musste leider auch abgesagt werden, aufgrund der Demonstrationen. Stattdessen wurde nur eine kleine schulinterne „Party“ gefeiert.


Wahlen 2019

Die Stimmung in Malawi war seit den Wahlen im Mai leider nicht besonders entspannt. Es stand im Raum, dass bei den Wahlen betrogen worden sei. Korruption ist ein sehr großes Thema in Malawi, welches das gesamte System beeinflusst, vom kleinen Straßen-Polizist bis hin zu den großen Politikern. Doch ein Wahlbetrug ist natürlich sehr schwer nachzuweisen.
Der vorherige Präsident Peter Mutharika wurde mit 38,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Peter Mutharika ist 79 Jahre alt und gehört der Democratic Progressive Party (DPP) an. Sein größter Konkurrent Chakwera, von der Malawi Congress Party (MCP), hatte mit nur knapp 35,4 Prozent der Stimmen verloren.

Die Opposition forderte eine Neuauszählung der Stimmzettel, was jedoch nichts am Wahlergebnis änderte.
Auch Neuwahlen wurden von einigen Oppositionellen gefordert.
Die Menschen gingen auf die Straßen und demonstrierten. Leider verliefen die Demos nicht immer ganz friedlich. Einige Demonstranten nutzten die Situation aus, um Dinge zu zerstören und zu klauen.
Steine wurden auf Gebäude geworfen, Straßenschilder abmontiert und Reifen auf den Straßen angezündet. Zudem wurden einige Shops leer geräumt. Unter anderem auch in private Häuser von DPP Politikern wurde randaliert. Auch gegen die Polizei wurde vorgegangen, da sie in den Augen der Protestanten auch der DPP angehören, Polizeiautos angezündet und eine Polizeistation in Mzuzu wurde augeräumt und darin randaliert.
Mit der Zeit rüsteten die Ladenbesitzer ihre Shops immer weiter auf, Fenster wurden komplett mit Gittern und Eisenplatten verschlossen, die Türen verstäkt und stabiliere Schlösser gekauft. Mzuzu hatte sich innerhalb kürzester Zeit verändert. Überall in der Stadt konnte man die Folgen der Demonstrationen sehen.

Gerade im Norden Malawis und in der Hauptstadt Lilongwe waren die Demonstrationen besonders auffällig, da Peter Mutharika aus dem Süden kommt und dort eher seine Anhänger sind. Außerdem kommen viele Anhänger von Chakerwa (MCP) eher aus dem Norden des Landes.

Ich selbst war zum Glück nie direkt mit den Demonstrationen konfrontiert. An solchen Tagen war man gezwungen Zuhause zu bleiben. Es wäre unmöglich gewesen sich als „Weißer“ an solchen Tagen in der Stadt zu bewegen. Zudem blieb an Demonstrationstagen die gesamte Stadt mit all seinen Geschäften geschlossen, dass es eh nichts zu tun gäbe. Das einzige was ich von meinem Haus aus wahrnehmen konnte waren die Rufe und der Geruch von den verbrannten Reifen.
Zudem blieben die Schulen in Mzuzu des öfteren, aus Angst vor Demonstrationen geschlossen. Somit hatte das gesamte dritte Term mit all seinen Abschlussprüfungen ziemlich zu leiden.

Dieses Bild konnte ich über meine Mauer mit dem Zoom aufnehmen. Hier sieht man die M1, die Verbindungstraße zwischen dem Norden und Süden.


Meine letzten Trips:

-Likoma Island:
In meinen letzten Wochen in Malawi fuhr ich noch mit ein paar Freunden für drei Tage nach Likoma. Dies ist eine 15 km² große Insel im Malawisee, ca. 5 km vor Mosambik, jedoch gehört sie noch zu Malawi.

Es gibt mehrere Möglichkeiten auf die Insel zu gelangen.
Einmal mit einer etwas kleineren Fähre, der „Chambo“, worauf man bei etwas höheren Wellen schon recht durchgeschüttelt wird. Wir nahmen sie, um zur Insel zu gelangen. Anfangs war es noch schön und man konnte schlafen, doch gegen Ende saßen wir alle angespannt da und hofften nur noch endlich anzukommen.


Außerdem gibt es noch eine große Fähre, die „Ilala“. Sie hat eigentlich alles, was man so braucht, ein Restaurant, eine Bar, Toiletten, mehrere Stockwerke und wenn man möchte und das nötige Kleingeld hat könnte man sich auch eine Kabine mieten und dort schlafen. Auf unserem Rückweg nahmen wir die „Ilala“ und es war wirklich angenehm.

Die Ilala wird mir kleinen Booten be- und entladen, da sie in Likoma und ihrer Nachbarinsel Chizumulu nicht direkt anlegen kann. Das braucht natürlich seine Zeit.

Eine weitere Möglichkeit ist es zur Insel zu fliegen. In unserer Lodge hatten wir Piloten kennengelernt. Doch das ließen unsere Reisegeldbeutel nicht zu :D.

Likoma ist eine traumhaft schöne Insel mit blau-türkisem Wasser und weißem Sandstrand. Außerdem gibt es eine schöne Kathedrale, welche auch noch aus der Kolonialzeit stammt. Es gibt auch ein Frauenprojekt, hier stellen Frauen aus der Umgebung aus Muscheln, alten Flaschen und altem Metall Tischdecken und Lampenschirme her.

-Nyika National Park:
An meinem allerletzten Wochenende in Malawi ging ich mit einigen Freunden in den Nyika Nationalpark.
Die Natur auf dem Nyika-Plateau ist einfach unbeschreiblich schön, es liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 2100 bis 2500m.
Aufgrund der Höhenmetern und der Tatsache, dass im Juni/Juli Winter in Malawi ist, war es sehr kalt nachts. Doch am Lagerfeuer und mit mehren Schichten Jacken ließ es sich aushalten.
Im Park sahen wir viele Zebras und Antilopen aus der Nähe.



Abschied

Der Abschied von Malawi viel mir sehr schwer. Es ist ein komischer Gedanke, dass man den Ort, welcher vor einem Jahr noch so fremd erschien, man nun als Heimat bezeichnet.
Für mich war die Rückkehr nach Deutschland, eher ein zurück kommen in eine fremd gewordene Welt. Auch, wenn ich hier in Deutschland aufgewachsen bin, waren die ersten Tage nach meiner Rückkehr nicht leicht.
Situationen, welche früher einem völlig normal erschienen, waren plötzlich überfordernd. Zum Beispiel ein Einkauf im Supermarkt. Ich erinnere mich noch genau wie lange ich vor dem vollen Regal stand und von der Auswahl der Produkte komplett überfordert war.

Außerdem fielen mir in den ersten Tagen zurück in Deutschland die Blicke der anderen Menschen sehr negativ auf, ich empfand sie als unfreundlich und distanziert. In Malawi hat man sich immer zugelächelt oder sogar aus dem nichts ein Gespräch angefangen, doch hier wirkte plötzlich jeder in seiner eigenen Welt mit seinen eigenen Gedanken und Problemen beschäftigt.
Meiner Meinung nach sollten wir manchmal den Kopf heben und Leuten ein Lächeln schenken, es kostet ja nichts.
Das tolle an Malawi ist, dass auch zwei fremde Menschen, sich so verhalten, als ob sie sich schon etwas länger kennen. Sie helfen einander, sie reden und scherzen miteinander, ohne Scheu.
In diesem Punkt sollten wir Deutschen uns auf jeden Fall noch eine Scheibe abschneiden.

Eins ist klar, Malawi wird immer ein besonderes Land für mich bleiben. Ich bereue es keine Sekunde, dass ich mich vor 2 Jahren für ein Freiwilligenjahr entschieden habe.
Mit Tukolere Wamu e. V. (https://www.tukolere-wamu.de/) haben wir nun auch 2 Projekte in Malawi, mit mir als Landesverantwortlichen.
Zudem fiebere ich schon der nächsten Reise mit Tugende nach Malawi entgegen, welche vorraussichtlich 2021 stattfinden wird.
http://www.tugende.org/


Gedanken zum Schluss:

Über das vergangene Jahr verteilt musste ich immer wieder daran denken, wie mein Leben wohl nun aussehen würde, wäre ich in Malawi und nicht in Deutschland geboren. Hätte vielleicht nicht nur einen Bruder, sondern 3 Schwestern und 4 Brüder. In der Grundschule in einer Klasse von bis zu 150 Kids…. anstatt in einer kleinen übersichtlichen Klasse von 25 Kindern. Eltern, welche mich daheim als Arbeitskraft brauchen, auf die Geschwister aufpassen, auf dem Feld arbeiten, kochen, putzen, Wasser holen,…. Schule ist dann wohl eher Nebensache. Dazu kommt noch die Periode, welche ein großes Problem für die Mädchen darstellen kann. Ohne Tampons, ohne Binden,… Vielleicht ein altes Stück Stoff in die Unterhose gestopft?!, doch es gibt nichts peinlicheres als einen roten, sichtbaren Fleck auf der Kleidung. Vielleicht bleibe ich lieber daheim über diese Zeit, auch wenn ich dadurch sehr viel Schulstoff verpasse.
Doch gehen wir davon mal aus, dass ich es schaffen würde regelmäßig in die Schule zu gehen, dort warten bereits die nächsten Hürden auf mich.

Was für Chancen habe ich nach einer abgeschlossene Grundschulbildung? Wie organisiere ich das Schulgeld für die weiterführende Schule? Und später Uni? Der Betrag für die Universität scheint unmöglich zu erreichen. Außerdem zu bedenken ist, dass ich ein Mädchen bin. Wie viele aus meinem Dorf haben es geschafft auch nur die weiterführende Schule zu beenden? Und wie viele sind nun verheiratet und haben bereits mehrere Kinder?

Es ist erschreckend zu sehen was für ein Unterschied es macht, wo man geboren wird. Wir haben das Privileg auf kostenlose Schulbildung, Unterstützung der Eltern und später die besten Chancen auf einen Beruf und ein selbstständiges Leben. Doch das haben viele Kinder in Malawi nicht. Nur wenige schaffen es, gerade die aus der Unterschicht, in ein selbstbestimmtes Leben.

Tionana Malawi!

Nun ist ein Jahr um, kaum zu glauben aber wahr! Erstmal entschuldige ich mich, ihr habt lange nichts von mir gehört. Die letzten 4 Monate sind wie um Flug vergangen. Eine Kurzzusammenfassung der Zeit seit meinem letzten Beitrag: Ende März hatten wir ein schönes Zwischenseminar, ich habe mein Projekt gewechselt und ein Waste Management Projekt gestartet, ich war viel wandern, habe ein Praktikum in Blantyre gemacht, meine Schwester war zu Besuch und wir haben eine tolle Malawireise gemacht und nun heißt es für mich auch schon Tschüss sagen, denn am Dienstag geht es zurück nach Deutschland.

Ich fühle mich ein bisschen wie vor einem Jahr – gerade bin ich noch hier, stecke voll in meinem Leben hier und es ist unrealistisch mir vorzustellen, dass ich in weniger als einer Woche wieder in Hamburg bin und auf einmal von weit weg auf Malawi zurückblicke. Ich freue mich riesig und kann es kaum erwarten euch alle wiederzusehen! Auf der anderen Seite werde ich wehmütig… Malawi ist mein Zuhause geworden, es ist nicht einfach alles hinter mir zu lassen. Doch immerhin weiß ich eines mittlerweile sicher: ich werde wiederkommen, denn ich habe Malawi tief in mein Herz geschlossen und das Leben und alles hier sehr schätzen gelernt. Und wer weiß, vielleicht zieht es den einen oder anderen von euch ja auch mal nach Malawi in den nächsten Jahren, ich würde mich freuen, wenn ich euch mit meiner Begeisterung anstecken konnte!

So weit, so gut! Bekanntlich hat man in den letzten Tagen immer viel zu tun, daher werde ich es dieses Mal kurz halten. Ich werde jetzt noch ein letztes Mal zu meinem Lieblings-Nsima-Straßenrestaurant fahren, auf dem Markt wichtige Dinge wie Erdnussmehl und Rosella Tee einkaufen und die letzten Tage in vollen Zügen genießen… Und dann heißt es Tionana Malawi – Wir sehen uns, Malawi! Und auch an euch: Vielen Dank, dass ihr meinen Blog gelesen habt und nun, Tionana nonse – Wir sehen uns in Deutschland!

Das Leben der Frauen und Kinder in Malawi

Inhaltsverzeichnis:
-Sanitary Pads Project
-Praktikum bei der Bloom Junior Academy
-Beitrag meiner Mitbewohnerin über Feminismus
-Infos an meine Spender

Sanitary Pads Project


Was machen Mädchen oder Frauen, wenn sie sich keine Tampons oder Einmal-Binden leisten können? Durchschnittlich bluten Frauen 2535 Tage in ihrem Leben. Insgesamt sind dies 7 Jahre, in denen sie auf Menstruationsartikel angewiesen sind, um ihrem alltäglichen Leben nachgehen zu können.
Ich würde sagen die meisten Frauen in Deutschland haben einen gewissen Vorrat an Menstruationsprodukten bei sich zuhause und wenn es mal ausgeht ist der nächste Supermarkt oder Drogeriemarkt nicht weit.
Doch was, wenn man diese Möglichkeiten nicht hat? Kein Geld, für diese regelmäßigen Ausgaben, welche am Ende im Müll landen oder auch keine Möglichkeit so etwas zu kaufen da man im Dorf wohnt?

Hier in Malawi benutzen Mädchen oft ein Stück Stoff, welches in ihre Unterhose gebunden wird. Wenn keine andere Möglichkeit besteht können auch Bananenblätter oder Zeitungen verwendet werden. Diese Methoden sind zum einen sehr unhygienisch und zum anderen kann es  schnell passieren, dass etwas daneben läuft. Dies ist womöglich eine der peinlichsten Situationen eines jungen Mädchens.
Es kommt nicht selten vor, dass Mädchen aufgrund ihrer Periode dem Unterricht fernbleiben. Dies wirkt sich natürlich auf ihr gesamtes Leben aus. Sie verpassen somit jeden Monat 4-5 Tage des Unterrichts und haben später Probleme bei den Klassenarbeiten und Prüfungen.


Eine unter den NGOs immer beliebter und bekannter werdende Methode sind die wiederverwendbaren Stoffbinden (Reuseable Sanitary Pads), welche die Mädchen sogar selbst herstellen können.
Sie bestehen aus einigen Schichten saugbaren Materialien (z.B. alte Handtücher) und einer Schicht wasserfestem Stoff (z.B. alte Regenjacke, ist kostengünstiger als wasserfestes Material aus einem Shop),  dies wird meist von Chitenge (lokale Stoffe, welche jede malawische Frau besitzt) umkleidet.


Meine Projektidee kam mir, als ich im Februar die Organisation „Hope for Relief“ besucht hatte und deren Projekt „Keep Girls Safe in School“ kennen lernen durfte (siehe meinen letzten Artikel).
Während der Schulzeit war es etwas kompliziert meine Projektidee umzusetzen, da die Kinder, vor allem die älteste Klasse, sehr mit Unterricht eingespannt ist. Also ergriff ich die Chance der Osterferien und startete eine Art Ferienprogramm mit den Mädels der 8. Klasse. Standard 8 Schüler/innen sind gerade in der Endlernphase für ihre finalen Examen und müssen deswegen auch während der Ferien in der Schule bleiben und dort sogar übernachten. Ich denke ihnen tat eine Abwechslung vom Lernstress ganz gut.
Zusammen mit einer Lehrerin und zwölf Schülerinnen trafen wir uns am Morgen des Gründonnerstags 2019 in einem der Klassenzimmer in Chipunga.

Ein typischer Tag in Chipunga beginnt früh, also hetzte ich gegen 6:50 Uhr los zur Grundschule in Chipunga, welche vielleicht 20 min von meinem Haus entfernt liegt. Mir wurde erzählt, dass das Projekt um 7 Uhr anfänge, doch als ich bereits früh am Morgen verschwitzt an der Schule ankam war noch keines der Mädchen in Sicht der Klassenräume. Sie waren noch mit putzen und sich fertig machen beschäftigt.

Gegen 9 Uhr starteten wir dann letztendlich den Projekttag. Engagiert zeichneten die Mädchen die Formen auf den Stoff und schnitten sie langsam aber sicher aus. Ungeduldig warten sie auf die nächsten Anweisungen. Während ich zu Beginn noch von Mädchen zu Mädchen hechtete, um Garn einzufädeln, Knoten zu machen oder neuen Garn zu verteilen saß ich später arbeitslos daneben, da die Mädchen nun alles selbst machen wollten. Darüber beschweren kann ich micht nicht, denn so sollte es ja auch sein.


Den gesamten Vormittag nähten wir zusammen. Es war komplett Handarbeit.
Hier und da ein peinlich berührtes Gelächter oder das Gesicht hinter der Hand versteckt.

Nach ca. vier Stunden waren die Meisterwerke vollbracht. Die Mädchen grinsten stolz. Als wir ein Gruppenbild machen wollten und die fußballspielenden Jungs als Fotografen arrangieren wollten, waren plötzlich alle selbstgenähten Pads in den Mützen oder Röcken verschwunden. Natürlich hatte ich nicht bedacht, dass es peinlich ist die Binden den Jungs zu zeigen.

Natürlich haben diese wiederverwendbaren Stoffbinden auch Nachteile, z.B. verbrauchen sie sehr viel Wasser, um sie zu waschen, was zu einem Problem führen kann, wenn man jeden Wasserkanister vom Brunnen hertragen muss. Auch zum Trocknen brauchen sie sehr lange, wenn die Sonne nicht scheint. Trotzdem ist es noch um einiges besser, als ein Stück Stoff, Bananenblätter oder Zeitung zu benutzen.
Zudem würde ich mir wünschen, dass einige Mädchen angefangen sie selbst herzustellen und sie dann an Freunde zu verkaufen. Für sie könnte es eine Möglichkeit sein etwas Taschengeld zu verdienen.

Praktikum bei der Bloom Junior Academy

Nach den Osterferien habe ich ein Praktikum in einer Montessori angehauchten Vorschule mit erster Klasse begonnen. Es ist eine noch sehr neue Schule. Sie wurde vor zwei Jahren von einem malawischen Ehepaar mit pakistanischen Wurzeln gegründet. Sie selbst haben zwei kleine Kinder und waren nicht ganz zufrieden mit der Art des Unterrichts, welcher an den bereits vorhandenen Schulen in Mzuzu praktiziert wird. Ihre Schule folgt dem Cambridge-System. Bisher besuchen nur ca. 40 Kinder täglich diese Schule, in Zukunft möchten sie allerdings auf 150 Kinder erhöhen. Jedes Jahr soll auch eine neue Grundschulklasse dazukommen, damit sozusagen die jetzige Standard 1 mit der Schule mitwächst.
Bisher gibt es eine Lower Nursery (2,5-3,5 Jährige), eine Upper Nursery (3,5-4,5 Jährige), eine Reception Klasse (4,5-5,5 Jährige) und eine erste Klasse (5,5 bis 7 Jährige)
Natürlich sind die Schulgebühren hoch und daher können sich nur die Kinder mit wohlhabenderen Eltern einen Besuch in dieser Schule leisten. 
Geplant ist, dass ich hier für das dritten Term neue Unterrichtsmethoden kennenlerne und anschließend möchte ich versuchen den Lehrern und Lehrerinnen in Chipunga neue Ideen und Inspirationen zu zeigen.

Sehr viele Methoden, welche ich in meiner Kindergartenzeit als Spiele angesehen habe, sehe ich nun aus einem anderen Blickwinkel. Z.B. mit Holzperlen und Kordeln spielen stärkt die Konzentration  und Fingerfertigkeit oder mit Ausstanzern, Wäscheklammern und kleinen Gummis trainieren die Kids ihre Fingermuskulatur.
Zudem gibt es eine gewisse Methode, bei der man etwas Sand auf einen Teller gibt und diesen glattstreicht. Die Kinder können nun üben Buchstaben oder Zahlen in den Sand zu schreiben. Sie sind um einiges motivierter, als wenn sie diese auf Papier schreiben sollen.

Auch Sport habe ich bereits Unterrichtet. Jedoch nur in den älteren Klassen, Reception (Klasse vor der 1. Klasse) und in der 1. Klasse.  Spiele wie „Kommando Pimperle“  und „Rennfahrer“ kamen sehr gut an.  Nach 30 Min waren wir alle erschöpft.

Es gibt viele Unterschiede zwischen der Vorschule in Mzuzu (Bloom Academy) und der Vorschulen in Chipunga.

Natürlich ist die Eingeschränktheit der Materialien in Chipunga ein sehr großes Problem. Auch wenn die Bloom Academy nicht über so viele Spielsachen verfügt, wie ein deutscher Kindergarten, haben sie dennoch um einiges mehr Papiere, Stifte und Spiele, als die Vorschulen in Chipunga.

Aber auch die Anzahl der Lehrkräfte. In der Bloom Academy sind pro 6 Kinder immer eine Lehrkraft, was ermöglicht dass die kinder individuell gefördert werden können. In Chipunga kommt es manachmal vor, dass 1 Lehrkräfte sich um 25 Kinder kümmern muss, wenn viele Kinder in die Preschool kommen (was leider nicht so oft der Fall ist).

Hier sieht man mich und meine Kolleginnen der Lower Nursery Klasse.

Auch die Art des Unterrichtens ist unterschiedlich.
In der Bloom Academy werden eine Farbe, eine Form, eine Zahl und drei Laute pro Woche gelernt. Während es in Chipunga manchmal vorkam, dass alle Formen und Zahlen 1-10 an einem Tag behandelt wurden. Dies hatte auch Doris Kasambala bei ihrer Supervision im Dezember festgestellt und versucht den Lehrern und Lehrerinnen zu erklären.

Wenn in der Bloom Academy z.B. die Formen unterrichtet werden, wird dies auf unterschiedliche Weisen getan. Mithilfe von Holzformen (welche die Kinder anfassen können), auf einem Plakat zeigen, draußen mit Kreide auf den Boden malen (um reinspringen zu können), Vergleiche zum alltäglichen Leben herstellen (Ball, Ei oder Mond) , Formen ausmalen lassen, Kinder selbst an die Tafel malen lassen,…. So können sie den Formen auf ganz verschiedenen Ebenen begegnen.

Hier kann man die Jüngsten fleißig am Kreise malen sehen.

In der Bloom Academy  wird nur Englisch gesprochen. Chichewa oder andere Sprachen werden den Kindern verboten zu sprechen. Ich würde sagen 70 % der Kinder haben malawische Wurzeln, der Rest hat indische oder pakistanische Eltern. Hier herrscht echt eine bunte Mischung an Traditionen und Religionen.

Eine sehr hohe Priorität haben die Projekte in der Bloom Academy. Die Klassen arbeiten über mehrere Wochen an Plakaten, welche anschließend im Klassenzimmer aufgehängt werden. Zudem hat jede Woche ein eigenes Thema, z.B. Bäume fällen, Lebensräume von Tieren,…

Zudem haben die Kinder in Bloom sehr viel freie Spielzeit. In den Pausen spielen alle Klassen zusammen im Sandkasten, auf der Rutsche, der Wippe oder den Schaukeln. So wie wir es von Deutschland auch kennen.

Gerade wenn es regnet und die Kinder nicht rausgehen können, um sich auszutoben, kann so ein Tag ziemlich kräftezehrend sein, mit kreischenden und rennenden Kindern in einem recht kleinen Raum. Trotzdem habe ich diese Kinder schon sehr ins Herz geschlossen.

Beitrag meiner Mitbewohnerin über Feminismus

Meine Mitbewohnerin Ana Ortega hat einen sehr schönen Artikel geschrieben, welchen ich gerne mit Euch teilen würde.

The different shades of feminism

We went to Aysha’s place on a Wednesday. She was wearing jeans and t-shirt, and her two kids, freshly showered, were playing videogames in pyjamas. We sat in the living room patiently waiting for the food to be ready as we sat with her mother in-law, a lovely woman from Pakistan that had left her country 8 years ago. Our communication with her in-law was mostly through photos that she showed us of her children, which we could tell by her excitement how proud she was of them. I could say that she couldn’t speak English, but I would rather say that we couldn’t speak Urdu. Finally, when our mouths were watering from the spicy smell of curry coming out of the kitchen, Aysha jumped into the living room to tell us to join her for dinner.  ‘Aysha you HAVE to teach me how to cook all these dishes!’ I told her, not knowing with what to start, as the small bowls we had seen earlier were full of curries, salads, rice and chapatti bread.  After our plates were scrapped clean and we had washed our hands, Aysha came with us to the living room to set up what we had come to her house for: we were getting henna tattoos for a friend’s wedding. ‘I am so glad you guys are here, I really miss having a girls’ days, drinking coffee and smoking shisha. ‘I used to always go out with my friends when I was living in Blantyre, but now that I moved to Mzuzu I don’t know as many people’, she cheerfully mentioned. Fully concentrated on making flowers and shapes on our hands, we chatted and chatted. Teacher by profession, had her first child with 16, born in Malawi, spoke broken Urdu and happily married, were some of the things we learned from this outgoing and beautiful woman. When the henna was getting stiff and its minty smell was fading away, we hugged her goodbye, hoping to see her at the wedding.

The bride and groom sat in the front of the lounge on a white sofa, smiling while the professional photographer was snapping tons of shots of them with everybody that was present. We were eagerly waiting for our turn to take a photo, while eating briani and commenting how beautiful the bride looked with her white dress and jewels, when my gaze met with some gorgeous black eyes.  ‘Look, its Aysha!’, my friend told me as a woman wearing a niqab (a veil that only leaves the eyes uncovered) approached us. ‘I knew you girls wouldn’t recognise me like this’ she laughed. Aware that we come from different cultural backgrounds, she felt the need to explain first of all, what a niqab was and secondly, why she wore it. ‘I wear it because I don’t want to attract men’, she clarified, ‘but I can still attract them with my eyes’, she joked while raising her eyebrows and flapping her enormous lashes. She explained that she just recently started to wear a niqab, although her mother had worn it her whole life. It was just around 2 years ago that she changed from wearing a hijab (a veil that only covers the hair) to a niqab, as she felt like hijab wasn’t enough for her to feel as humble as she wanted to feel. She wants her daughter to wear whatever she feels comfortable wearing and to decide on her own, whether that involves covering her hair or not. Her husband, she said, doesn’t like her wearing a niqab. ‘He teases me saying I look like a ninja, but I can wear whatever I want!’.

Feminism comes in different ways as a movement that fights for people to be able to show the greatest expression of themselves, without the social pressure to perform a certain way. Yes, the pressure for women to hide themselves to avoid ‘attracting’ men can definitely be seen as sexist, but it can also be a personal choice, as long as there are options. Therefore, policies (e.g. in France) to ban particular ways of dressing are very violent and equally sexist. These policies replicate what they are supposedly against: telling women what to wear. A feminist statement is also wearing whatever you want. Aysha’s decision to wear a niqab in a country where it is commonly judged and even going against her husband’s will is pretty remarkable, and I believe is a reflection of a lot of inner strength and confidence.

Infos an meine Spender

Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich die Namen der Spender nicht sehen, welche mir bereits gespendet haben. Daher bitte ich meine Spender mir kurz eine Nachricht zukommen zu lassen, damit ich mich bedanken kann.

Natürlich ist das Spendenkonto noch weiterhin geöffnet, für jeden der mich bei meiner Arbeit noch unterstützen möchte! 😀

Falls ihr Lust habt mich bei meinem Auslandsjahr zu unterstützen:
Hier ist eine Schritt für Schritt Erklärung, um das Ganze zu vereinfachen:
1. Das Geld wird auf diesem Konto gesammelt:
          artefact gGmbH
          DE33 2175 0000 0186 0651 24
2. Gib bei der Überweisung folgende Spendenkennung im           Verwendungszweck an:
        sol. Chipunga 10
Das ist ganz wichtig, damit die Spenden meinem Projekt zugewiesen werden!
3. Wenn du eine Spendenbescheinigung per Post von artefact erhalten   möchtest, gib zudem Deine vollständige Adresse an!

Vielen Dank!


Eure Laura

In Bewegung zuhause – ein Lebensupdate

Der Nachhauseweg – für mich immer eine gute Gelegenheit, um mit den Schritten auch die Gedanken laufen zu lassen:

„Ein Tag im Dezember. Die Sonne ist schon fast untergegangen, ein Blick auf meine Uhr verrät den Grund: schon sechs Uhr. So war das nicht geplant. Ich war wieder einmal die letzte im Büro. Da spricht keine Leidenschaft, sondern Verantwortungsbewusstsein, innerer Druck, vielleicht auch ein bisschen Schuldgefühle. Der innere Kampf, der sich da in meinem Laptop-Bildschirm abspielte: hin- und hergerissen zwischen „jetzt werde doch endlich mal fertig. Bringe zumindest diese eine Aufgabe, den Aufbau von Mphamvu-now, erfolgreich über die Bühne. Dann hast du was geleistet. Es ist doch auch gar nicht so uninteressant.“ und „ich habe wirklich überhaupt keine Lust. Dieses trockene Lernen, das wollte ich doch hinter mir lassen. Ich träume mich lieber weg. Dieser Moment ist doch mein Leben, der soll doch schön sein!“ Prokrastination aus Motivations- und Inspirationsmangel, das konnte ich auch in Kollegen beobachten. Kein Funding, keine Projekte, keine Team-Meetings, eine Untergangsstimmung hing wie ein Schleier über dem Office. Die Hungerphase einfach aussitzen bis bessere Zeiten kommen, kann eine Strategie sein. Aber doch nicht für eine Freiwillige wie mich, die nur dieses eine Jahr hat, dieses eine Jahr, um all die Erwartungen und Wünsche zu erfüllen, das traditionelle Malawi kennenzulernen, echte Verbindungen zu knüpfen, Denkanstöße und Inspiration zu sammeln. 6 Uhr – wieder einmal hatte die Arbeit meine ganze Zeit geklaut. Keine Zeit, um Veränderung zu bringen. Wo gehe ich gerade etwa hin? – in meine einsame Wohnung, von der ich mich emotional schon vor Monaten verabschiedet hatte. Immer noch. Obgleich ich dadurch interessante Einblicke sammelte, war die Wohnungssuche bisher fruchtlos geblieben. Immer noch. Über all diesen Sorgen und Zweifeln der Versuch, trotzdem positiv zu denken, schließlich entstammt Leiden in erster Linie nicht der Situation, sondern den Gedanken über ebenselbe. Ich fühle mich vielleicht jetzt gerade, als würde die Arbeits- und Wohnsituation meine Flamme zu ersticken drohen, aber am Horizont, da kündigt sich Frischluft an.“

es gab natürlich auch Highlights wie etwa die Wanderung auf den Michiru Mountain

Der erste Windstoß kam kurz nach Weihnachten, als ich mich nach langem Hin und Her dazu entschloss, authentisch Malawi beiseite zu lassen und mit anderen Freiwilligen an eine sehr abgelegene Lodge am See zu fahren. Hier, mit Menschen der gleichen Wellenlänge in den Wellen des Wassers und mit rein überhaupt keinen Aufgaben und Verpflichtungen, fand ich mich endlich in einem Umfeld wieder, das mich glücklich macht. Nicht von Dauer natürlich, aber einen kleinen Aufschwung gab diese Auszeit schon. Die Rückkehr kam mit Frustration, aber auch einer ernsthaften Entschlossenheit. Es muss sich etwas ändern, so kommunizierte ich erstmals wirklich offen mit meinem Chef Devine. Doch ich musste feststellen, dass meine Probleme nicht der Mittelpunkt waren, Renama an sich steckte wirklich in einer ernsthaften Lage. Ich sah einer Entscheidung ins Auge: alles dafür tun, das sinkende Schiff wieder ans Laufen zu bringen oder abspringen? Und ich sah wieder weg. Ich wollte sie nicht verlassen, aber ich brauchte erstmal ein bisschen Abstand, ein bisschen Luft zum Atmen.

Da kam der nächste Windstoß wie gerufen: ich verbrachte eine Woche als Art Praktikum auf der ökologischen Ausbildungsfarm Kudzidalira pa moyo, wo einfache, junge Menschen transformiert werden, die Natur und deren Ressourcen als Geschenk Gottes zu sehen und sie dementsprechend nachhaltig für Nahrung und Medizin (Zentrum von Anamed) zu nutzen. Ich fand inspirierende, liebe Leute meinen Alters, mit denen man einfach eine gute Zeit hat, ich fand praktisches Arbeiten an der frischen Luft, ich fand kritische Auseinandersetzung mit der malawischen Kultur, dem Grund und den Verstärkern von Armut, die ich wiederum hinterfragen konnte. Eine wirklich bereichernde Erfahrung.

„Ende Januar. Ich bin wieder auf dem Nachhauseweg, wenn man es so nennen möchte. Mein Zuhause liegt für eine Woche bei einer Freundin, die mir ein Bett in ihrem Zimmer angeboten hatte. Ich weiß noch nicht, ob ich hierbleibe. Aber das ist egal. Denn für den Moment ist es schön, wieder von Menschen umgeben zu sein, zu erzählen können, wie die Arbeit so war. Und wie war sie denn? Ich hatte Gespräche mit Devine und mit der Gründerin Renamas und Chefin von ecoLODGy Martina. Mphamvu-now hatte ich mehr oder weniger erfolgreich über die Bühne gebracht. Der Abschlussapplaus lässt noch auf sich warten, vielleicht da sich der Regisseur schon während des Stücks langsam rausschlich und deshalb keine Zugabe gibt. Ich sehe wieder Perspektiven. Wir sprachen ein paar überschaubare Projekte an, die ich in Angriff nehmen könnte: eine Woche bei den Farmern auf dem Dorf leben, ein Video zu einem Pilotprojekt drehen, ein Video zu unserem Energiekiosk, ebenfalls mit Aufenthalt auf dem Dorf. Ich weiß noch nicht, ob ich dauerhaft bei Renama bleibe, mehr zu ecoLODGy wechsle oder ganz woanders hin. Aber das ist egal. Denn für den Moment sehe ich interessante Eindrücke, fernab des Büros. Und eine Sache weiß ich: Es wird gut sowieso, denn ich lass es nicht mehr schlecht werden.“

Und so folgte ein Windstoß auf den nächsten. Eine Woche nach dem beschriebenen Nachhauseweg zog ich probeweise zu Alice und blieb dann einfach. Wir hatten uns zufällig bei einer Theateraufführung getroffen und eigentlich vom ersten Zeitpunkt an, eine Schwester und beste Freundin ineinander gefunden. Ihre ganze Familie gab mir ein unglaubliches Gefühl von Zuhause: der nahbare Vater mit den traditionellen Gitarrenklängen, die sorgende Mutter, der liebe, große Bruder zum Pferde stehlen, die interessierte, kleine Schwester, der noch kleinere Bruder. Endlich zuhause angekommen.

Und schon wieder weg. Denn es standen auch einige Unternehmungen an, die meinen Durst nach Forschen und Fragen stillen sollten. Als „mtsikana wakumudzi“ (Dorfmädchen) bei den Farmern. Als Journalistin eines Newsletters über alles Neue im Kochherd-Sektor in Lilongwe – mit Alice an meiner Seite (sie hatte gerade Semesterferien und wollte sich gerne bei einer NGO engagieren, na, das konnte besser nicht passen). Hier in Lilongwe fand ich nicht nur ein weiteres kleines Zuhause in der Wohngemeinschaft der Mitfreiwilligen Hannah, sondern traf auch eine Vielzahl interessanter Individuen. Als verantwortliche Planerin einer Feldstudie für Gasifier Herde mit einem flexibleren Arbeitsplan. Als forschende Praktikantin bei der lokalen Organisation Hope for Relief ganz im Norden Malawis. Als Kunstinteressierte bei Gedicht- und Musikaufführungen in Blantyre. Als Lenkerin meiner verbleibenden Zeit beim Zwischenseminar auf der Mushroomfarm. Ich war wieder frei, meine innere Flamme leidenschaftlich und optimistisch, liebend und hinterfragend züngeln zu lassen. Ganz unabhängig von einem Aufschwung bei Renama (der die ganze Zeit immer noch auf sich warten ließ. Zwischenzeitlich hatten beide Chefs den Schritt vollzogen, nur noch halbtags ins Büro zu kommen) hatte sich für mich persönlich eine ganz eigene Erfolgsgeschichte entsponnen.

„Anfang April. Die Sonne geht gerade unter. Das tut sie immer in spektakulären Farben hier in Chilomoni. Wenn Kelvin wieder da ist, artet diese Zeit des Tages bestimmt in Foto-Shootings aus. Vielleicht gehen wir ja auch mal wieder zusammen joggen. Ach, ich freu mich ja schon drauf, wenn ich Alice und Kelvin für ein paar Tage auf dem Campus besuchen werde. Um das Video zu schneiden, muss ich schließlich nicht im Büro sitzen. Wie entspannt mein Verhältnis zu Devine geworden ist. Vielleicht sieht er, dass ich am besten Leistung bringe, wenn ich meinen eigenen Weg gehen darf. Die Stimmung im Office war heute anders. Wir hatten das erste Team-Meeting der letzten acht Monate. Funding für ein neues Projekt steht vor der Tür. Und endlich teilten wir Erfahrungen, Erklärungen und Ideen. Die Untergangsstimmung ist jetzt verflogen und es kündigt sich der liebliche Duft von Aufbruch an. Es war aber auch der vorerst letzte Office Tag mit Alice. Sie geht morgen zurück zur Uni. Wir sind in Bewegung. Das Gefühl von Zuhause immer mit im Gepäck. Ich bin glücklich.“

Das wars mit meinem kleinen Lebensupdate. Morgen steht mein Rückflug nach Deutschland im Kalender, mein Nachhauseweg sozusagen. Wie glücklich bin ich, diesen verschoben zu haben. Als ich merkte, dass in Malawi mehr Erfahrungen auf mich warten als in acht Monate passen. Ein Jahr also. Wir sehen uns im August wieder. Und ich hoffe inständig, dass wir uns schon davor wieder hören. Wenn meine Schreiblust nicht wieder vor lauter Abenteuern begraben wird.

Liebe Grüße,

Johanna.

PS.: Das Rehkitz lebt immer noch, keine Sorge. Jedoch, wenn ich ganz genau hinschaue, irgendetwas stimmt da nicht: was macht es denn da oben hoch in den Lüften und, seit wann haben Rehe Flügel?! Tja, das ergab sich folgendermaßen: Das Rehkitz stand voller Anspannung vor dem Zaun. Es könnte jetzt abspringen, alles hinter sich lassen, noch einmal ganz neu starten. Das Dickicht war so fremd, so verlockend. Doch was würde dann mit der Erde auf dieser Seite geschehen, wer würde sich um sie kümmern, wenn nicht seine Hufe? Und was wäre mit diesen Kräutern, die ihm immer zu fressen gaben, die es so liebgewonnen hatte? „Du musst dich entscheiden, du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen“, tönte die Stimme der alten Nachteule aus einem der Baumwipfel, „schließlich kannst du nicht fliegen wie unsereins.“ „Na, das wäre doch gelacht“, der rebellische Spirit unseres Rehkitzes war geweckt. Voller Optimismus hielt es sich zwei große Blätter an die Seiten, machte die Augen fest zu und schon trug es der erste Windstoß in die Lüfte. Und einer nach dem anderen, eröffneten sich ihm mehr Horizonte als es jemals zu Träumen gewagt hätte.

Selbstevaluation, die

Für unsere Entsendeorganisation müssen wir regelmäßig Quartalsberichte schreiben und einer ist jetzt vor unserem Zwischenseminar fällig. Da ich viele der in diesem Bericht vorkommenen Dinge sowieso einmal hier schreiben wollte, teile ich den einfach direkt mit euch. Passen zur Hälfte unseres Freiwilligendiesnstes sollte er in Form einer Selbstevaluation gestalltet werden, weshalb sich viele meiner Gedanken und Empfindungen darin finden lassen. Manche Aspekte klingen oder sind sehr stark verallgeminernd, ist aber natürlich nur meine Wahrnehmung, beziehungsweise Meinung.
(Letzteres gilt natürlich auch für all meine anderen Beiträge.)

Falls jemand Interesse an ein paar Fotos hat, ich habe in diesem Album alle meines Freiwilligendienstes gesammelt, bzw. werde auch noch alle anderen hinzufügen, wobei es manchmal dauert bis Google das Ganze aktualisiert: https://photos.app.goo.gl/Y1c4QK17DuTXjeko9


Um ehrlich zu sein weiß ich nicht genau wo ich anfangen soll, schließlich sind es ja doch schon sehr viele Aspekte, die betrachtet werden sollen. Ich versuche also einfach mal irgendeine Art der Struktur einzubauen, kann aber natürlich nichts versprechen.

Grundsätzlich war der Anfang diese Freiwilligendienstes für wahrscheinlich jeden Freiwilligen eine sehr große Umstellung. Weg von der Schule, der Uni oder der Ausbildung, vielleicht auch von einer längeren Zeit nichts tun. Weg von den Eltern, Freunden, Mitbewohnern und wer da nicht noch alles war. Auf jeden Fall weg aus dem uns so gut bekannten Alltag, hinein in ein neues Abenteuer mit einem mehr als nur unbekannten Ausgang als auch einer noch unbekannteren Durchführung.
Bei mir persönlich trifft das sehr stark zu. Nicht nur bin ich das erste Mal richtig im Ausland, dazu auch noch das erste Mal allein unterwegs, sondern auch ist es für mich das erste Mal richtig zu arbeiten und auch, abgesehen von Schule, Haushalt oder Zeitungaustragen, das erste Mal richtig Verantwortung zu tragen. Ich persönlich habe, leider aber auch logischerweise, nicht viel Ahnung davon, wie es bei den anderen Freiwilligen aussieht und wie ihr Arbeits- und Lebensalltag aussieht. Ich selbst hatte gerade erst die Schule abgeschlossen und bin beinahe direkt nach Malawi aufgebrochen. Allein zu leben ist schon echt viel anstrengender und ich würde es liebend gerne wieder gegen das alte Leben eintauschen, einfach weil man viel mehr Zeit für sich hat und nicht alles selbst planen muss, wenn es die ganze Familie zusammen macht. Jetzt ist das natürlich ganz anders und ich bin wirklich fast vollständig für mich selbst verantwortlich. Lediglich um Kleinigkeiten wie Strom und Wasser muss ich mich nicht selbst kümmern, das machen noch meine Vermieter.
Wenn ich aber so drüber nachdenke, fällt mir auf, dass es eigentlich gar keine Kleinigkeiten sind. In Deutschland ist beides mehr als nur selbstverständlich, aber hier in Malawi sieht das einfach anders aus. Ich kann mich froh schätzen in einem der am besten ausgebauten und versorgten Gebieten des Landes zu leben, so dass ich beinahe nie Probleme mit Strom, geschweige denn Wasser habe. Viele andere Freiwillige müssen sich was das angeht noch viel stärker umstellen und anpassen, von den Einheimischen möchte ich gar nicht erst sprechen. Was mir hierbei klar wird ist, wie selbstverständlich wir, damit meine ich viele Menschen in gut entwickelten Gebieten wie Deutschland, viele Dinge sehen. Leider muss ich mich selber auch zu diesen Menschen zählen, was mir aber erst hier richtig bewusst wurde und was mich beim genaueren drüber nachdenken etwas verärgert. Neben Wasser und Strom gibt es noch Dinge wie zum Beispiel das Internet. Ok, in Deutschland ist die Anbindung an vielen Orten immer noch nicht gut, aber hier in Malawi ist das nochmal ganz anders. In deutschen Großstädten wird nur noch darüber geredet, wie schnelles Internet man den hat oder haben möchte. Dass es aber da ist, ist völlig normal. Und dazu ist es auch noch unbegrenzt, wovon man hier eigentlich nur träumen kann, es sei denn man ist in der Lage, Geld zum Fenster raus zu werfen, so teuer wird das dann hier. Und zwar an deutschen Standards gemessen ist das teuer, für den Großteil der Bevölkerung also unbezahlbar.
Diese Selbstverständlichkeit ist es, was für mich inzwischen nicht mehr selbstverständlich ist. Man erkennt einfach, dass sich so viele Dinge bezüglich des Internets nur an gut entwickelte Länder richten. Einfach mal so Filme anschauen oder Musik hören ist hier nicht so leicht, wobei ich sogar glaube, dass es einige Einheimische hier in Malawi gibt, die nicht einmal wissen, dass das Internet überhaupt existiert, oder zumindest nicht wissen, was genau es ist und wozu man es nutzen kann. Diese Erkenntnis wird bei mir selbst jetzt nicht dazu führen, dass ich mein Leben komplett umstelle und auf solche Dinge verzichte oder so, ich erde aber definitiv mit anderen Augen auf sie schauen. Wenn ich mich das nächste Mal in Deutschland über das „langsame“ Internet aufrege, muss ich mir einfach nur in Gedanken rufen, wie es in anderen Ländern wie beispielsweise Malawi aussieht.

Trotz der bereits genannten Umstellung von meinem Alltag vor dem Freiwilligendienst bin ich mit der Situation aber trotzdem mehr als zufrieden. Ich bin nicht völlig vom Internet abgeschnitten, habe eine kleine aber feine Wohnung und habe auch noch kein Heimweh oder so, von ein paar kleinen Dingen, die ich vermisse, mal abgesehen. Auch über meine Arbeit kann ich mich nicht beschweren. Jetzt, wo die erste Hälfte des Freiwilligenjahres um ist, hat sich auch meine Arbeit, beziehungsweise meine Aufgaben etwas verändert. In den vergangenen Monaten habe ich sehr viel im Office gesessen und auch viel „Büroarbeit“ gemacht. Vom gestallten einer Website über das Organisieren von Workshops, einen kleinen Einblick in das Thema Finanzen und was man im Office nicht alles machen kann, verschiedenste Dinge waren schon meine Aufgabe. Da ich die meisten meiner Projekte soweit fertig habe, werde ich in den nächsten Monaten an ein paar anderen, etwas aktiveren Aufgaben arbeiten. Neben dem Gestallten und letztendlich auch Bauen eines Spielplatzes soll ich auch noch einige langfristige Sachen planen, zum Beispiel Lernpfade über das Gelände unsere Lodge. Alles in Allem finde ich diese neuen Aufgaben sehr schön, nicht nur da ich zum größten Teil eigenständig arbeiten darf beziehungsweise sogar soll, sondern auch weil es ganz andere Aufgaben sind. Nach einem halben Jahr etwas großartig anderes zu tun fühlt sich sehr gut und motivierend an. Besonders, da ich andererseits auch mit vielen kleinen und meist uninteressanten Aufgaben überschwemmt werden könnte, da von diesen mehr als genug da sind.
Auch habe ich für die nächsten Monate noch ein Praktikum bei einem der Anderen Freiwilligen geplant, worauf ich mich auch schon sehr freue, auch wenn noch nichts genau feststeht. Im Nachhinein ist der Motivationsverlust, denn ich in den letzten Monaten hatte, nicht unbedingt schlecht. Es hat mir geholfen zu sehen was ich gerne machen würde, beziehungsweise was nicht und beim darüber Nachdenken glaube ich, dass es ein normaler Teil des Arbeitsalltages ist, mit dem man lernen muss umzugehen.

Auch ist die Frustration, die ich manchmal verspüre, wenn ich mit einigen Malawiern zusammenarbeite, wahrscheinlich mehr oder weniger normal. Mit deutschen Standards kommt man in Malawi nicht allzu weit, was ich auch schon bei meiner (deutschen) Chefin bemerkt habe. Genau das macht die Zusammenarbeit mit zum Beispiel unserem Gartenteam recht schwer, einfach weil sie ganz andere Ansichten haben und viele Dinge einfach anders machen würden als meine Chefin oder auch ich. Hier sehe ich sehr stark, wie schwer es ist sich richtig oder gar überhaupt anzupassen. Meine Chefin lebt jetzt seit acht Jahren hier und manche Ansichten sind immer noch so wie man sie in Deutschland gebrauchen kann, in Malawi allerdings nicht unbedingt. Das Anpassen fällt einfach schwerer als man denkt, auch als ich dachte.
Die Position als „Weißer“ nehme ich selbst nur ungerne an, man wird aber leider immer wieder in diese Rolle hineingesteckt. Obwohl ich mit 18 Jahren eigentlich so gut wie keine Lebenserfahrung habe, werde ich so wahrgenommen, als wäre ich der Chef vieler meiner Kollegen. Was auch immer ich sage, die Leute nehmen es oft einfach hin und denken selbst nicht mehr viel darüber nach, ganz egal ob es nur ein Vorschlag war oder so etwas wie eine Nachfrage. Es stimmt zwar, dass ich in manchen Situationen über einigen Angestellten stehe was gewisse Aspekte angeht, im Allgemeinen bin ich aber auch nur ein einfacher Mitarbeiter und muss mich den Entscheidungen meiner Chefin beugen. Doch anscheinen vergessen oder verdrängen das viele meiner Mitarbeiter, sowie auch leider viele Malawier. Ich werde einfach als etwas Besonderes betrachtet und behandelt, einfach nur weil ich eine hellere Hautfarbe habe.
Okay, ich durfte zwar im Gegensatz zu den meisten Malawiern eine gute und dazu sogar kostenlose Schulzeit genießen, was vielleicht zu einer anderen Ansichts- und Denkweise geführt hat, aber irgendwie verstehe ich nicht, wie die Menschen hier eine so starke Polung haben können. Ich fühle mich manchmal so, als wäre es überhaupt kein Problem hier eine Revolution oder so etwas zu starten und dass das dann auch funktionieren würde, einfach nur weil ich eine hellere Hautfarbe habe. Würde ich Chichewa sprechen und es wirklich wollen, könnte ich wahrscheinlich eine ganze Menge an Leuten um mich scheren, die glauben, ich hätte recht mit dem was ich sagen würde. Es wirkt auf mich einfach so, als wäre die Kolonialisierung hier erst ein paar Jahre her und dass die Leute sich immer noch in dieser Rolle fühlen, in die sie damals leider gesteckt wurden.
Zwar verstehe ich wie gesagt, dass ich und die meisten Malawier unter komplett anderen Umständen aufgewachsen sind, in zwei nicht nur kartografisch gesehenen anderen Welten leben, aber eine gewisser Unverständlichkeit ist trotzdem da. Dinge einfach hinzunehmen, ohne sie wirklich zu hinterfragen, ist für mich einfach unvorstellbar.
Was die anderen Freiwilligen angeht finde ich die Situation echt super. All die knapp 40 Freiwilligen aus Deutschland in Malawi sind super nett, man kann beinahe ohne Probleme überall im Land für ein oder zwei Nächte unterkommen und falls man Fragen hat, bekommt man meistens schnell eine gute Antwort. Ich persönlich fühle mich dadurch nicht ganz so allein oder hilflos, schließlich haben auch die anderen ihre Probleme und leben auch zum ersten Mal auf sich gestellt in Malawi. Zwar treffe ich sie nicht allzu häufig, aber wenn dann ist es immer eine schöne Zeit.

Wenn ich im August wieder nach Deutschland zurückkehren werde, bin ich definitiv nicht in der Lage direkt einen professionellen Job zu machen. Zwar lerne ich über bestimmte Sachen schon einiges, aber im Allgemeinen kriege ich hier eigentlich nur einen Einblick in das Arbeitsleben an sich. Meine Aufgaben sind nicht nur Kleinigkeiten, sondern manche meiner Projekte sind schon echt wichtig. Wäre ich nicht hier, müsste ecoLODGy jemanden für all die Aufgaben anstellen, jemanden der sich jede Woche um den Gemüse Verkauf kümmert, eine Website designen kann, Workshops vorbereitet und anleitet, zwischendurch etwas Babysitten macht, zu jeder Zeit erreichbar ist und auch mal ein paar nicht so schöne Aufgaben übernimmt. So ein Mischpaket findet man hier in Malawi glaube ich nur recht schwer, dazu auch noch jemanden unbezahlten. Ich belege also eigentlich mehr als nur eine Arbeitsstelle, aber diese würden ohne mich zum größten Teil niemals entstehen, da dafür einfach das Geld fehlt. Im Gegensatz zu den anderen Freiwilligen habe ich zwar glaube ich sehr viel Arbeit und auch sehr viel Verantwortung, allerdings ist das auch nicht direkt schlecht. Etwas mehr Entspannung zwischendurch schadet zwar nie, wird man im späteren Arbeitsleben aber wahrscheinlich auch nicht einfach so bekommen. Und außerdem sind meine nächsten Projekte so gemacht, dass es nicht ganz so viel Zeit auf einmal konsumieren wird. Zudem fällt jetzt in den nächsten Wochen oder sogar Monaten eine meine Haupt-Beschäftigungen weg, denn den Gemüse Verkauf müssen wir wahrscheinlich bis auf Weiteres erst einmal unterbrechen. Dadurch werde ich fast zwei ganze Tage mehr in der Woche für meine anderen Aufgaben haben. Richtig durchstarten können wir damit dann erst wieder kurz vor dem Ende meines Aufenthaltes, sodass mein Nachfolger/in diesen dann übernehmen wird.
Auch kriege ich hier von der Kultur nicht unbedingt so viel mit, wie vielleicht der Ein oder Andere denken mag. Im Büro arbeite ich hauptsächlich mit Menschen aus Deutschland, Frankreich oder auch Indien zusammen, meine Vermieter kommen auch aus Indien und sonst habe ich nur meine Arbeitskollegen auf der Baustelle der Lodge, die Malawier sind. Viele andere Leute, die ich kennen gelernt habe, sind auch nicht aus Malawi. Zwar leben die meisten schon etwas hier, aber richtig viel Kontakt mit Einheimischen habe ich hier nicht. Es stimmt zwar, es ist etwas schade, aber so richtig vermisse ich es nicht, da mich viele dieser halt einfach zu anders behandeln. Und um richtig Kultur zu erleben bin ich in der wirtschaftlich größten Stadt des Landes wahrscheinlich eh falsch.
Wenn ich mich hier so im Alltag befinde, treffen dann aber ab und zu doch noch die ein oder anderen Herausforderungen auf mich. Ein Beispiel ist etwa die Umwelt hier in Malawi. Ich persönlich könnte hier fast jeden Tag das Kotzen bekommen. Wohin man auch blickt, man sieht überall Müll. Die Menge an Plastik, das in der Landschaft herum liegt, ist einfach abartig und ich kann es einfach nicht in meinen Kopf bekommen, dass das keinen hier stört. Auch ist das Leben hier eine Herausforderung an sich, nicht ständig in Wutausbrüchen zu enden. Ob beim Fahrradfahren, beim im Minibus sitzen oder einfach beim durch die Straßen Laufen, die Menge an Respekt der Leute geht gefühlt manchmal gegen Null. Auch wenn ich es inzwischen darf, selbst Autofahren würde ich hier, zumindest in der Stadt, niemals machen. Ich fahre ja mit dem Fahrrad nur die Strecke von meiner Arbeit nach Hause, circa 15 Minuten bergauf und bergab, aber schon hier muss ich extrem vorsichtig sein nicht jeden Tag überfahren zu werden. Ein deutscher Student, der hier zeitweise ein Praktikum gemacht hat, hat es mit den Worten ausgedrückt, dass man in Deutschland bei der Fahrschule zuerst lernt die Bremse zu betätigen, hier in Malawi als aller Erstes die Hupe und die Bremse auch nur eventuell am Ende irgendwann. Diese Aussage trifft meiner Meinung nach zu mindesten 99% zu und daraus kann man sich auch gut ableiten, wie es hier in der Stadt auf den Straßen ungefähr zugeht. Spiegel sind anscheinend auch nur modetechnisch existent und Fahrradfahrer sind auch mehr Legenden als wirklich existent. Ich muss mich manchmal echt beherrschen nicht meine ganze Wut und Verzweiflung heraus zu lassen und dass, obwohl ich eigentlich ein sehr ruhiger und offener Mensch bin (zumindest sehe ich mich so).
Das ist zwar jetzt sehr stark verallgemeinernd und trifft auf keinen Fall auf alle Menschen hier zu, aber so erlebe ich es halt so gut wie jeden Tag. Auch fehlt mir hier in Malawi einfach etwas an Struktur. Die deutschen öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar nicht unbedingt der Traum, aber sie fahren zumindest ungefähr zu den Zeiten, zu denen sie es sollen. Und dann auch eigentlich immer ohne Probleme. Ein Bus der mitten auf der Strecke aus Benzinmangel liegen bleibt findet man in Deutschland selten, hier aber leider doch das ein oder andere Mal. So richtig verlässlich sind hier leider nicht so viele Dinge oder auch Menschen, Zuspätkommen könnte auch gut zur malawischen Kultur gehören. Auch fehlt es mir an Verständnis bei Dingen wie dem Geld in Malawi. Manche Produkte kosten im Laden wie auch bei uns zum Beispiel 99,99. Allerdings wird hier nicht wie bei uns neben Euro mit etwas wie dem Cent gerechnet, sondern einfach nur mit Kwacha. Warum schreibt man dann noch die ,99 Kwacha dahinter? (Ähnliche Verständnislosigkeit habe ich aber auch an deutschen/europäischen Tankstellen.) Problem ist auch, dass man häufig nicht einmal Beträge kleiner als 20 Kwacha als Rückgeld bekommt, selbst wenn die entsprechenden Münzen vorhanden sind. Die 1 Kwacha Münze existiert zwar, wird aber auch beinahe nicht mehr benutzt, genauso wie die meisten anderen Münzen, was wahrscheinlich an den Herstellungskosten liegt, die um einiges höher sein werden als die Münzen dann danach.

In den nächsten Monaten möchte ich auf jeden Fall noch einiges von Malawi sehen, ich habe noch 20 Urlaubstage über und die werde ich auch alle gut nutzen. Noch in andere Länder zu reisen lohnt sich für mich nicht unbedingt, aus extremem Sightseeing würde ich dort nichts machen und für die Visa würde recht viel Geld draufgehen, welches ich lieber spare oder wenn dann hier in Malawi nutze. Auch ist das geplante Praktikum noch etwas, worauf ich sehr freue. Das Einverständnis meiner Chefin habe ich bereits, ich muss also nur noch die richtige Stelle finden und dort alles absprechen. Bei den Reisen durch das Land kommen dann vielleicht auch noch andere Freiwillige mit, ein paar Sachen stehen sogar jetzt schon fest. Wenn irgendwie möglich würde ich super gerne auch die nächsten Freiwilligen noch treffen und hier in Malawi willkommen heißen, was aber wahrscheinlich nichts wird. Meine Aufgaben in den nächsten Monaten sind mehr als nur spannend, ich kann so wirklich etwas hinterlassen, das Umherreisen wird noch super und bisher weiß ich nichts Schlimmes, das noch kommen wird, weshalb sich die ab und an aufkommenden Gedanken an Deutschland doch recht schnell wieder vertreiben lassen.

Schule und eine Reise vom Norden bis in den Süden Malawis

In den letzten Monaten ist einiges passiert, sodass ich mit dem Berichte schreiben gar nicht hinterher kam. Nun ein schon längst überfälliges Update.

Zu aller erst fange ich damit an, dass ich seit den Weihnachtsferien (Dezember-Januar) in der Grundschule in Chipunga mithelfe. Nachdem ich nun ein halbes Jahr die Vorschule begleitet habe, fand ich, dass es an der Zeit für einen Wechsel wäre.  Nun versuche ich den Lehrer/innen von 6:45 Uhr bis ca. 14:00Uhr so gut es geht zur Hand zu gehen, wodurch ich einfach auch mehr ausgelastet bin. In der Grundschule unterstütze ich die Kids, wenn sie Hilfe brauchen bei ihren Übungsaufgaben und  korrigiere Arbeitsaufträge.

 

Nun möchte ich euch kurz das Schulsystem von Malawi erklären.

Die Grundschule (Primary School) geht insgesamt 8 Jahre. Man nennt die Klassen Standard 1-8. Hier wird teilweise auf Englisch und teilweise in Chichewa, der Landessprache, unterrichtet. Die Grundschule ist für alle kostenlos.
Ein Schuljahr besteht aus drei Terms, wobei am Ende jedes Terms eine Art zusammenfassendes Examen geschrieben wird, natürlich gibt es auch zwischendrin einige Tests, wobei der/die Lehrer/in die Häufigkeit und Inhalt entscheiden darf. Am Ende des Schuljahres wird daraus die Note berechnet, welche dann im Zeugnis steht.

Anschließend gehen die Kinder für 4 Jahre in die Secondary School, hier wird jedoch ausschließlich in Englisch unterrichtet, was für einige zum Problem werden kann, wenn sie nicht gut in Englisch sind. Zudem müssen die Familien hierfür Schulgebühren bezahlen (meistens nur so zwischen 10.000-15.000MKW (=12,00-18,00€) pro Term, trotzdem kann es für die Familien hier sehr viel Geld sein).
Wenn die Familie genug Geld hat, kann sich der/die Schüler/in anschließend bei einem College oder Uni bewerben. Der Unterschied dazwischen ist, dass ein staatliches College um die 35.000 MKW pro Term kostet, während eine Uni mehrere 100.000MKW kosten kann. Zudem kann man auf dem College nur ein Degree erwerben, während man auf der Uni auch ein Diploma abschließen kann. Natürlich spielen die Noten der Secondary Schule auch eine große Rolle, für die Bewerbung an einem College oder einer Uni, so wie wir das auch aus Deutschland kennen.

Um in Malawi Grundschullehrer/in zu werden muss man nach der Secondary Schule für ein Jahr auf ein College gehen. Anschließend arbeitet man ein Jahr an einer Grundschule praktisch mit, wobei man von den Dozenten noch unterstützt wird. Als ausgebildete/r Grundschullehrer/in muss man sich bei der Regierung bewerben, diese stellt Lehrer/innen an und bezahlt das Gehalt von 100.000MKW mtl., was ca. 115€ sind. Es ist obligatorisch, dass die Lehrer/innen irgendwann von der Regierung angestellt werden, allerdings kann das manchmal etwas dauern, wodurch dann eine Lücke zwischen Ausbildung und Job entsteht. Natürlich wechseln einzelne auch an eine private Schule.
Im Unterschied zu Deutschland, unterrichten die Grundschullehrer/innen alle Schulfächer, da es keine spezialisierten Fachlehrer/innen gibt.  Natürlich findet etwas Absprache unter den Lehrkräften statt, denn jedem liegt ein anderes Unterrrichtsfach besser, trotzdem ist es eine große Belastung so viele verschiedene Fächer unterrichten zu müssen. Von Mathe, Englisch, Chichewa, bis zu Naturwissenschaften, Bibelwissen, Expressive Arts, Social Skills und Landwirtschaft, wird alles unterrichtet. Zweimal die Woche gibt es nachmittags ein Sportangebot für die Schüler/innen, Fußball für die Jungs und Netball für die Mädchen.

Natürlich ist auch die Größe der Klasse eine zusätzliche Belastung (in Chipunga sind es in den jüngeren Klassen um die 40 Kids, in anderen Schulen können es auch mal mehr sein).

Außerdem sind die Klassenräume in Chipunga recht dunkel,  es gibt keine großen Fenster und auch keine Lampen, da es keinen Strom gibt.

Für die Abschlussklasse (Standard 8) wurde eine Solarlampe gekauft, da sie auch abends noch lernen müssen und bis zu ihren Examen im Mai oft in der Schule übernachten.

Ein Problem speziell bei der Grundschule in Chipunga ist, dass es nicht genügend Klassenräume für alle 8 Grundschulklassen gibt. Die dritte und vierte Klasse haben keine Klassenräume. Zuerst wurden sie draußen unter einem Wellblechdach unterrichtet, nun in der Regenzeit, werden die dritte und vierte Klasse mit anderen Klassen in einem Klassenzimmer unterrichtet, z.B. die erste und vierte Klasse werden im gleichen Raum unterrichtet, wodurch dann im Endeffekt um die 80 Kinder in einem Klassenraum sind.

Unterricht unter dem Wellblechdach

Standard 4 und 1 in einem Klassenzimmer

Zudem gibt es nicht genügend Schultische für alle Kinder. Die jüngeren Klassen müssen alle auf dem Boden sitzen.

Standard 1

In Chipunga gibt es 9 Lehrer/innen und einen Assistent Lehrer, für alle 8 Schulklassen.  Gar nicht so selten kommt es vor, dass aus verschiedenen Gründen, einige Lehrer/innen fehlen, wodurch dann oftmals ein/e Lehrer/in für zwei Klassen zuständig ist.

Gründe für das Fehlen der Lehrkräfte sind: Jede(r) Lehrer/in muss einmal im Monat nach Mzuzu fahren, um ihr/sein Gehalt abzuholen, wodurch sie einen kompletten Tag im Monat nicht unterrichten können. Auch wenn eine Lehrkraft krank ist und ins Krankenhaus möchte, um medizinisch versorgt zu werden, muss sie erstmal über eine Stunde ins Nachbardorf laufen, da erst dort das nächste Krankenhaus ist. Auch dies beansprucht sehr viel Zeit. Eine weitere Möglichkeit für Fehltage der Lehrkräfte sind Beerdigungen. In Malawi sind Beerdigungen eine sehr große Angelegenheit. Viele Menschen kommen aus den herumliegenden Dörfern und trauern und singen mit den Angehörigen. Auch ich begleitete einmal meine Gastfamilie zu einer Beerdigung im Nachbardorf. Dort waren rund 400 Leute. Es wurden viele Reden gehalten und viel gesungen. Obwohl ich kaum etwas verstehen konnte, da Chitumbuka gesprochen wurde, war es sehr berührend.

Auch die Kinder fehlen oder verspäten sich regelmäßig aus verschiedenen Gründen, z.B. wegen einem zu weiten Schulweg oder Regen. Manchmal bekommen die Kinder auch von Zuhause keine Unterstützung, die Eltern möchten, dass sie auf dem Feld mitarbeiten oder auf die Geschwister aufpassen. Ein weiteres Problem ist, dass die Kinder manchmal zuhause kein Frühstück bekommen und dadurch dann aufgrund von Hunger irgendwann wieder nach hause gehen. Nun hat der Chipunga Förderverein Grace ein School Feeding Programm gestartet, wodurch die Kinder einmal am Tag Brei bekommen.

Zudem kann für die Mädchen ihre Menstruation zum Problem werden, da sie sich keine Tampons oder Binden leisten können und dann einfach während dieser Zeit zuhause bleiben. Natürlich kommen noch die Gründe hinzu, welche wir auch aus Deutschland kennen, wie Krankheit und fehlende Motivation.
Dennoch geben sich die Lehrer/innen viel Mühe den Kindern den Lernstoff, auch mit nur wenigen Mitteln, beizubringen. Ohne Beamer, Laptop, Internet, Strom, Experimentiergeräte,… Nur eine verblasste Tafel,  Kreide und die Lehrbücher, welche die Regierung zur Verfügung stellt. Zudem haben die Kinder auch nicht 10 verschiedene Hefte mit verschiedenen Umschlägen und ein super gut ausgestattetes Mäppchen mit HD und 2D Bleistiften, Radiergummi, Füller, Textmarker, Buntstifte, Lineal,…. Ein DIN A5 Heft für alle Fächer und meistens ein Stift. Oft bricht allerdings vor den Übungsaufgaben eine Unruhe im Raum aus und die halbe Klasse verschwindet, um sich von den anderen Klassen einen Stift auszuleihen, da sie selbst keinen haben.
Es wird auf eine andere Art und Weise als in Deutschland unterrichtet. Regelmäßig hört man aus einem Klassenzimmer lauten Gesang oder Gelächter. In Kunst werden z.B. mit dem lokalen Lehm Küchengegenstände nach gebaut (Topf, Löffel,…) oder aus Bananenrinde Seile hergestellt.
In Social Skills wird über Drogen, Alkohol, HIV/AIDS, … gesprochen.


Mein eigenes Projekt:

Zudem habe ich nun ein eigenes Projekt ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine Brieffreundschaft zwischen der Grundschule in Chipunga und der Staudinger Schule in Freiburg.
Leider gestaltete sich das alles etwas komplizierter, als ich erwartet hatte. Es dauerte überraschenderweise lange, bis die Briefe in Chipunga verfasst wurden. Als ich dann Bilder von jedem/r Schüler/in machen wollte, war über die Hälfte der Kinder nicht anwesend, weil es der letzte Schultag vor den Ferien war. Natürlich kommt mir das aus meiner Schulzeit bekannt vor…
Die geschriebenen Briefe, einige Bilder von dem Schulgebäude und einen erklärenden Text gab ich meinen Eltern mit, welche sie weiterleiteten. Nun heißt es auf eine Antwort von den deutschen Kids zu warten, damit es dann möglichst bald in die nächste Runde des Austauschs gehen kann. Demnächst kommen ehemalige Freiwillige zu Besuch, wobei ich hoffe, dass diese die Briefe aus Deutschland nach Malawi bringen können.
Diese mit der Post zu schicken wäre zu teuer, außerdem dauert das zu lange und es besteht ein Risiko, dass sie vielleicht gar nicht ankommen.


Zu Besuch bei einer anderen Organisation:

Eine weitere Neuigkeit ist, dass ich Anfang Februar 2019 mit der NGO namens „Hope for Relief“ unterwegs war. Ich begleitete diese lokale Organisation für drei Tage bei ihrer Arbeit. Dafür reiste ich in den nördlichsten Teil Malawis, nach Chitipa. Tansania und Sambia sind von dort aus zum Greifen nahe. Mein Handy empfing sogar tansanisches Netz.

Gemeinsam besuchten wir das. PMTCT-START FREE HIV AND AIDS PREVENTION PROJECT, in dem ländlich gelegenen Kameme. Dort ist ein Health Center, welches ca. 25.000 Menschen versorgt, darunter auch Patienten aus Sambia und Tansania. Da in dieser Gegend über die hohe Rate an HIV/Aids geklagt wurde, hat „Hope for Relief“ dieses Projekt ins Leben gerufen.
Dabei geht es hauptsächlich um die Aufklärung der Bevölkerung über HIV/Aids, PMTCT (Mother-To-Child-Transmission und Geldsparmöglichkeiten (Villagebank). Um diese Themen der Bevölkerung nahe zu bringen, hat „Hope for Relief“ 20 Freiwillige aus dieser Gegend geschult, jeder Freiwilliger hat sich eine eigene, seinem Geschlecht entsprechende, Selbsthilfegruppe zusammengestellt, wo über diese Themen diskutiert wird. Diese Selbsthilfegruppen werden regelmäßig von Hope for Relief Mitarbeitern/innen besucht, um über bestehende Probleme zu sprechen.

 

Während der Regenzeit gestaltet sich diese Besuche etwas schwieriger, da die Straßen sehr schlecht sind. Auch wir sind fast eine Stunde auf dem Gelände einer Grundschule im Schlamm festgesteckt. Für die Schüler/innen war das natürlich das Highlight des Tages. Die Lehrer und älteren Schüler halfen uns das Auto wieder aus dem Schlamm zu befreien. Bei solchen Pannen findet man immer sofort Hilfe.

Ein weiteres Hindernis, womit „Hope for Relief“ bei diesem Projekt zu kämpfen hat ist, dass im Chitipa Distrikt mehrere verschiedene Sprachen gesprochen werden, sodass selbst die Einheimischen manchmal untereinander Kommunikationsprobleme haben.
Beeindruckend fand ich, dass eine Frauenselbsthilfegruppe, welche wir besucht hatten, sich von ihren eigenen Ersparnissen eine Art Uniform gekauft haben (einfarbige T-Shirts). Zwar sind sie sehr einfach, trotzdem zeigt es Engagement und dass die Gruppe als eine Einheit angesehen werden möchte. Zudem präsentierten sie uns ein Theaterstück, welches sie sich selbst ausgedacht hatten. Sie spielen regelmäßig Theaterstücke über die Themen, welche sie in ihrer Selbsthilfegruppe ansprechen, dadurch sollen sie den Bewohnern, egal ob groß oder klein, näher gebracht werden.

 

Am nächsten Tag besuchten wir eine ländlich gelegene Secondary Schule, an welcher das Projekt DREAM IT BE IT für Mädchen durchgeführt wird.

Hierbei wird über  Fragen gesprochen, wie z.B.
Was für Berufe gibt es eigentlich? Was möchte ich später machen? Was sind meine Ziele im Leben und wie sind diese zu erreichen? Auf welche Probleme könnte ich stoßen und wie kann ich sie bewältigen? Die Mädchen sollen sich über ihre Zukunft Gedanken machen und an ihren Zielen hart arbeiten. „Hope for Relief“ möchte, das die Mädchen unabhängig werden. Das Projekt hat ein Curriculum, welches sehr einfach verfolgt werden kann.
Ich finde es gut, dass gerade die Mädchen unterstützt werden, denn gerade sie haben es oft schwer aus den kulturellen Zwängen auszubrechen, anstatt daheim sich um Mann, Haus und Kinder zu kümmern, selbst erstmal Karriere zu machen und eigenes Geld zu verdienen.

 

Zudem besuchte ich ein weiteres Projekt von dieser noch sehr jungen NGO in Rumphi, wo sie ihr Hauptbüro haben. Es heißt KEEP GIRLS SAVE IN SCHOOL. In einer Secondär Schule haben wir
wiederverwendbare Binden an die Mädchen einer Klasse verteilt. Zudem wurden sie darüber aufgeklärt, wie sie diese zu benutzen haben und was sie sonst noch beachten müssen, wenn sie ihre Periode bekommen. In Malawi ist es ein sehr großes Problem, dass die Mädchen während ihrer Menstruation einfach zuhause bleiben, da sie sich keine Tampons oder Binden leisten können. Dies bedeutet, dass wenn sie jeden Monat eine Woche daheim bleiben, weil sie ihre Periode haben, es auf das Jahr hoch gerechnet 12 Wochen, also 3 Monate sind, welche sie die Mädchen nicht zur Schule gehen und dadurch wichtigen Unterrichtsstoff verpassen, dies ist eindeutig zu viel…
„Hope for Relief“ hat zudem bereits drei Waschräume gebaut, in welchen sich die Mädchen während ihrer Menstruation unauffällig waschen können.
Außerdem sprechen die Mitarbeiter/innen von „Hope for Relief“ Themen wie HIV/Aids, Verhütung, Schwangerschaft und frühe Heirat, an. Sie versuchen die Mädchen zu motivieren ihre Schulbildung zu beenden, um später bessere Chancen auf einen guten Job und Unabhängigkeit zu haben.

 

Nun mein Eindrücke von Chitipa:

In und um Chitipa ist mir aufgefallen, dass es nochmal um einiges mehr Bäume gibt als in der Gegend um Mzuzu. Zudem gibt es wunderschöne bewaldete Hügel.

Die Stadt ist sehr übersichtlich, es gibt eine große geteerte Straße, wovon mehrere kleine Dreckstraßen abgehen. Zudem gibt es nur begrenzt Einkaufsmöglichkeiten (Peoples und Chipiku Store) und natürlich einen lokalen Markt.
Besonders hatte es mich überrascht, dass es hier üblich ist, abends gemeinsam als Ehepaar in die lokalen Bars zu gehen. Sonst kann man meistens nur die Männer in Bars oder Clubs antreffen, während die Frauen zuhause die Kinder und das Haus hüten. Natürlich macht alleine dieser Fakt die gesamte Stadt um einiges attraktiver. Nirgends anders in Malawi konnte ich dieses Phänomen beobachten.

 

Überraschungsbesuch im Internat meiner Gastschwester:

Eine Tochter der Kasambalas besucht eine Secondary School in Chitipa. Zufälligerweise war während meines Aufenthalts Besuchstag in ihrem Internat, sodass ich die Möglichkeit ergriff und ihr einen Überraschungsbesuch abstatte, worüber sie sich sehr freute.

 


 

Umzug in Mzuzu:

Eine weitere Neuigkeit ist, dass ich Mitte Februar umgezogen bin. Im Mzuzu wohne ich nicht länger in der Mzoozoozoo Lodge, sondern teile mir ein Haus mit einer Freiwilligen aus Mexiko auf der anderen Seite der Stadt. Vor allem die Steckdose im Zimmer, den Kühlschrank und die eigene Küche genieße ich in vollen Zügen.
Hier ein paar Eindrücke meiner neuen Wohnsituation:


Reise in den Süden:

Nach über sechs Monaten in Malawi schaffe ich es auch endlich mal den Süden zu besuchen.
Mit dem großen Überlandbus Sososo reiste ich nach Blantyre/Limbe. Es war ungefähr eine 11 stündige Busfahrt, jedoch hat es sich gelohnt, Blantyre/Limbe ist wirklich sehr schön. Die Mittelstreifen der Straße sind mit Palmen und Blumen verziert, zudem kann man immer wieder im Hintergrund der Stadt gewaltige Berge erblicken.

Abgesehen von den riesigen Filialen, worin man echt fast alles bekommt (z.B. in Shoprite, Game, …), gibt es auch unzählige Dapps (Secondhand Kleidungsläden, worin ich mal meine Klamotten Kollektion erneuern konnte) und sehr große interessante lokale Lebensmittel-, Kleinkrams- und Klamotten-Märkte, welche ihren ganz eigenen Flair ausstrahlen.

Markt in Limbe

Zudem ergatterte ich einige schöne Kunsthandwerkstücke, welche nun mein neues Zimmer schmücken.
Es machte einfach Spaß sich in den großen Läden satt schauen zu können und wie ein kleines Kind von Regel zu Regal zu rennen, aus dem Staunen nicht mehr raus zu kommen, und am Ende trotzdem nicht zu kaufen, da alles viel zu teuer ist. Überraschend wieviel mehr Blantyre zu bieten hat und erst nach meinem Aufenthalt in Blantyre bemerke ich so richtig, dass es in Mzuzu wirklich ein nur eingeschränktes Warensortiment gibt. Trotzdem ist mir Mzuzu noch um einiges lieber.
Die die Kriminalität ist in Blantyre um einiges höher, als in Mzuzu. Ich wurde des Öfteren gewarnt, dass ich auf mein Handy und weitere Wertgegenstände besonders aufpassen sollte. Zudem fielen mir die vielen bettelnden Straßenkinder auf, welche ich aus Mzuzu gar nicht gewöhnt bin.
Blantyre ist sehr groß, wenn man irgendwo hin möchte muss man mit dem Minibus oder Auto fahren. Dieser Punkt liebe ich an Mzuzu, dass man fast überall hin einfach laufen kann, ohne groß Ausgaben für Transportmittel zu haben.

 

Nachdem ich Blantyre und Limbe etwas erkundet hatte ging meine Süden-Erkundungstour weiter nach Zomba. Dort checkte ich zuerst einige Lodges für die Reise meiner Mutter ab, was oft ganz schön ermüdend sein kann. Trotzdem konnte ich dadurch schon viele Orte kennen lernen, welche ich sonst gar nicht gesehen hätte.

Am nächsten Tag ging es weiter in den Liwonde National Park, dort verbrachte ich mit einigen Freunden ein paar Nächte in der Kutshire (bush, jungle) Lodge. Da gerade Nebensaison ist bekamen wir ein Upgrade und konnten für den Preis der Dorms in jedem uns beliebigen Zimmer schlafen. Wobei es echt eine riesen Auswahl gab, Baumhaus, Aussichtspattform oder luxuriöses Chalet?. Meine Wahl fiel für eine Nacht auf das Baumhaus und für die restlichen Nächte auf die Aussichtsplattform, da man von dort aus nachts mit einer starken Taschenlampe wilde Tiere beobachten konnte.

Das Essen war auch einfach fantastisch. Es gab keine Menükarte, wie man es aus anderen Lodges oder Restaurants gewohnt ist, sondern man wurde zu jeder Mahlzeit von neuem Überrascht. Abends gab es dann eine Art Buffet, wobei es vegetarisch und nicht vegetarisch gab. Den Tag ließen wir entspannt am Lagerfeuer ausklingen, während die Besitzer uns spannende Geschichten über ihre Erlebnisse mit den wilden Tieren im Park erzählten, gleichzeitig lauschten wir den Nilpferd und Löwen Rufen, welche gar nicht so weit weg zu sein schienen.

Eine wichtige Regel in dieser Lodge ist, dass man sobald die Dunkelheit hereinbricht nicht mehr alleine zu seinem Zimmer laufen darf, aufgrund der wilden Tiere, welche manchmal dem Camp einen Besuch abstatten.

Wir nahmen auch an einer Safari Bootstour teil. Dabei konnten wir viele Nilpferde aus der Nähe beobachten, was sehr beeindruckend war. Zudem sahen wir Krokodile, Elefanten, verschiedene Antilopenarten und viele Vögel.

 

Auf dem Rückweg nach Blantyre besuchten wir noch den Chilema Tree in Malosa. Es ist ein 200x50m großer Baum, welcher eine in Indien beheimatete epiphytisch wachsende Feige ist. Es ist das einzige Exemplar in Malawi und echt beeindruckend. Man kann es kaum glauben, dass es sich wirklich nur um einen einzigen Baum handelt. An mehreren Stellen wächst der Stamm in den Boden und kommt an einer anderen Stelle wieder aus dem Boden heraus. Es wirkt wie ein Labyrinth aus Stämmen.

 

Zudem statteten wir dem Zomba Plateau einen Besuch ab. Es ist ein Berg von den Shire Highlands und am höchsten Punkt 2.087 m hoch. Schon bereits die Straße nach oben bietet hin und wieder atemberaubende Ausblicke. Zudem konnten wir dort Früchte finden, welche ich in Mzuzu nicht finden kann, z.B. Physalis.

 

Überraschungen und Besuch aus der Heimat


Ein Schritt vor und zwei zurück
Nach dem Preschool Meeting vor zwei Wochen hatte ich echt ein gutes Gefühl, dass sich nun etwas in die positive Richtung verändern wird. Dass das Bewusstsein für die Bedeutsamkeit der Preschool für die Kids wächst und die Schulgebühren und dadurch der Porridge für die Pause bezahlt wird.
Zu Beginn lief es auch gut, es waren viele Kinder in der Preschool. Es wurden bis zu 36 Kinder gezählt, was eindeutig eine der Höchstzahlen ist.
Doch schnell wurde ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Eine Woche nach dem Meeting tauchte der Headman, welcher uns keinerlei Unterstützung geboten hatte, in der „Preschool at the Church“ auf und schickte alle Kinder nach Hause. Dies konnte nur geschehen, da die Preschoollehrer sich etwas verspätet hatten. Ich war an diesem Tag in der anderen Preschool (at the Compound) und bekam das alles nur durch Erzählungen mit.
Anschließend liefen die Preschoollehrer ins Dorf, um die Kinder wieder einzusammeln, doch natürlich konnten sie nicht alle wieder auftreiben.
Ich persönlich finde so etwas erschreckend, wenn nicht mal der „Chef“ eines Dorfes versteht, wie wichtig Bildung ist.

Nun, nach den Ferien, sind es wieder nur ca. 15 Kinder, welche in die Preschool „at the Church“ kommen. Leider…

 

 


Nun aber mal noch zu etwas positiven Neuigkeiten:

Sehr bemerkenswert in Malawi finde ich die Leichtigkeit und Spontanität der Menschen. Sehr schnell kann sich ein Plan ändern.
So auch eines Samstagsvormittags. Ich erhielt eine Nachricht eines Freundes, welcher auf die Universität in Mzuzu geht (Mzuni), dass abends eine Talentshow stattfinden wird und sie noch Jurymitglieder bräuchten. Melina, eine deutsche Studentin, welche gerade an der Uni eine Forschung über Baobab-Pflanzen durchführt, wurde ebenfalls gefragt. Natürlich war ich erst skeptisch, doch es lockte mich auch eine solche neue Erfahrung machen zu können und wo kann man das besser als hier, wo kaum jemand einen kennt?
Also gingen wir zu der Vorbesprechung, welche nachmittags stattfand. Dort bemerkten wir, dass die Planungen des Ablaufs noch sehr am Anfang standen. Aber naja das Planungsteam hatte ja immerhin noch 3 Stunden Zeit, bis die Show anfangen sollte. In Deutschland wäre solch eine Veranstaltung bereits Wochen zuvor organisiert gewesen.

Die Show war auf 18 Uhr angesagt, doch wir kamen erst um 19:30 Uhr, da wir ganz genau wussten die Show würde niemals um 18 Uhr starten. Mittlerweile haben wir uns wohl schon etwas an das malawische Zeitdenken angepasst. Trotz unserer Verspätung mussten wir nochmal eine halbe Stunde warten, bis die Talentshow starten konnte. Der Saal war rappelvoll und die Lautsprecher auf volle Lautstärke gedreht.
Als der Moderator die Jury Mitglieder vorstellte, wurden Melina und ich als: „Sie verfolgen öfters Talentshows und verstehen Tanz und Gesang“, vorgestellt. Natürlich hatten wir schon mal „DSDS“ oder „Voice Of Germany“ im Fernsehen geschaut :D, das war dann aber auch schon alles was wir an Erfahrung in diesem Bereich aufweisen konnten. Glücklicherweise gab es noch vier weitere Jury Mitglieder, welche wirklich eine Ahnung von Gesang hatten.
Insgesamt sangen 20 Studenten vor, wovon 10 in die nächste Runde kommen sollten.
Nach jedem/r Teilnehmer/in mussten wir unseren Kommentar abgeben, während sich das bei Melina und mir auf: „gute Performance, sehr emotional, tolles Outfit“, beschränkte, gaben die anderen Jurymitglieder konstruktive Kritik und Tipps.

Trotzdem war es eine tolle Erfahrung.
Als es dann zur Entscheidung kam, war plötzlich Stromausfall. Aufgrund dessen verließen etwa ¾ der Zuschauer den Saal, denn kein Strom bedeutet kein Licht, keine Mikros und keine Musik. Immerhin bekamen die verbleibenden Beobachter die Entscheidung mit.

In den nächsten Entscheidungsrunden nahmen Melina und ich nicht mehr teil, da wir leider immer andere Pläne hatten.


 

Weihnachten

Am 22. Dezember 2018 kamen meine Eltern und mein Bruder mich hier in Malawi besuchen.
Heiligabend feierten wir im Zoo. Wir organisierten einen „malawischen“ Weihnachtsbaum, welcher aus Ästen und Gebüsch bestand, und schmückten ihn mit Weihnachtskugeln aus Altpapier und Chitenje (so werden die bunten Stoffe genannt, welche hier die Frauen zum Babytragen oder als Rock benutzen).

Unser Christbaum

Die Krippe bastelte ich auch ausschließlich aus Naturmaterialien, Chitenjeresten  und Altpapier.

Unsere KrippeDen 25. Dezember verbrachten wir in Chipunga mit meiner Gastfamilie. Der Gottesdienst war leider etwas enttäuschend, da er aufgrund des regnerisch wirkenden Wetters in ein Klassenzimmer der Grundschule verlegt wurde, da die Kirche noch kein Dach hat. Dort waren nur ca. 15 Leute. Trotzdem wurde wunderschön gesungen. Auch wir wurden aufgerufen etwas vorzusingen, unsere Wahl fiel auf „Oh du Fröhliche“, was sich aber wohl eher etwas erbärmlich angehört haben muss.
Anschließend zeigte ich meinen Eltern Chipunga und mein Gastvater führte uns über die Kaffee und Macadamianuss Farm, welche der Diözese Karonga gehört.

Danach gab es Mittagessen. Die Söhne und Töchter der Kasambalas waren über die Ferien in Chipunga, somit waren wir echt viele. Es gab eine große Auswahl an Essen, von Nsima, Kartoffeln, Hühnchen, Reis, Salat, Gemüse, Eier, war alles dabei.

Nachdem wir einige Weihnachtsmitbringsel verteilt hatten, welche meine Eltern aus Deutschland mitgebracht hatten, gingen wir auch schon wieder, da ein Unwetter auszuziehen schien und die Straße von Chipunga nach Mzuzu meistert man lieber noch vor dem Regen.

„Chipunga Highway“

 

Am 26. Dezember fuhren wir dann noch etwas weiter in den Norden, zur sogenannten Mushroomfarm. In meinem ersten Blogbeitrag hatte ich bereits über die Lukwe Lodge und Mushroomfarm berichtet. Dies sind zwei Lodges, welche bei Livingstonia liegen und einen grandiosen Ausblick auf den Malawi See und Chitimba haben. Überraschenderweise wird gerade die Straße von Chitimba zur Mushroomfarm und Lukwe Lodge neu gebaut, sie ist echt in einem sehr schlimmen Zustand und hat es dringend nötig! Doch, da wir das „angebliche Schild“ unten an der Straße nicht bemerkt hatten standen wir plötzlich vor einer Baustelle, wo kein Durchkommen schien.

Nach einer kurzen Diskussion erlaubte uns der Bauleiter einfach durch den noch nassen Beton zu fahren, was wir auch machten, da wir keine andere Möglichkeit hatten. Wir gaben 2.000 MKW als Aufwandsentschädigung. Oben in der Mushroomfarm lernten wir andere deutsche Freiwillige kennen, welche erzählten, dass jeder von ihnen 2.000 MKW zahlen musste, um durch den Beton fahren zu dürfen. Da haben die Bauarbeiter wahrscheinlich einen kleinen Nebenverdienst gerochen.

 

Am 27. Dezember erkundeten wir die Manchewe Falls, welche die höchsten Wasserfälle Malawis sind. Anschließend Livingstonia, diese Stadt stammt noch aus der frühen Kolonialzeit, dort entwickelte sich auf dem Bergplateau die bedeutendste Missionsstation mit Krankenstation und technischer Schule. Heute ist dort ein Museum, Universität und von dem Kirchturm aus kann man bis zum See blicken.

Kirche

Universität

Das Museum, sog. „Stone House“

Danach wanderten wir auf das Chombe Plateau. Von dort hat man eine 360° Aussicht zum Malawisee, Nyika Nationalpark und den Bergen die
bis nach Tansania und Mosambik reichen. Natürlich hatte ich bei der Kleidungswahl nicht bedacht, dass wir vor hatten wandern zu gehen. Somit hatte ich meine Flipflops an und musste mit ihnen das Chombe-Plateau besteigen. Als ich dann jedoch auf die Füße unseres Führers schaute und bemerkte, dass dieser nur noch einen Flipflop trug, schöpfte ich neuen Mut.

So sehen Sieger aus!

Die Aussicht vom Chombe Plateau

 

Nach 2 Nächten in der Mushroomfarm fuhren wir zum Vwaza Marsh Game Reserve, dies ist ein Wildschutzgebiet. Dort schliefen wir in Hütten direkt an einem Wasserloch, in welchem Nilpferde badeten.

Leider sahen wir keine Elefanten, da gerade Regenzeit ist und somit im gesamten Park genug Wasser verteilt ist, dass sie nicht zu dem großen Wasserloch kommen müssen, um zu trinken.

 

Silvester feierten wir am Malawisee in Nkhata Bay. Am 31. starteten wir nachmittags zu einer Bar Tour mit dem Boot, wobei wir 3 Bars abklapperten.

Abends gab es Pizza, anschließend ging die Party los. Es war eine typische malawische Party mit riesigen Boxen und sehr lauter Musik.
Für meine Familie war es vielleicht nicht die optimale Silvesterparty.
Hier in Malawi ist eine Party nur eine Party, wenn die Musik laut genug ist, dass man sich kaum noch unterhalten kann und man am Ende denkt, dass man taub wäre. Nächstes Jahr darf meine Familie wieder in aller Ruhe feiern, trotzdem muss man mal die Erfahrung gemacht haben, denke ich, ob sie das wohl auch so sehen???

Über die zwei Wochen, die meine Familie zu Besuch war, konnte ich ihnen auch Mzuzu etwas zeigen.
Zudem konnte meine Mutter sehr viele Lodges und Ideen sammeln für ihre Reise im Juni. Manchmal dachte man, dass es für sie gar kein Urlaub ist, sondern Arbeit, jeden Tag gab es etwas neues herauszufinden, wie viele Zimmer hat diese Lodge, wieviel kostet das, was kann man hier anbieten,… Dadurch konnte auch ich noch viele neue Plätze und Angebote hier im Norden kennen lernen.
Für alle, die an dieser Reise teilnehmen sage ich nur: Ihr könnt euch wirklich drauf freuen!


Hier noch einige Eindrücke unserer Reise:

Bei Livingstonia:

 

Vwaza Marsh Game Reserve:

Wer findet das Nilpferd?

 

Rund um Mzuzu:

Kamuzu View



Elephant mountain

 

Nkhata Bay:

Silvester unter Palmen

Vielfältige Verwirrungen

Kulturverwirrungen, subtropische Weihnachtsstimmung und Mangobäume, so zahlreich wie bei uns die Apfelbäume

Einige Zeit ist vergangen, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Vielleicht weil sich mittlerweile ein Alltag eingependelt hat. Nach 4 Monaten hier in Malawi sind mir die Dinge, die am Anfang neu und fremd waren, vertraut geworden und es ist nicht mehr alles spannend und aufregend wie am Anfang, sondern normal, manchmal vielleicht auch nervig, aber vor allem ganz einfach zu meinem Alltag geworden.

Kleine Kulturverwirrungen

Je nach Tagesstimmung freue ich mich, dass jeder mich grüßt oder bin genervt davon, dass ich hier immer auffalle und nie unbemerkt und von Grüßen überhäuft durch die Stadt laufen kann. Manchmal bin ich schier am Verzweifeln, wenn mal wieder kein Strom da ist (vor allem wenn ich Hunger habe), meistens nehme ich es einfach hin, so ist das hier nun mal. Ich habe erkannt, dass „power cuts“ (Zeiten, wenn wir keinen Strom haben) sehr viel weniger schlimm sind, als „water cuts“ (Zeiten, in denen wir kein Wasser haben), denn wenn ich nach einer Minibustour keine Hände waschen kann, entspricht das einfach nicht meinen Hygienevorstellungen. Zum Glück sind solche „water cuts“ sehr viel seltener als „power cuts“, die bei uns zu Hause im Gegensatz zu den meisten anderen Areas Lilongwes auch nicht dadurch kommen, dass kein Strom geliefert wird, sondern ganz einfach deshalb, weil meine Mitbewohner es nie auf die Reihe kriegen, neue „units“, so nennen wir die Energieeinheiten, zu kaufen (: offensichtlich verhalten sie sich dabei ähnlich, wie die meisten Malawier beim Tanken: bloß nicht volltanken, lieber 10mal zur Tankstelle fahren und immer nur für 1000-2000 MWK (ca. 2 €) tanken. Ein kleiner Einblick in die alltägliche „Kulturverwirrung“ und ich schreibe bewusst Verwirrung, ich finde Kulturschock in diesem Zusammenhang etwas übertrieben, ich bin ja nicht geschockt, bloß verwirrt!

So ist das, doch im Allgemeinen bin ich mit meinem Leben hier sehr zufrieden. Oft denke ich, dass sich das Leben in einiger Hinsicht stark von meinem Leben in Deutschland unterscheidet, andererseits in vieler Hinsicht ziemlich ähnlich ist. Ich habe mein gemütliches Zimmer mit Bett, Schrank, Regal und Fotos an der Wand, gehe morgens zur Arbeit, komme abends wieder, kaufe auf dem Weg im Supermarkt oder auf dem Markt ein, trinke gemütlich einen Tee oder Kaffee (vorausgesetzt es gibt Strom), lese viel, schaue auch mal einen Film… Im Grunde ein nicht allzu anderes Leben als in Deutschland. Wenn ich mir dann in Erinnerung rufe, dass ich aus Deutschland, einem der wohlhabendsten Länder der Welt, in Malawi, einem der ärmsten Länder der Welt, gelandet bin, denke ich mir, dass es sich im Allgemeinen auf dieser Erde wohl ganz gut leben lässt. Natürlich vorausgesetzt es herrscht Frieden, und Malawi ist wirklich ein überaus friedliches Land.

Subtropische Weihnachtsstimmung

Adventsstimmung mit Weihnachtsplätzchen und Kerzen

Heute ist der 13. Dezember… Ich bin jedes Mal kurz verwirrt, wenn ich mir das Datum in Erinnerung rufe, dann nach draußen schaue, mir eine Minute vorher überlegt habe, dass es schon wieder jetzt um 10 Uhr viel zu heiß ist. Mein Verständnis von Mitte Dezember ist einfach nicht in Einklang zu bringen mit dem, was ich sehe und spüre. Dann stelle ich mir vor, dass ihr in Deutschland gerade mitten in der Weihnachtszeit steckt, eure Wolljacken tragt, nicht ohne Mütze und Schal aus dem Haus geht und überall die Weihnachtsmärkte mit Glühwein und gebrannten Mandeln aus ihren Verstecken gekrochen sind. Ich frage mich, vermisse ich die Weihnachtszeit oder freue ich mich, Weihnachten einmal ganz ohne viel Trubel und Weihnachtsschnickschnack zu verbringen? Vielleicht ein bisschen von beidem. Auf jeden Fall hole ich mir die Weihnachtszeit zwischendurch auch immer wieder hierher in die subtropische Hitze. Ich höre Weihnachtslieder, zünde Kerzen an, lerne Sockenstricken und esse Plätzchen!! Plätzchen? Ja, denn ich habe das große Glück, dass Amelie und Anne mir in Lüneburg Plätzchen gebacken haben und Carl mir diese rechtzeitig zur Adventszeit mit nach Malawi gebracht hat… Ich habe mich noch nie so über eine Keksdose mit Weihnachstplätzchen gefreut, das könnt ihr mir glauben!! So konnte ich am ersten Advent ein gemütliches Adventsfrühstück machen, mit Weihnachtsmusik und Kerzen, Plätzchen und Kaffee und – um den malawischen Touch nicht zu vergessen – Mango.

Die Regenzeit in Zeiten des Klimawandels

Immer öfter haben wir nun Tage, an denen es regnet, die Regenzeit bahnt sich an, doch zwischendurch, wenn die Sonne ordentlich scheint, wird es immer heißer und heißer und ich verkrieche mich im Haus oder im Schatten. Nach einem Regenguss fällt die Temperatur dann von über 30 °C auf die unteren 20er und ich ziehe mir, meinem neuen Kälteempfinden folgend, lieber einen dünnen Pulli über. Alle hoffen, dass die starken Regenfälle so bald wie möglich kommen. Im Süden haben die meisten Bauern schon gesät und auch um Lilongwe herum ist jede freie Fläche für die Landwirtschaft präpariert. Der Regen wird sehnlichst erwartet und ich bin gespannt, wie die starken Regenfälle sich auf das Leben hier auswirken werden. Für die Bevölkerung Malawis ist es sehr wichtig, dass der Regen bald kommt und dann auch eine ordentlich große Menge an Wasser bringt. Denn der größte Teil der Bevölkerung lebt auf dem Land und baut ihre Nahrungsmittel, hauptsächlich Mais, selber an, wodurch ihr Leben stark von den Regenfällen abhängt. Doch mit dem Klimawandel lässt sich der Beginn der Regenzeit nicht mehr so gut vorhersagen, wie noch vor einigen Jahren. Auch die Trockenperioden während der Regenzeit sind in den letzten Jahren häufiger geworden und können dazu führen, dass es Ernteausfälle gibt und die Ernte nicht ausreicht, um die Familien für ein ganzes Jahr zu versorgen. Also drücken wir die Daumen, dass der Regen nicht mehr lange auf sich warten lässt und dann auch ohne große Pausen bis zum Ende der Regenzeit im April bleibt.

Eindruck aus dem grünen Mchingi nahe der Grenze zu Sambia

Mangobäume so reichlich wie Apfelbäume in Deutschland

So wie bei uns in Deutschland in vielen Gärten Apfelbäume stehen, findet man hier überall Mangobäume. Reich behängt mit den leckeren Früchten, stehen die Bäume überall in Malawi. Durch das unterschiedliche Klima sind die Mangos in den heißen Seeregionen schon reif, während wir in Lilongwe noch warten die Mangos vom Baum essen zu können. Solange kaufen wir die Mangos, die die Händler aus den Seeregionen in Massen in die Stadt bringen. Jeden Tag esse ich mindestens eine Mango, könnt ihr euch das vorstellen?

Mangos über Mangos

Mangobaum in Ntcheu

Dorfleben

Kein fließend Wasser, Nsima én mass und Kinder, die von deinem Fotoapparat endlos begeistert sind… Das sind nur einige Aspekte, die ich in meiner Woche Dorfleben erfahren konnte. Anfang November hatte ich das große Glück, für eine Woche in einer Gastfamilie in einer kleinen „community“ (Dorfgemeinschaft) in Ntcheu leben zu dürfen. Das Kusamala Institute hat dort ein Projekt und so organisierte Arthur, ein Kollege, mir diese besondere Erfahrung. Bedenkt man, dass der größte Teil der Bevölkerung Malawis auf dem Land lebt, konnte ich so erstmals das richtige malawische Leben kennenlernen. Das Leben ist einfach, vor der Regenzeit gab es nicht allzu viel zu tun, die Kräfte werden gesammelt für die Zeit, wenn der Regen kommt und jede Energie auf dem Feld gebraucht wird. Ich erfuhr, wie es ist, ohne fließend Wasser zu leben und das Wasser vom Brunnen zu holen. Schon die Kinder können Mengen an Wasser auf ihrem Kopf transportieren, es ist beeindruckend. Strom gibt es nicht, gekocht wird auf Feuer. Im „Garten“ (eher ein Hinterhof mit Sandboden) laufen die Hühner herum und eines Morgens wurde eines der Hühner eingefangen und zum Mittagessen gab es dann Nsima (natürlich, immer!) und Hühnchen.

Auf dem Dorf in Ntcheu

Ein weiter Weg von der Straße und nächsten Einkaufsmöglichkeit bis zu dem kleinen Dorf

 

 

 

 

 

 

 

Alle in der Dorfgemeinschaft fühlten sich sehr geehrt, dass ich bei ihnen zu Besuch war. Dabei, so dachte ich mir, sollte doch ich diejenige sein, die sich dankbar zeigt und sich geehrt fühlt, dass diese Menschen mich so herzlich aufnehmen. Ich lernte die „Village Bank“ kennen, wo Frauen zusammenkommen und ihr Geld zusammen sparen und dadurch kleine Kredite ausgeben können, falls jemand unter ihnen ein kleines „business“ starten will. Jeden Abend kamen die Kinder und wollten mit mir Englisch reden, was jedoch nicht so einfach war. Wir hatten trotz starker Verständigungsprobleme (meine Chichewa-Kenntnisse halten sich leider immer noch in Grenzen) unseren Spaß zusammen und als ich am letzten Abend meine Kamera rausholte, waren alle hellauf begeistert. Meine Gastfamilie war sehr herzlich, wir aßen zusammen, ich lernte wie man „Telele“ (Okraschoten) und Nsima kocht, wir knackten zusammen Erdnüsse und hatten allgemein eine schöne Zeit. Es war ein ruhiges Leben dort in dem Dorf und doch auch ein bisschen anstrengend, denn viel Zeit für mich hatte ich nicht. Immer wollte jemand mit mir reden, und wenn ich einmal kurz Zeit für mich haben wollte und mein Buch rausholte, waren die Leute verwirrt, Bücher lesen ist nicht so weit verbreitet hier! Als ich zurück nach Lilongwe kam, wurde mir das erste Mal bewusst, wie sehr ich doch in einer großen Stadt lebe. Viel Trubel, viele Autos, viel Lärm und ich war froh, als ich endlich wieder zu Hause in meinem ruhigen Garten war, mein Buch zu Ende lesen konnte und mir eine leckere Pasta kochen konnte, die ich nach einer Woche Nsima dann doch sehr genoss.

Posen für das Foto mit Wassereimern auf dem Kopf 😉

Beim Erdnüsse-Knacken mit meiner Gastfamilie

Preschool Meeting in Chipunga und Weihnachtsstimmung in Malawi

Mittlerweile ist die Supervision (Überwachung) von Doris Kasambala schon etwas weiter fortgeschritten. Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag erklärt habe, versucht Doris Kasambala dabei den Preschool Lehrern/innen neue Unterrichtsmethoden beizubringen. Meiner Meinung nach ist es sehr nützlich, man kann bereits deutliche Veränderungen im Unterricht beobachten. (Z.B. bemühen sich die Lehrer/innen nun sich auf eine Zahl und einen Buchstaben pro Woche zu beschränken, anstatt jeden Tag etwas Neues zu unterrichten). Auch ich konnte schon einiges dadurch lernen.

Doris Kasambala am Unterichten, (Preschool at the compound)

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotzdem beschäftigte uns in letzter Zeit die Tatsache, dass zu Beginn des Schuljahres (im September) täglich noch mehr Kinder in die Preschool kamen, als jetzt. Mittlerweile kommen nur noch halb so viele Kinder. Zum Beispiel in die Preschool at the church kamen im September noch 25-30 Kinder, nun sind es leider nur noch 10-15 Kinder täglich.
(Zur Erklärung: Ich arbeite in zwei verschiedenen Preschools. Eine wird Preschool at the compound genannt, die andere at the church. Beide sind in Chipunga. Doch da Chipunga sehr ländlich und weitläufig ist, wurden zwei Preschools eröffnet, damit die Kinder nicht so weite Strecken zurück legen müssen. Jede Woche wechsle ich die Preschool und arbeite in einer anderen.)

Zudem wurden die erwünschten Gebühren, um den Kindern in der Pause Porridge zu kochen, bisher noch nicht von den Eltern bezahlt. Es sind 500 MKW monatlich (ca. 830MKW sind 1€) pro Kind erwünscht.
Da viele der Kinder ohne Frühstück aus dem Haus gehen und auch kein Pausenvesper mitbekommen, werden sie nach ca. der Hälfte des Preschooltages hungrig, was sich in Trotz, weinen und Alberheit zeigt. Natürlich kann sich kein Kind so konzentrieren und etwas lernen. Wer lernt schon gerne mit leerem Magen?

Aus diesem Grund wollten wir den Eltern bewusst machen, dass sie die 500 MKW bezahlen sollten, oder aber ihren Kindern ein Pausenbrot mitgeben.

Nach einigen Diskussionen zwischen Doris und mir entschieden wir uns mit dem „Headman“ von Chipunga zu reden. Zuerst versprach er uns seine Unterstützung, er wolle den Eltern einen Brief zukommen lassen mit einem offiziellen Stempel und sie zu einem Meeting auffordern.
Nachdem das angesagte Meeting zweimal verschoben wurde, da keine Eltern auftauchten, und der „Headman“ plötzlich in Mzuzu war, gingen Doris und ich in der Grundschule in Chipunga von Klasse zu Klasse. Dort forderten wir die Schüler/innen auf ihren Eltern auszurichten, dass sie mit ihren Kindern unter 5 Jahren zu dem Meeting kommen sollten, welches wir für den nächsten Tag angesagt hatten.
Ich war ehrlich gesagt erst sehr skeptisch, ob es dieses Mal klappen wird.
Doch am nächsten Tag waren überraschenderweise sehr viele Mütter und auch einige Väter, mit ihren Kindern zu dem Meeting erschienen.

Nach einer längeren Diskussion entschieden sich die Mütter, dass jeder die 500 MKW Schulgebühren bezahlen sollte und es wurden Verantwortliche gewählt, um das Geld zu verwalten und den Porridge für die Kinder zu kochen.
Der „Headman“ von Chipunga erschien nicht zum Meeting, er war immer noch in Mzuzu.
Dafür kam die „Headwoman“(sie ist nicht die Ehefrau vom „Headman“, sie hat genau die gleiche Stellung) von Chipunga und unterstütze unser Vorhaben.

Jetzt bin ich mal gespannt, ob die Schulgebühren regelmäßig bezahlt werden und die Kinder täglich einen Porridge in der Schule genießen dürfen.
Immerhin konnten wir durch das Meeting die Wichtigkeit der Bildung für Kinder betonen und auch die Probleme der Eltern anhören.
Meiner Meinung nach war das Meeting schon jetzt ein Erfolg. Einige der Eltern waren zum ersten Mal bei einem solchen Meeting, wurde mir gesagt.

 

 


In diesem Beitrag würde ich zusätzlich noch gerne einige andere Themen ansprechen, welche mir in der letzten Zeit aufgefallen sind:

Plastik:
Malawi hat ein großes Problem mit Plastikmüll. Hier in Mzuzu gibt es keine Müllabfuhr, die regelmäßig durch die Straßen fährt und den Hausmüll einsammelt, um ihn dann ordentlich zu entsorgen.
Viele Menschen hier haben kein Bewusstsein für die Gefahren von Plastikabfällen in der Natur. Die leere Trinkflasche oder die Einkaufstüten werden einfach rücksichtlos aus dem Autofenster oder in den nächsten Graben geworfen. Oft sieht man in den Straßengräben dann eine große Ansammlung von Plastikmüll, welcher den Abfluss verstopft und es dadurch zu einer stehenden stinkenden Wassermasse kommt. Es gibt auch keine Mülleimer in der Stadt, welche regelmäßig geleert werden.

Nicht selten sieht man, wie Plastikmüll einfach am Straßenrand oder in einem Hof verbrannt wird. Dies stinkt und qualmt ordentlich. Doch es besteht keine andere Möglichkeit den Müll loszuwerden.
Auch ich musste die alten abgelaufenen Medikamente plus Verpackungen, welche noch von den Vorgängern in Chipunga waren, verbrennen. Es war ein sehr komisches Gefühl das alles einfach anzuzünden.

Das Beste ist also, wie überall auf der Welt, den Plastikmüll so gut es geht zu vermeiden. Zum Einkaufen nehme ich immer Stofftaschen mit, trotzdem, wenn man mal kurz nicht aufpasst, sind die Tomaten vom Markt schon wieder in einer Plastiktüte verschwunden.
Positiv finde ich, dass wenigstens in den Supermärkten wie Shoprite oder Chipiku die Plastiktüten etwas kosten. Es sind zwar nur kleine Beträge zwischen 50 und 70 malawischen Kwachas (1€ = ca. 830MKW), trotzdem ist es besser als nichts.

 

Religion:
In Malawi spielt die Religion eine sehr große Rolle.
Ca. 83% sind Christen und ca. 13% Muslime. Die restlichen 4% gehören den Bahai, Atheisten und traditionellen Religionen an.
Viele Malawier gehen jeden Sonntag in die Kirche, um zu beten zu singen und tanzen. Oft wird auch vor dem Essen gebetet und Gott gedankt.
Viele Malawier sind sehr ehrfürchtig gegenüber Gott.

In vielen Autos kann man Aufkleber finden wie: „This car is protected by the blood of Jesus“ oder Bilder von Jesus Christus. Trotzdem fahren viele Leute hier zu schnell und überholen in den Kurven. Die Autos haben oft keinen guten Zustand, machen komische Geräusche, Spiegel oder Lichter fehlen oder haben einen riesigen Sprung in der Frontscheibe. Oft sieht man Unfälle.

 

Ist es ein Vorteil „weiß“ zu sein?
Wenn ich hier in Malawi in der Öffentlichkeit unterwegs bin wird mir oft ein bestimmtes Wort hinterher gerufen. Manchmal kann ich es auch aus einem Gespräch aufgreifen und ich weiß sofort, dass ich damit gemeint bin. Das Wort ist „Mzungu“.
Was wortwörtlich übersetzt so viel bedeutet, wie „Der von weit her gereiste“.
Damit bezeichnen die Leute hier die „hellhäutigen“ Menschen.
Auf den Reisen mit meiner Familie nach Uganda und Kenia hatte es mich nie sonderlich gestört „Mzungu“ genannt zu werden.
Doch hier merke ich immer öfter, wie unangenehm ich es finde.
Immer und überall fällt man auf. Leute schauen einen an und lachen. Natürlich meinen sie es nicht böse, doch man kann nicht einfach in einer Menschenmenge verschwinden, wie in Deutschland. Man ist immer der Andere, die „besondere“ Minderheit.
Zudem merke ich öfters, wie ich anders behandelt werde, nur aufgrund der Hautfarbe.
Zum Beispiel im Immigration Center wurde ich an der Schlange wartender Menschen vorbei gewunken direkt in ein Büro, in welchem mir sofort geholfen wurde.

Natürlich gibt es auch die andere Seite. Manche Taxifahrer oder Veräufer/innen assoziieren mit „weißer“ Haut Geld und verdoppeln oder verdreifachen sogar ihren Preis. Gerade wenn man neu an einem Ort ist und nicht weiß wieviel etwas kostet bezahlt man oft zu viel. Mittlerweile kenne ich die meisten Preise und mit ein bisschen Chitumbuka wirkt man auch nicht mehr wie ein Tourist, trotzdem ist immer Verhandlungsgeschick verlangt.

 

 


 

Weihnachtsstimmung:

So langsam erhalte ich immer mehr Whatsapp Nachrichten aus Deutschland, sie klagen über das kalte Wetter. Auch schon die ersten Schnee Bilder haben mich erreicht.
Jetzt beginnt die Weihnachtszeit. Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet und in Gallenweiler starten die Adventsfenster. Der Adventskalender wird täglich aufgemacht und jeden Sonntag eine Kerze auf dem Adventskranz angezündet.

Hier in Malawi bekommt man nicht viel von der Weihnachtsstimmung mit. Außer im Shoprite, dort ist schon seit Oktober die komplette Weihnachtsdeko ausgepackt. Natürlich kitsch pur: Künstliche Tannenbäume, Weihnachtsmann Figuren und glitzernde Girlanden zusätzlich läuft Weihnachtsmusik rauf und runter.

In Malawi ist es zurzeit fast jeden Tag sehr heiß.
Wobei ich noch froh sein kann, dass ich in Mzuzu wohne. Es ist höher gelegen und dadurch kühler. In Mzuzu haben wir bei Sonnenschein ca. 30 Grad, wobei es am See unten schon mal bis zu 40 Grad heiß werden kann.
Trotzdem merkt man so langsam, dass die Regenzeit beginnt. Immer öfters gibt es regnerische Tage, welche ich auch mal ganz gerne habe. Doch der Sandboden wird dann zu einer großen Schlammrutsche. Im Laufe des Dezembers sollen diese regnerischen Tage weiter zunehmen.

 


 

Zuletzt habe ich nun noch eine kleine Bitte.
Da die Weihnachtszeit sich nähert und jeder beginnt sich Gedanken über Geschenke zu machen.
Wollte ich nochmal einen Spendenaufruf starten.
Bisher habe ich die Hälfte meines Betrags zusammen und dafür danke ich hier noch einmal!
Trotzdem fehlen noch ca. 1250€.

 

Falls ihr Lust habt mich bei meinem Auslandsjahr zu unterstützen:
Hier ist eine Schritt für Schritt Erklärung, um das Ganze zu vereinfachen:
1. Das Geld wird auf diesem Konto gesammelt:
          artefact gGmbH
          DE33 2175 0000 0186 0651 24
2. Gib bei der Überweisung folgende Spendenkennung im           Verwendungszweck an:
        sol. Chipunga 10
Das ist ganz wichtig, damit die Spenden meinem Projekt zugewiesen werden!
3. Wenn du eine Spendenbescheinigung per Post von artefact erhalten   möchtest, gib zudem Deine vollständige Adresse an!

Vielen Dank!

Eure Laura

Eine Freiwilligenstelle (fast) wie aus dem Bilderbuch

Ein wichtiger Bestandteil des weltwärts Programmes ist das Lernen. Niemand soll einfach nur in ein anderes Land gehen, um dann dort zu helfen oder zu arbeiten, wir sollen von unserer Reise sehr viel mitnehmen und auch selbst daran wachsen.

Ein Punkt ist dabei natürlich die neue Kultur im Allgemeinen. Schon diese Erfahrung reicht aus, um unsere Sicht auf die Welt hoffentlich zu verändern und sie uns anders wahrnehmen zu lassen. Aber wie bereits gesagt, ein Teil jedes Freiwilligen Jahres ist auch das Arbeiten. Und dass fällt bei eigentlich jedem Freiwilligen sehr unterschiedlich aus.

Das etwas gemütlichere Office

Wo manche zeitweise einfach nichts zu tun hatten, gehen manche in ihren Aufgaben richtig auf. Bei mir ist es, um ehrlich zu sein, ein sehr guter Mittelweg. Ganz am Anfang habe ich von artefact, unserer Entsendeorganisation eine Stelle in Uganda vorgeschlagen bekommen. Bei dieser hätte ich den Großteil der Zeit damit verbringen sollen, wenn ich mich recht erinnere, Schülern und auch Lehrern den Umgang mit PCs beizubringen. Eigentlich auch genau mein Ding, schließlich sitze ich jeden Tag recht viel am PC und habe auch Spaß damit zu arbeiten. Auch habe ich in der elften Klasse, während der Facharbeits-Zeit, vor meinen Jahrgangskammeraden mehrere Vorträge darüber gehalten, wie man das Textprogramm OpenOffice benutzt. Und auch jetzt noch helfe ich gerne, wenn mir beispielsweise meine Mutter oder meine Oma zu Dingen bezogen auf PC oder Smartphone Fragen stellen.

Zwei meiner Arbeitskollegen, Robby und Racka

An sich war der Vorschlag also sehr passen. Aber halt nur eigentlich. Denn wie bereits gesagt, am PC sitze und arbeite ich beinahe jeden Tag und das dann auch noch jeden Tag zu unterrichten, das währe für mich halt nichts Neues. Ok, nicht viel Neues, schließlich unterrichte ich nicht jeden Tag, aber ich würde mich die meiste Zeit mit dem verbringen, was ich eh schon immer mache. Genau aus diesem Grund habe ich mich dann gegen die Stelle in Uganda entschieden. Und ich bereue meine Entscheidung nicht.


Jetzt bin ich hier in Malawi, habe eine super schöne Wohnung und bin bei einem Unternehmen, das dabei ist, eine nachhaltige Lodge zu bauen. Ein fast drei Hektar großes Gelände soll mit Wohnhäusern, einem Restaurant, einem Tagungsgebäude, sowie vielen Beeten und Demonstrationsgärten ausgestattet werden. Später sollen hier nicht nur Touristen, sondern sogar auch möglichst viele Bewohner der Region etwas über Themen wie Permakultur, Bewässerung, organische Dünger und Spritzmittel oder auch die Kompostherstellung lernen. Es sollen regelmäßig Kurse angeboten werden, das Restaurant soll aus eigenem Betrieb komplett vegetarisch betrieben werden und ein Ausflugsziel für Schulklassen soll es auch sein. All das klingt jetzt sehr träumerisch und Zukunftsmusik, aber das Ganze nimmt langsam gestallt an. Und ich bin ein Teil davon. Und auch ein wichtiger.

Auf der Baustelle nehmen langsam die ersten Gebäude Form an

Eigentlich sollen Freiwillige möglichst keine Arbeitsstellen besetzten und damit Anwohnern einen Job wegnehmen, aber bei mir ist das in gewisser Weise der Fall. Die Aufgaben, die ich habe, sind zwar nicht unbedingt für das Unternehmen lebensnotwendig, aber wenn ich nicht hier wäre, müsste entweder eine Person eingestellt werden, oder es würden halt einfach ein paar Dinge wegfallen, bzw. meine Chefin müsste ihre restliche Freizeit auch noch opfern. Eine dieser Aufgaben ist beispielsweise das Aufbauen der Website. Zwar wurde das von meinen Vorfreiwilligen schon angefangen, aber richtig viel gibt es bisher noch nicht. Eine andere Aufgabe ist das Verwalten und Updaten der großen Pflanzendatenbank, auch von meinen Vorgängern angelegt, in der wir versuchen, über mehr als 800 verschiedene Pflanzen, bzw. deren Samen, den Überblich zu behalten. Und schlussendlich, meine wohl aktuell regelmäßigste und auch sehr anspruchsvolle Aufgabe, das Organisieren und Durchführen unseres wöchentlichen Obst- und Gemüseverkaufes. Hierbei kümmere ich mich nicht nur um das Angebot für unsere Kunden, auch nehme ich alle Bestellungen entgegen, frage bei Missverständnissen nach, am Mittwochmorgen leite ich das Packen der Bestellungen, verkaufe diese danach in der Stadt und bin dann auch noch dafür zuständig, den Überblick über das ganze Geld zu behalten. Problem daran ist, bzw. eigentlich ist es ja etwas Gutes, dass wir inzwischen von durchschnittlich 8 Kunden pro Woche auf 20 gewachsen sind. Dadurch wird die Arbeit halt von Woche zu Woche mehr.

So haben wir uns das für den Obst- und Gemüseverkauf zumindest vorgestellt, wie es einestages bei jeden Aussehen soll

Und das sind nur ein paar meiner Aufgaben. Man stelle sich vor, ich (und auch kein anderer Freiwilliger) wäre jetzt nicht hier. Dann würde von diesen Aufgaben entweder fast nichts “existieren”, oder man müsste halt jemanden dafür anstellen. In gewisser Weise nehme ich also doch einen Arbeitsplatz weg.

Leider kein Alltag…

Mir persönlich gefällt die Arbeit aber. Zwar ist es manchmal sehr herausfordernd, manchmal auch nicht sehr spannend, aber sie ist definitiv abwechslungs- und lehrreich. Viele meiner Aufgaben habe ich vorher noch nie richtig gemacht, zumindest nicht in dem Ausmaß, und daran lerne ich echt viel. So wie beispielsweise die Pflanzensamen, die ich schon in der ersten Woche eingepflanzt habe. Vermutlich habe ich sie nicht richtig gewässert, sodass keiner von ihnen jemals aus der Erde gekommen ist. Man lernt halt aus seinen Fehlern.


Und genau das ist auch das Gute an meinen Aufgaben. Wenn ich Fehler mache, geht nicht gleich das ganze Unternehmen unter, aber die Konsequenzen erlebe ich trotzdem, zum Beispiel wenn ich den Kunden erklären muss, dass etwas an ihrer Bestellung nicht da ist. Für den Moment fühle ich mich dann immer schlecht, aber langfristig lerne ich glaube ich sehr viel daran. Es ist also genau so, wie es sein soll.