Wie das Leben lebt und wie wir darin leben

Heute ist es soweit, vier Wochen sind rum. Einen Monat alleine gelebt, einen Monat im Ausland.
Für viele mag das nichts Besonderes sein, schließlich geht eigentlich jeder irgendwann mal seinen eigenen Weg. Ob zum Studieren, für eine Ausbildung oder für ein Auslandsjahr, irgendwann kommt dieser Moment eigentlich immer. Und das ist ja auch nicht schlecht.
Aber halt trotzdem eine Umstellung.

Ich bin mir sicher, dass sich viele noch an die Zeit erinnern, wo sie zum ersten Mal langfristig das Elternhaus verlassen und ihr Leben fortan selber geregelt haben. Wie oft hat man es sich als Jugendlicher nicht gewünscht, endlich alleine und ohne die nervigen Eltern zu leben. Endlich unabhängig und frei zu sein.

Das komische ist nur, jetzt wo es soweit ist, klingt das doch nicht mehr ganz so schön wie damals. Versteht das bitte nicht falsch, ich habe mich ja auch freiwillig für das Jahr in Malawi entschieden, aber es sind die Kleinigkeiten, bei denen man anfängt, das ganze wieder zu hinterfragen und sich sein altes Leben zumindest in Teilen wieder zurück zu wünschen beginnt.
Auch wenn es sich vielleicht so anhört, unter Heimweh leide ich (soweit ich weiß) noch nicht.

„Ist es nicht irgendwie normal, wenn man sich nicht von seinem gewohnten Alltag trennen möchte, von all den Sachen, an die man sich gewöhnt und die man zu lieben gelernt hat?
Ich denke die Antwort ist ja.“

Samuel Grabowski


Und ja, mir ist selber bewusst, dass das die ganze Zeit so klingt als würde ich wieder zurück nach Deutschland wollen und mein altes Leben zurück haben wollen, und irgendwie muss ich sagen, dass das auch stimmt. Ich fürchte nur, dass das nicht mehr richtig möglich ist.
Mein altes Leben bestand aus einem mehr oder weniger festen Ablauf. Unter der Woche stand ich jeden Morgen gegen 6.40 Uhr auf, hatte 10 Minuten um mich fertig zu machen und danach (freiwilliger Weise) ohne Frühstück zum Bus zu gehen. Einmal in der Schule angekommen habe ich noch meine Hausaufgaben gemacht, schließlich hatte man ja noch 30 Minuten bevor der Unterricht begann, daraufhin dann den Tag in der Schule verbracht und zwischendurch dann meistens noch ein Brötchen oder Ähnliches als „Ersatz Frühstück“ geholt. Der Rückweg war dann auch wieder sehr entspannt, denn genauso wie auf dem Hinweg habe ich die 20 Minuten Busfahrt damit verbracht, etwas Energie in Form eines kleinen Schläfchens zu regenerieren.

Zuhause angekommen gab es dann meistens eine Kleinigkeit zum Mittagessen, wobei Kleinigkeit eigentlich oft nur aus ein paar Schnitten Brot bestand. Wenn etwas gekocht wurde, dann meist Abends für die ganze Familie. Die Zeit nach dem „Mittag“ habe ich dann oft damit verbracht, den Schultag mit Computerspielen, Videos oder Fernsehen hinter mir zu lassen. Mit dem Hund raus zu gehen hat dabei auch für eine Menge Bewegung und frische Luft gesorgt, sodass mein Tag dann meiner Meinung nach doch recht ausgewogen war.

Natürlich darf man dabei das ganze im Haushalt mitarbeiten nicht vergessen. Geschirrspüler ein- und ausräumen, Wäsche waschen und aufhängen, Staubsaugen oder mal den Rasen mähen, es gab schon einige Dinge, die sich nicht von alleine erledigt haben. Sogesehen war der Tag so gut wie nie richtig einseitig.

Aufgrund meiner Leidenschaft lange auf zu bleiben, habe ich auch sehr häufig die späte Runde mit dem Hund gedreht. Nachts noch einmal zu entspannen und etwas frische Luft zu tanken, war eigentlich garnicht so schlecht. Dabei war man nämlich so gut wie immer ungestört, weil komischer Weise um und kurz nach Mitternacht niemand mehr mit dem Hund rausgeht. Verstehe ich bis heute nicht.

Als Besonderheit zu meinem Alltag kamen dann noch ein paar Kleinigkeiten dazu. Mittwochs beispielsweise habe ich jede Woche für ca drei Stunden Zeitungen ausgetragen. Ich weiß nicht, ob ich der Einzige bin, aber für mich persönlich war das auch eine Art Sport. Klar, in erster Linie ging es dabei um das selbst verdiente Geld, auch wenn das anfangs nicht sehr viel war. 12 Euro für drei Stunden Arbeiten ist eigentlich nicht sehr fair, auch die 14 Euro, die ich aus „Fairness“ nach dem 18. Geburtstag meines Bruder bekommen habe, sind da auch nicht besser. Er hatte die gleiche Tour, nur halt am Samstag. Und als Volljähriger bekommt er halt Mindestlohn. Ab dann lohnt sich das erst richtig, leider bin ich nur halt kurz nach meinem Geburtstag nach Afrika aufgebrochen, konnte also nur zwei Monate das Zeitungen austragen richtig ausnutzen.

Wie gesagt, in meiner Empfindung ist Zeitungen austragen in gewisser Weise ein Sport. Drei Stunden am Stück mit dem Fahrrad fahren und zwischendurch etwas gehen, klingt jetzt vielleicht nicht sehr anstrengend, aber man hat ja auch die ganzen Zeitungen dabei. Zusammen mit dem Anhänger bin ich an manchen Tagen auf gute 100 Kilo gekommen, die ich zeitweise hinter mir herziehen musste.
Und dazu kommt dann ja auch noch das Wetter. Das eine mal musste ich natürlich am heißesten Tag des Jahres die Tour für meinen Bruder übernehmen, an manchen Tagen im Winter war es so kalt, dass ich meine Finger fast nicht mehr gespürt habe oder wenn ich nach nur fünf Minuten schon bis auf die Socken durchgeweicht war. Definitiv eine unvergessliche Zeit.

Vor knapp zwei Jahren habe ich mich dann noch entschieden, jeden Freitag Abend für ein bis zwei Stunden Badminton zu spielen. Also „jeden“ Freitag Abend, ich hatte ja eh nichts Anderes, um die Zeit besser zu nutzen.


Und das ist dann sozusagen mein Alltag gewesen. Mein altes Leben, was sich leider auch für das erste verabschiedet hat. Und zwar nicht nur für das eine Jahr, das ich jetzt hier in Malawi bin, sondern sehr wahrscheinlich auch für die Zeit danach. Zwar habe ich geplant zu studieren, aber ich werde in der Zeit wohl kaum weiterhin so gut versorgt werden wie bisher, schließlich werde ich dann vermutlich nicht mehr Zuhause wohnen.

Genau aus dem Grund sehe ich das Jahr in Malawi als den Anfang eines neuen Abschnittes meines Lebens an. Schon jetzt bin ich größtenteils auf mich alleine gestellt und das wird sich wahrscheinlich auch nie mehr so richtig ändern. Das richtige Leben beginnt jetzt, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, was genau das ist, aber die entspannte und sorglose Zeit ist wohl für das erste vorbei.

Aber das ist ja gerade auch das Gute. Für mich ist jetzt fast alles neu, neben dem Land und der Kultur auch mein Alltag. Die alten Strukturen meines Lebens sind aufgebrochen und jetzt ist es die Zeit, neue zu entwickeln. Diese vier Wochen haben mir gezeigt, dass es nicht leicht wird, sich aber definitiv lohnt und dass sicherlich noch einige Überraschungen auf mich warten werden.


An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Leuten bedanken, die mich bis zum jetzigen Tage begleitet haben. Ob Freunde oder Verwandte, ob Nachbarn oder flüchtige Bekanntschaften, ob Lehrer oder Schulkameraden, all diese und definitiv noch viel mehr Leute waren und sind Bestandteil meines Lebens. Es gibt auf jeden Fall Dinge, die anders oder vielleicht auch besser hätten verlaufen können, aber so wie es ist, ist es gut. Denn genau dadurch bin ich zu dem geworden, der ich heute bin. Ein Junge, der glaubt er sei erwachsen, gerade die Welt entdeckt und sich aus einem unerklärlichen Grund für einen Philosophen hält.

Wie designe ich einen Permakulturgarten?

Das ist die Frage, der ich seit letztem Mittwoch intensiv auf den Grund gehe. Mit der Rückkehr Tionge’s habe ich tatsächlich eine Aufgabe bekommen und noch dazu eine sehr schöne, die mir großen Spaß macht: Ich soll die Umgebung um unser neues Bürohaus nach Permakulturprinzipien designen. Wir ziehen bald in ein neues Haus ca. 500m von unseren jetzigen Büros um, da diese Räume anderweitig genutzt werden sollen. Dieses Haus wird derzeit gebaut und drum herum ist es kahl und trostlos und sieht noch ein bisschen wie Baustelle aus. Und da ist nun meine Kreativität gefragt, um die Umgebung zu begrünen und schön, logisch, praktisch, kurz permakulturmäßig zu gestalten. Um mir die Aufgabe zu erleichtern, hat Tionge mir einen Ordner mit tausenden Dokumenten über alle möglichen Aspekte der Permakultur zur Verfügung gestellt. Seit Mittwoch habe ich also erstmal viel, viel Zeit am Computer verbracht, habe mich durch das Gewirr an Dokumenten gearbeitet, vieles über Permakultur gelesen und alles was mir wichtig erschien für mich aufgeschrieben und zusammengefasst. Ich kam mir fast ein bisschen vor, wie an der Uni, eigentlich ganz schön und vertraut!

Unser neues Bürohaus – noch etwas kahl und trostlos

Nachdem ich gelernt hatte, dass man für ein Permakultur-Design erstmal die zu planende Fläche gut erkunden und kennenlernen soll und alles, was man sieht auf einer sogenannten „Base Map“ darstellen soll, unterzog ich das neue Gebäude also einer intensiven Erkundung, setzte mich auf eine Bank und versuchte das Gebäude inklusive Umgebung auf einer Karte abzubilden… Nach zahlreichen Versuchen, bei denen die Proportionen einfach nicht so richtig stimmen wollten, hatte ich irgendwann doch eine ganz gute „Base Map“ erstellt und war mit dem ersten Ergebnis meines Projekts zufrieden.

Jetzt hieß es, kreativ werden und Ideen entwickeln, wie man die Umgebung gestalten könnte. Ich veranstaltete also ein großes Brainstorming in meinem Kopf und sammelte viele Ideen, was man so alles machen könnte: Insektenhotels, Kräuterspirale, Moringabäume, Hühner, Solartrockner für Früchte, Sitzecke mit Weinranken, Gemüsebeete mit Bewässerung vom Dach und vieles mehr. Nun geht es darum, die ganzen Ideen in ein sinnvolles Konzept zu bringen. Wassermanagement und Bodengegebenheiten müssen unbedingt beachtet werden und ich muss noch lernen, welche Pflanzen gut zusammen wachsen und welche nicht.

So schön grün sieht es irgendwann um das neue Gebäude hoffentlich auch aus

Auf jeden Fall habe ich jetzt alle Hände voll zu tun und bin mit meiner abwechslungsreichen Aufgabe, die einerseits intensives Lernen, praktisches Erkunden und kreatives Ideenfinden beinhaltet, überaus zufrieden. Wie mein Design am Ende aussieht und in die Tat umgesetzt wird, erzähle ich dann später…

Von 18b nach Area 3

Nun war ich also schon mehr als 2 Wochen in Malawi und mein Koffer stand immer noch gepackt und verschlossen in der Ecke, ich lebte aus meinem Rucksack, und auch wenn es mir in 18b gefiel, konnte ich nicht so richtig ankommen. Dieser Zustand wurde irgendwann anstrengend und schlug in Kombination mit der Magenverstimmung etwas auf meine Stimmung… Zum Glück war Nadja noch da, die auch in 18b wohnte, eine Freiwillige, die 6 Monate in Malawi gewesen war und am Dienstag abreisen würde. Wir versuchten die Langeweile zu vertreiben und unternahmen ein paar schöne Sachen.

Wir gingen auf den Chitenge-Markt, ein wunderbarer Ort mit vielen wunderschönen Stoffen. Aus den Stoffen wollte ich mir Röcke schneidern lassen und ein Kleid, denn ich war am nächsten Wochenende auf einer Hochzeit eingeladen. Nadja hatte in dem Projekt Taste of Malawi gearbeitet, eine kleine NGO, in der Frauen eine Schneiderausbildung machen und dann damit ihr eigenes Geld verdienen. So wusste ich also schon, wem ich meine Schneiderwünsche in Auftrag geben würde!

Nadja zeigte mir auch das Wildlife Center, ein traumhafter Ort, mein absoluter Lieblingsort in Lilongwe, wo es ein Cafè mit super leckerem Essen gibt. Ich trank das erste Mal seit 2 Wochen einen Cappucchino und war überglücklich! Am Sonntagabend gingen wir zum Four Seasons, eine schöne Gärtnerei mit Park, wo es jeden Sonntag Live Jazz gibt. Wir setzten uns ins grüne Gras auf ein Chitenge und genossen die Musik.

Leckeres Essen im Fusion Cafè und endlich ein Cappucchino
Das schöne Cafè Fusion im Wildlife Center

 

Am Montag war es dann soweit und der Umzug stand vor der Tür. Alex, mein zukünftiger Mitbewohner und Nadjas ehemaliger Chef, hatte einen Transport für 16 Uhr organisiert und so hätte der Umzug nicht lange dauern sollen… Hätte, wenn die Korbsofas nur nicht so groß gewesen wären und wir nicht 4 Betten hätten mitnehmen müssen! So musste der Transport zweimal fahren und blieb auf dem Rückweg im Feierabendstau stecken, sodass wir mit der zweiten Ladung erst gegen 20 Uhr in Area 3 ankamen! Und dann standen wir vor der Herausforderung ein Bett in mein Zimmer zu kriegen. Nach vielem Hin und Her blieb nur noch die Option das Kopfteil abzusägen, danach ging es zum Glück ganz einfach! Wir hatten mittlerweile alle einen Riesenhunger und so fuhren wir in die Stadt und aßen bei Mimoza, einem typisch malawischen Restaurant, etwas zu Abend. Für Nadja ein letztes malawisches Essen am letzten Abend, für mich ein erstes gemeinsames Essen mit meinen neuen Mitbewohnern. Ich wohne bei Alex, ein sehr netter und offener Malawier, Anfang 30 und seinem Bruder Deus, auch super nett, Ende 20. Ich fühle mich sehr wohl und wir kommen gut miteinander aus. Jeder macht sein Ding, aber wenn es passt, essen wir auch mal zusammen, quatschen oder unternehmen was zusammen. Eigentlich nicht viel anders als WG-Leben in Deutschland.

Umzugstransport in 18b

Als ich am Mittwoch endlich auch ein Regal in meinem Zimmer hatte, konnte ich meine Sachen einräumen und war mit meinem Zimmer bald sehr zufrieden. Endlich ein Ort zum Ankommen, an dem ich mich zu Hause fühlen konnte… Das Bett mit dem Moskitonetz ist sehr gemütlich, das Regal mit Büchern und allem möglichen Zeugs macht den Raum wohnlich und mein Kleiderschrank ist auch eingeräumt. An der Wand hängt eine Malawi-Karte und ein Poster mit Pflanzen aus den Tropen (Fundstücke aus 18b), ich habe Fotos und einen Kalender aufgehängt und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Als ich am Donnerstag das erste Mal von der Arbeit in dieses Zimmer „nach Hause“ kam, war ich sehr glücklich.

Der Garten um das Haus ist groß und schön, und auf den Sofas auf der kleinen Terrasse genieße ich nach der Arbeit eine Stunde Ruhe, trinke entspannt einen Tee, esse einen Apfel, lese ein bisschen, bis es um 6 dann dunkel ist. Das ist etwas, woran ich mich noch gewöhnen muss, dass es so früh einfach dunkel ist…

Der Garten in Area 3 – mit coolem Hängesofa

Das Schöne ist, dass Area 3 eine sehr zentrale Gegend von Lilongwe ist. Ich laufe jetzt jeden Morgen und Nachmittag eine halbe Stunde durch Area 3 und bin dann in Town, dem zentralen Punkt Lilongwes. Von dort nehme ich ein Share Taxi, um ins City Centre und von dort zum Kusamala zu kommen. Es ist zum Einkaufen schon sehr praktisch, einfach auf dem Rückweg von der Arbeit vom Markt, Supermarkt oder den Straßenständen das Abendessen mitbringen zu können und die halbe Stunde Fußweg jeden Morgen und Abend bringen mir meine Bewegung. Und auch um in meiner Freizeit Lilongwe zu erkunden, ist es sehr praktisch, dass ich das Stadtzentrum fußläufig erreichen kann.

Ein Highlight der ersten Woche in Area 3 war noch, als ich herausgefunden habe, dass Deus eine Gitarre hat (aber noch nicht wirklich spielen kann) und Deus herausgefunden hat, dass ich ein bisschen Gitarre spielen kann und ihm etwas beibringen kann. Dienstagabend haben wir dann den ganzen Abend auf der Terrasse gesessen und Gitarre gespielt!

Nun bin ich also endlich angekommen und habe ein kunyumba (Zuhause) hier in Malawi!

Sonnenuntergang auf dem Rückweg von der Arbeit

 Kigali – Das Singapur Afrikas

Als ich aus dem Flugzeug steige, ist das erste was ich wahrnehme der veränderte Geruch in der Luft. Es riecht nach Rauch, als würden irgendwo Müll und andere Dinge brennen. Und ich weiß sofort, ich bin in Ruanda angekommen.

Auf der Fahrt vom Flughafen zu Feli´ Wohnung bin ich nur am Staunen. Im Dunkeln ist alles nicht ganz so gut zu erkennen, doch mir fallen die blühenden Geranien und die vielen Palmen, die die Straße säumen sofort ins Auge. Über sehr gut asphaltierte Straßen fahren wir, entlang von schön bepflanzten Mittelstreifen, in Richtung Innenstadt. An belebten Straßen, wo tagsüber viele Fußgänger unterwegs sind, bremst der Fahrer ab und wir holpern über einen Hubbel, der außen mit blinkenden Lichtern gekennzeichnet ist, damit ihn niemand übersieht.

Es ist der Wahnsinn. Jede Erzählung von Afrika über schlechte Straßen und Infrastruktur kommt mir hier unpassend vor. Ich habe das Gefühl, Europa nicht verlassen zu haben. Ich höre den Gesprächen der anderen nicht mehr so genau zu und lasse meinen Blick über die vielen kleinen weißen Lichter schweifen, die die Hügel säumen. Felix erklärt später, dass es sich dabei um sogenannte Guardlights handelt und dass alle Einwohner Kigalis dazu verpflichtet sind über Nacht eines anzuhaben, um es Dieben und Einbrechern nicht all zu leicht zu machen. Sie säumen die vielen Hügel zwischen denen die Stadt errichtet wurde und funklen wie viele kleine Sterne.

Afrika macht sich dann ganz plötzlich bemerkbar. Wir kommen bei Flelix Wohnung an und müssen ersteinmal eine sehr steilen, rutschigen Weg bis zu seinem Haus erklimmen und das ganze mit Koffern… Jetzt bereue ich zwei viel zu große Koffer mitgebracht zu haben! Mir kommt es viel zu übertrieben vor.

Endlich geschafft! Wir sitzen nun zusammen, nach der Anstrengung, bei einem kühlen Bier und unterhalten uns über Ruanda. Über die Menschen, über Landschaft und Kigali. Plötzlich fällt der Strom aus. Es ist stock finster. Auch das Wasser geht nicht mehr, dabei hatte ich gerade vor mir gerade den Dreck und Schweiß des langen Flugs vom Körper waschen. ´Tja´, sagt Felix mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. `Willkommen in Ruanda`.

„Mwaswera bwanji?“ – Wie hast du deine Zeit verbracht?

-die typische Frage, wenn man nach 12 Uhr mittags einem Malawier begegnet. Normalerweise heißt die Antwort hierauf „Ndaswera bwino. – Ich habe meine Zeit gut verbracht.“, aber da das den interessierten Leser wohl nicht zufriedenstellen wird, hole ich mal etwas weiter aus:

In etwa drei Wochen ist es her, dass ich zum ersten Mal malawischen Boden betrat. Der erste Eindruck war… rot: orange-rötlich sandige Landschaft so weit das Auge reicht beim Anflug über Lilongwe, ein feuerroter Sonnenball am Horizont als wir das Flugzeug verließen. Obwohl das erst der Anfang war, hatten wir fünf Malawi-Freiwilligen schon unser erstes kleines Abenteuer hinter uns: aufgrund von Verspätung beim Abflug, kurzfristen Änderungen und Missverständnissen brachte uns der Pilot von Nairobi erstmal nach Nampula in Mozambique. „So schön grün!“, hatten wir die malawische Landschaft eingeschätzt – tja, falsch gedacht, die Reise ging erst mal noch für ein paar Stunden weiter und aus grünen Palmen wurde rote Kahlheit, nur stellenweise unterbrochen durch Felsen, Siedlungen oder Gewächs. Generell sollte von Landschaft bald nichts mehr zu sehen sein, da so gegen halb sechs mitsamt der Sonne innerhalb von einer Viertelstunde auch so ziemlich das gesamte Licht verschwand und die Dunkelheit auf der Fahrt zum Hostel nur noch von Straßenbeleuchtung und Fahrzeuglichtern durchbrochen wurde.

Moni, Malawi! ?
Malawi-Kennenlerntage

Die ersten Tage in Malawi würde ich als größtenteils spaßig, luftig-leicht beschreiben. Drei Vorfreiwillige hatten ein Kennenlernseminar für uns Neulinge organisiert. Die Tage waren gefüllt von Chichewa-Sprachkursen, kulinarischen Entdeckungen, kleineren Ausflügen zu einem Park in Lilongwe, der Innenstadt, dem Markt und dem Permakultur-Institut Kusamala. Die Abende ließen wir mit gemütlichem Zusammensitzen bei selbstgemachter Steinofenpizza, im Restaurant oder bei einem Kartenspiel auf dem Balkon ausklingen. Es gab viel zu gucken und zu lachen, aber hier und da gab es auch schon Denkanstöße: wenn ich massenweise Müll auf den Straßen sah zum Beispiel, wenn unser Sprachlehrer von bestimmten kulturellen Praktiken erzählte, wenn Zweifel in mir aufstiegen über den Sinn eines Freiwilligendienstes oder wenn der Markt mich mit seinen zahlreichen akustischen, optischen und olfaktorischen Eindrücken regelrecht erschlug. Allzeit von lieben Herzensmenschen umgeben verging die Zeit wie im Flug und es hieß bald schon wieder Abschied nehmen, um dahin zu gehen, wo ich tatsächlich die nächsten Monate verbringen würde.

Gemütlich auf dem Hostel-Balkon
Blick auf den Markt von der Brücke
Die neue Heimat

So machte ich mich am 16. August mit meinem Mitfreiwilligen Sam und den Vorgängern Benji und Ludi auf Richtung Blantyre. Die Fahrt fand in einem großen Reisebus statt und obwohl die Musikvideos von afrikanischen oder englischen Kirchenliedern wirklich unterhaltsam waren, wanderte mein Blick doch immer wieder aus dem Fenster. „Einzelne Häuser, einzelne Büsche, einzelne Menschen, inmitten von Weite… und doch Enge durch dunstige Luft, die den Horizont verschleiert“ – schrieb ich abends in mein Tagebuch. Ganz zur Freude meinerseits wurde die Landschaft auch durch Berge oder zumindest Hügel angereichert. Der erste Eindruck Blantyres war überaus positiv: Grünflächen, Blumen, recht geordneter Straßenverkehr mit zweispurigen Fahrbahnen und Berge im Hintergrund. Was mich an diesem ersten Tag in meiner neuen Heimatstadt auch sehr glücklich machte, war die dicke, große Matratze in meinem Zimmer. Generell bietet mir die Wohnung mehr Luxus als ich eigentlich erwartet hatte, und irgendwie auch mehr Luxus als ich eigentlich gerne hätte. Ich miete ein Zimmer auf dem Grundstück einer britischen Familie, die seit mehreren Generationen in Malawi lebt. Neben dem großen Bett und der Warmwasserdusche kommt mir auch das Sorgen der Hausangestellten um Wäsche und Putzen wie Luxus vor, auf den ich bei meinem Freiwilligendienst verzichten könnte und der mich von dem eigentlichen Kennenlernen des hiesigen Lebens eher entfernt. „Wie komme ich der malawischen Kultur möglichst nahe, wie verfolge ich mein Ziel des Herausfindens und Lernens?“ ist eine zentrale Frage, die mich immer wieder beschäftigt und die auch schon einige Schritte bewirkte, über die ich bei gegebenem Anlass berichten werde.

Work, work, work

Die Arbeit ist wirklich Arbeit, aber sehr gut. Mit meinem Vorgänger Benji und meinem Chef Devine wurde am ersten Tag besprochen, welche Aufgaben ich übernehmen kann und als mein Hauptprojekt hat sich die Webseite zur Initiative „Mphamvu-now“ entpuppt. Das Ziel von Mphamvu-now ist über die Energiesituation in Malawi aufzuklären, Probleme und Auswirkungen zu erforschen und den Menschen Alternativen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Webseite dazu ist aber bisher noch ziemlich leer und ein bisschen trostlos und meine Aufgabe ist es, genau das zu ändern, das heißt, recherchieren, Informationen ordnen, Texte verfassen und ansprechend aufbereiten (das Übersetzen in Chichewa muss bisher noch eine Kollegin übernehmen :D). Dabei habe ich das Gefühl, mich wirklich produktiv einzubringen und auch selbst viel zu lernen – sei es über Abholzung, Energiequellen oder Web-Design. Als Ausgleich zur Büroarbeit startet diese Woche eine Kooperation mit Ecolodgy (Samuels Einsatzstelle), bei der in Zusammenarbeit mit 20 Farmern aus der Region Agroforstwirtschaft und Permakultur verbreitet wird. Ich berichte :).

Auf dem Weg zur Arbeit
RENAMA Office
Und sonst so?

Beach-Volleyball, Wochenendbesuch von meinem Mitfreiwilligen Andrej aus Zomba, gemeinsames Erkunden Blantyres, Ausflug aufs Land, erster Einkauf auf dem Markt in Limbe (in diesem Teil Blantyres wohne ich), Geburtstagsfeier einer Freundin, Smalltalk auf der Straße, veganes Meetup, Poolparty, bei der nur wir das Motto verwirklichen, interessante Gespräche im Büro und anderswo, Geburtstagsüberraschung, nachdenkliche Momente, durch die Straßen spazieren, Aushilfe auf der Ecolodgy-Baustelle, Hundewelpen-Liebe und unerwarteter Unfall – über jedes dieser Ereignisse könnte ich einen eigenen Artikel schreiben. Und vielleicht mache ich das auch zu dem ein oder anderen Thema, bis dahin müssen aber ein paar Fotos genügen ?. Und wenn Dich etwas besonders interessiert, bist Du natürlich immer herzlich eingeladen nachzufragen!

LG,

Johanna

Disclaimer: dieses Foto entstand mit akustischer Unterstützung. In freundlicher Zusammenarbeit mit @Samuel und @Andrej ?

 

@ecoLODGy

PS.: Um noch einmal zu meiner Waldmetapher im Einstiegspost zurückzukommen: die ersten paar Schritte in den Wald habe ich gefühlt als Rehkitz zurückgelegt, noch etwas wacklig auf den Beinen, an der ein oder anderen Stelle wohl recht unbeholfen, aber immer voller Energie dabei. Neugier für die Zeit, die vor mir liegt, und große Pläne lassen mich freudig weiterstolpern und so werden die Schritte immer sicherer.

Danke für die Begleitung! 🙂

Von Diesem und Jenem – Wie unterschiedlich die Welt doch sein kann

Es sind nun schon fast drei Wochen, seit wir in Malawi angekommen sind. Und seit zwei Wochen lebe ich jetzt auch schon alleine, mehr oder weniger auf mich gestellt.

Was die Landschaft angeht, bin ich hier in Limbe, bzw. Blantyre, echt zufrieden. Als wir in Lilongwe ankamen, war es dort extrem staubig, überall nur gelb-brauner Sand. Dazu fällt die Vegetation dort leider echt gering aus. Vieler Orts brannten abends Müllhaufen, was in Kombination mit dem Staub einen gewissen hintergrund Nebel verursachte. Ich befürchtete schon, dass es in Blantyre genauso sei.

Der Ausblick von meinem Grundstück aus. Mit nur ein bisschen Staub, dafür aber Straßenbegrenzungen.

Dort und in Limbe, zwei schon fast ineinander verwachsene Städte, ist es dagegen echt grün. Überall sind Pflanzen, der Streifen zwischen den Fahrbahnen ist bepflanzt und es ist lange nicht so staubig. Auch riecht es hier nicht ganz so häufig nach verbranntem Plastik.
Im Gegensatz zu Lilongwe sind die Straßen hier auch in einem relativ guten Zustand. An den Seiten sind überall sich abwechselnde kleine schwarze und weiße Beschränkungen. In den wenigsten Fällen ist irgendwo etwas weggebrochen und auch die Anzahl der Schlaglöcher ist viel geringer.

So macht ein Arbeitsplatz doch Spaß.

Das klingt jetzt alles so, als würde ich Lilongwe einfach nur schlecht reden wollen, aber es hat mich schon echt stark überrascht, wie unterschiedlich die beiden größten Städte einerseits sind, und andererseits, wie viel schlechter doch die Situation in der Hauptstadt ist. Dies fällt nicht nur an den bereits oben genannten Dingen auf, sondern beispielsweise auf dem Markt. Wo es in Limbe noch halbwegs ordentlich ist, gleicht der Markt in der Hauptstadt schon fast einem Slum.


Die für mich persönlich bisher größte Umstellung ist leider die fehlende Struktur hier in Malawi. Wo es bei uns fast überall Bushaltestellen und auch Linienbusse gibt, findet man hier vor Ort eigentlich nur Minibusse. Man stelle sich ein Fahrzeug in der Größe eines VW Busses vor und packt dort bis zu vier Sitzreihen hinten rein. In jeder Reihe sitzen dann bis zu vier, manchmal sogar fünf Leute und die wollen dann auch alle woanders aussteigen.
Das ist wiederum einer der Vorteile der Minibusse. Man ist nicht an Haltestellen gebunden, sondern kann einfach sagen, wo man auf der Strecke raus möchte. Auch kosten die Fahrten beinahe nichts. Für eine 20 km lange Strecke zahlt man manchmal nur knapp 50 Cent und einmal quer durch die Statt auch nur knapp einen Euro. Neben Plätzen, wo regelmäßig Minibusse losfahren, halten diese aber auch oft einfach am Straßenrand an und nehmen einen mit.

Einer der vielen Sammelplätze, mit einigen der scheinbar unzähligen Minibusse.

Im Endeffekt ist das eigentlich sehr praktisch, da man so halt wirklich immer schnell von A nach B kommt, nur halt leider nicht sehr umweltfreundlich und es gibt auch immer wieder „Conducter“, sozusagen die Kassierer, Türöffner und Fahrgastanwerber in einem, die dann doch nochmal den Preis erhöhen oder das Wechselgeld einbehalten wollen.
Und man muss manchmal auch etwas warten, bis die Busse losfahren, denn das passiert erst, wenn dieser auch komplett voll ist. So richtig planen kann man demnach nicht, es sei denn, man plant zu früh anzukommen.


Was das Thema Struktur angeht, ist das Ganze aber auch etwas gegensätzlich. An den meisten Hauptstraßen findet man überall Straßenlaternen und wirklich überall gibt es kleine bis große Abwasserkanäle. Problem ist nur, das beispielsweise die meisten dieser Lampen nie leuchten und das die Fußwege sehr oft in schlechten Zustand sind. Auch die doch recht häufigen Stromausfälle stören schon etwas. Zwar gibt es in Malawi nur wenige frische Milchprodukte wie Käse oder halt frische Milch, aber ohne einen verlässlich laufenden Kühlschrank lohnt sich der Kauf auch nicht wirklich.

Was sich aber lohnt, ist das einkaufen von Lebensmitteln. Diese sind hier nämlich verhältnismäßig (im Vergleich zu Deutschland) echt billig. Wo die Standard-Sachen viel weniger kosten, ist Alles, was ansatzweise Luxus ähnelt, aber schon wieder extremst teuer. So kostet eine Packung Toast- bzw. Weißbrot, leider auch eigentlich das einzige erhältliche Brot, nur knappe 40 Cent, das dazu passende 250 g Packet Butter allerdings gute fünf Euro oder das 250 g Nutellaglas auch, wobei letzteres wahrscheinlich auch importiert ist.


Zusammengefasst ist das Leben hier in Malawi schon echt anders. Das (sehr) einfache Leben ist gut und auch günstig zu haben, wobei man sich an viele Dinge, oder halt an den Verzicht dieser, erstmal gewöhnen muss. Wäre ich in Lilongwe geblieben, hätte ich mir bis zum Ende des Jahres echt Sorgen um meine Lunge und Augen gemacht, das muss jetzt aber nur noch @Hannah ertragen. Viel Spaß dir dabei. 😀
Ich glaube aber, dass ich mit der allgemeinen Situation doch gut zurechtkommen werde, auch wenn man Lebensmittel wie Obst und Gemüse eher auf dem Markt kauft, was für mich halt bedeutet, dass ich dort leider immer hin muss, das ist aber glaube ich irgendwie machbar. #firstworldproblems

Eine Art Serengeti-Lodge in der Nähe von Limbe.

Ich bin schon echt gespannt, wie ich das Alles in einem Jahr sehe, sowohl bevor ich Malawi verlasse, als auch wenn ich wieder daheim bin.

Bis dahin wird es aber (hoffentlich) noch ein wenig dauern.
Ihr werdet also noch einiges von mir zu lesen bekommen.

Euer Samuel Grabowski

Ankunft in Ruanda

Dienstag ging es dann auch bei uns vieren, die ihre Zeit in Ruanda verbringen werden, los. Wir trafen uns in Istanbul am Flughafen, um dann zusammen nach Kigali weiterzufliegen. Da es kurz nach Mitternacht war, haben wir auf dem Weg zu Felix, der uns abgeholt hat, noch nicht viel gesehen. Die erste Erfahrung, die wir machten, war, dass wir mit all unserem Gepäck einen Hügel, der zu einem großen Teil aus Erde besteht und bei Regen nahezu unpassierbar ist, hochmussten.
Am nächsten Tag, sahen wir das erste Mal etwas von unserer Umgebung. Das Haus, in dem Felix wohnt, liegt am Hang und wir haben einen nicht allzu schlechten Blick auf den Hügel und das daraufliegende Wohngebiet gegenüber. Das Haus liegt nicht direkt in der Innenstadt, was bedeutet, dass es auch gerne mal ungeteerte Straßen gibt und die Häuser hier teilweise ziemlich ärmlich sind.
Später ging es dann auf in die Stadt, um Geld zu holen, was zu essen und SIM Karten zu kaufen. Die Strecken fuhren wir mit Motorradtaxis, sogenannten „Motos“. So sahen wir natürlich einiges von der Stadt, aber hatten auch direkt ein Erlebnis. Die Straßen hier sind sehr voll und die Fahrer schlängeln sich überall lang, man diskutiert über Preise und muss sich dann überlegen, wie man beschreibt, wo man hin möchte; Adressen kennt man hier nicht, man orientiert sich an bekannten Plätzen, Gebäuden etc. Kigali hat ca. 1,2 Millionen Einwohner, hat aber eine ganz andere Atmosphäre, als westliche Großstädte. Wirklich modern ist es nur im City Center, aber überall ist leben. Dort ist es sehr sauber, es gibt ein paar moderne Gebäude und die Straßen sind in gutem Zustand. Allerdings liegt überall roter Staub auf den Wegen, Straßen und in der Luft, der allem einen rötlichen Schimmer verleiht. Überall kleine Läden, die alles mögliche von Essen über Dinge wie Shampoo bis zu Elektronik verkaufen. Es gibt überall kleine Bars. Die Stadt ist voll mit leben und das auch die ganze Nacht.
Abends zeigte Felix uns noch zwei Bars und einen Club. Hier merkt man sehr, dass die Menschen hier anders drauf sind, als bei uns. Jeder tanzt, alle sind immer in Bewegung und jeder genießt einfach die Musik. Jeder tanzt mit jedem, man tanzt zusammen in einer Gruppe oder zu zweit.
Am nächsten Tag blieben wir in der näheren Umgebung. Wir haben uns die Schule um die Ecke, die kleinen Läden und anderes hier in der Nähe angeschaut. Insbesondere in der Schule, sorgten wir das ein oder andere mal für Aufruhr , es haben viele gegrüßt und uns die Hand gegeben oder schüchtern geschaut. Was auf jeden Fall auffällt, ist, dass die Menschen hier unheimlich freundlich sind. Sie grüßen immer und reden gerne auch mal mit dir. Auch wenn es nur ein paar Sätze sind. Es lässt sich auch keiner davon aus der Ruhe bringen, sowas wie Eile kennen die Menschen hier nicht, das ist total entspannt.
Gegen Abend haben wir noch den Film „sometimes in April“ über den Genozid 1994 geschaut, der sehr hart, aber offensichtlich sehr realitätsnah die Ereignisse aus dem Frühjahr 1994 darstellt.
Freitag ging es dann los mit unserem „on arrival Seminar“ mit Dominique, unserem Mentor hier in Ruanda. Mit ihm haben wir über Sicherheit, Gesundheit, Kommunikation und Integration gesprochen und haben schon eine gute Basis an Infos bekommen (insbesondere natürlich in den Bereichen Kommunikation und Integration, bei denen er uns als Ruander natürlich bestens beraten kann)
Heute schauen wir uns den Markt hier an, ansonsten haben wir das Wochenende frei und fahren am Montag mit dem Seminar fort.
Auf jeden Fall hatten wir einen guten Start in einer ganz neuen Umgebung. Wir haben Spaß, genießen es und haben auch schon einiges gesehen.

Da die Internetverbindung hier im Moment nicht allzu gut ist, kommen Fotos nach.

 

Ich berichte weiter!

Linus

 

RICE-WN, lass mich dich besser kennen lernen

Die erste Woche liegt hinter mir und ich merke, dass hier, und darüber bin ich froh, nicht allzu viel hinter dem Schreibtisch gemacht wird. Bis auf die Finanzabteilung und ein paar Organisatoren sind viele immer wieder unterwegs. Nachdem ich vielen Mitarbeitern vorgestellt wurde und in der ersten Mittagspause mit ihnen das Mittagessen, bestehend aus Reis mit Bohnen und Ziegenfleisch, verbracht habe, kriege ich die ersten Infos, muss noch ein paar Formulare ausfüllen und bekomme das erste T-Shirt mit Organizationslogo. Da es Pflicht ist, ein solches Kleidungsstück jeden Montag, Mittwoch und Freitag zu tragen, hole ich mir noch ein weiteres T-Shirt und ein Hemd. Diese muss ich aber dann bezahlen. Es kann ja nicht alles kostenlos sein.

Die folgenden Tage sind immer wieder neue Leute im Office und so verging kein Tag, an dem nicht ein neues Gesicht dazu kam. Alle Namen habe ich mir noch nicht merken können. Aber das wird schon. Des weiteren war ich mit Lektüre über RICE-WN ausgestattet worden und bin dabei diese zu lesen und etwas mehr über die Organisation und ihre Ziele und Wege diese zu erreichen, zu erfahren.

Das Office ist auf einem großen Gelände. Es gibt ein Haupthaus worin die Küche (zumindest die Spüle und das Geschirr) untergebracht ist, ein Bad und eine Dusche, sowie zwei Räume für mehrere Angestellte. Dazu kommt das Büro des Chefs. In diesen Räumen sitzt die Leitung der Organisation. Sie koordinieren unter anderem die Kommunikation zwischen den Standorten in und noch vieles mehr.

Hinter dem Haupthaus befinden sich zwei kleinere Gebäude. In einem ist die Finanzabteilung untergebracht und in dem Anderen der sogenannte Aruabranch = Aruazweig. In diesem werde die Projekte die in und direkt um Arua am laufen sind, koordiniert.

Dazu kommt ein kleines Gebäude, mit einem Lehmherd für bis zu drei Töpfe oder Pfannen, sowie ein überdachter Bereich, für die zwei Autos von RICE-WN und den Motorrädern (auch denen von den Mitarbeitern).

Was hier genauso, wie auch bei meiner Wohnung ist, ist die Müllentsorgung. Jegliche Art von Müll wird an einem Ort gesammelt, von Flaschen die Wiederverwertet werden mal abgesehen, und dann, wenn der Haufen groß genug ist, angezündet. Während der biologische Müll, aber auch viel Plastik verbrennt, versuche ich immer ein wenig Abstand zu gewinnen, zum Ort des Geschehens. Es mag hier und auch in anderen Städten bisher nicht anders gelöst werden können aber schön ist es allemal nicht. Klar wird auch in Deutschland immer noch Müll verbrannt. Wahrscheinlich effizienter und hoffentlich wird die entstehende Hitze als Energiequelle genutzt. Aber halt nicht hinten im Garten, von dem Müllproduzenten. Weshalb aber das nicht hier genauso umgesetzt wird, sodass man nicht immer wieder durch Gegenden der Stadt läuft, in denen gerade Müllhaufen am brennen sind, ist dann dennoch eine Frage, die ich mir immer wieder Stelle. Vielleicht finde ich dazu noch mehr raus. Das kommt dann aber in meiner anderen Kategorie Persönliche Eindrücke und Erlebnisse.

Ich mach mich dann mal wieder an die Arbeit.

Tilman

PS: Fotos vom Gelände kommen noch… 😉

Ein Abschied, ein Aufbruch, ein neues Abenteuer

Hallo zusammen,

fast eine Woche ist es her, dass ich in Arua angekommen bin. Doch bis das geschah, ist viel passiert. Und zwar folgendes.

Begonnen hat es um 3:00. Noch nie bin ich so früh an einem Sonntag aufgestanden. Fängt also gut an. Mit einem emotionalen Abschied, am Flughafen Tegel, von meiner Familie

und einer Überprüfung nach dem Check-in, ob ich nicht doch Sprengstoff bei mir habe, ging es weiter.

Danach ging es ins Flugzeug. Leicht abwesend flog ich nach Brüssel. Dort angekommen und wartend auf die drei weiteren Freiwilligen, die mit nach Uganda gehen, beginne ich aufzuwachen. Unruhe erfasst mich, ich rufe Freunde an, verabschiede mich aufs erste nochmal und versuche mich zu beruhigen. Zu viert betreten wir ein Flugzeug, was natürlich einen Motorschaden hat. 40 Minuten später waren wir dann aber auf dem Weg. Die Landung beim Zwischenstopp, verschlafe ich komplett. Die in Entebbe aber nicht. Beim ausstieg kriege ich Panik. Habe ich doch die Malariaprophylaxe gar nicht genommen. Und ob ich sie eingepackt habe, weis ich auch nicht mehr. Wie dem auch sei, denke ich mir, gehe mir mein Touristenvisa einkleben lassen und hole mit den anderen mein Gepäck. Draußen werden wir von Rose erwartet, der Regionalkoordinatorin, und einem Freiwilligen. Er stellt sich als Raphael vor. Er ist länger geblieben, als er musste um uns mit Rose zusammen ein wenig einzuweisen. Im gemieteten Bus geht es nach Kampala ins Aponye Hotel und nach einer Zimmeraufteilung nochmal raus in die Stadt. Auf dem Old Taxi Park gibt es dann das erste ugandische Gericht um kurz vor ein Uhr morgens, Rolex. Teig und Ei mit Tomaten und irgendwas Grünem (was kann ich mich nicht erinnern) gerollt. Ein wenig trocken, aber Lecker. Und dann endlich schlafen.

Die folgenden Tage ging es ein erstes Mal Ugandische Schilling abheben, Simkarten kaufen und die Stadt erkunden.

Von der “Ugandan Central Mosque“ über die Stadt schauen, den Bahai Tempel besuchen und ein wenig entspannen,

bis zum Essen in einem indischen Restaurant, war einiges dabei. Die Deutsche Botschaft und deren Sicherheitseinweisung, sowie eine Erklärung zum erlangen des Arbeitsvisums durfte natürlich auch nicht fehlen.

Am Mittwoch ging es weiter nach Jinja zur Wohnung von Jakob und Franz. Mit einem Mitarbeiter von FABIO bewegten wir uns dann ein wenig – eine Fahrradtour durch die Stadt, auf den Markt, an den Hafen und zur Quelle des weißen Nils. Zwischendurch gab es aber nochmal Rolex. Dieses Mal mit Hühnchen.

Am Donnerstag ging es dann wieder zurück nach Kampala, denn Arua ruft. Mit einer Pause von einem Tag, wo ich nochmal meine Kleidung wusch, ging es dann los.

Im Bus nach Arua. Start 8:30. Etwas mehr als 8 Stunden später mit Stopps, wo man auf Toilette gehen aber auch Hühner oder essen durch das Busfenster erwerben konnte erreichten wir, Rose und ich, Arua. Empfangen wurden wir von zwei Mitarbeitern von RICE-WN, die uns zu unserem Hotel brachten. In der Stadt gab es dann Abendbrot. Die Nacht verbrachte ich zum großen Teil wach, konnte ich doch nicht einschlafen bei dem Gedanken an das was ansteht. Auch bekannte zu kontaktieren blieb mir verwehrt, wollte mein Handy wieder nicht einen Zugang zum lokalen Netz bekommen.

Nachdem ich irgendwie dann doch Schlaf fand, wachte ich entspannt am Sonntagmorgen auf. Nach einem Frühstück ging es dann um 12 Uhr los, die Wohnung, mein kommendes Zuhause für das nächste Jahr anschauen, was ich mir für drei Monate noch mit einer anderen Freiwilligen teilen werde.

Wie man es aus den Bildern vielleicht erkennt, ist der Aufbau des ganzen doch recht witzig, wenn man daran denkt, das hier zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts, drei Monate verbringen sollen. Aber ich freue mich drauf.

Aus dem kleinen Raum draußen, ist inzwischen die Küche geworden.

Der Raum daneben ist noch nahezu leer, stehen dort doch bisher nur die Waschutensilien. Im Hauptteil ist inzwischen ein Bett und ein Tisch untergebracht. Gespannt warte ich auf die Ankunft von meiner Mitfreiwilligen in diesem Wochenende.

Die Stadt habe ich mir natürlich auch schon ein wenig angesehen. Fotos zu machen, von Orten mit vielen Menschen, fällt mir aber immer noch schwer. Ich versuche es euch zuliebe aber weiter.

 

Das war jetzt vielleicht ein bisschen viel. Ich hoffe ihr seid hinterhergekommen. Wenn nicht fragt einfach nach.

Möge euer Tag ein schönes Ende finden.

Tilman

Auf gehts, in ein neues Abenteuer!

Am Freitag den 10. August war es nun endlich so weit. Um 7:00 Uhr morgens hieß es für mich, meine Tante und meine beste Freundin: Abfahrt nach Freiburg an den Hauptbahnhof.

Meine Tante und ich in Freiburg am Hauptbahnhof

Von dort aus fuhr ich mit dem Zug nach Frankfurt an den Flughafen.
Die Flugroute sollte Frankfurt-Amsterdam-Nairobi-Lilongwe sein.

Doch ab Nairobi begann schon ein erstes kleines Abenteuer. Unser Flug nach Lilongwe war um 1:30h verspätet. Also hatten wir insgesamt 6:30h Aufenthalt. Wir waren alle total müde und versuchten uns etwas auszuruhen. Als wir dann endlich im Flugzeug waren und bereits 2:30h geflogen sind (was die normale Flugzeit nach Lilongwe gewesen wäre) kam von dem Piloten die Durchsage, dass er nun landen wird. Wir schauten aufgeregt und beeindruckt aus dem Fenster. Riefen uns freudig zu: „Das wird unsere Heimat für ein Jahr“. Wir waren begeistert von all den Palmen, die niemand von uns in so einer großen Anzahl erwartete hätte.

Mosambik

Als das Anschnall-Lämpchen erlosch und wir uns bereit machen wollten, auszusteigen erzählte uns eine Mitreisende, dass wir gar nicht in Lilongwe gelandet wären, sondern in Mosambik/Nampula. Wir fünf Malawi Freiwilligen von Artefact waren verwirrt.
Nach einigen Minuten Ungewissheit kam eine Durchsage von dem Piloten, dass es ein Fehler in der Planung gegeben hätte und er nur den Flugplan nach Mosambik dabei habe, nicht aber den nach Lilongwe. Wir vermuteten, dass aufgrund der Verspätung unseres Flugs beide Flüge, und zwar der nach Lilongwe und der nach Nampula, zusammengelegt wurden, jedoch geplant gewesen wäre erst nach Lilongwe zu fliegen und anschließend nach Nampula.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sitzend im Flugzeug und auf den richtigen Flugplan wartend ging es dann endlich weiter nach Lilongwe.

Im Gegensatz zu Nampula machte Lilongwe von oben einen eher trostlosen Eindruck. Alles war rot und braun, kaum Bäume, keine Berge und nur sehr kleine etwas verteilte Hütten.

Malawi von oben

Man könnte schon sagen, dass dieser Anblick eher eine Enttäuschung war.

Zudem hatten wir eine Verspätung von 5h auf dem Buckel.
Alles in allem hat meine Anreise aus Heitersheim bis zu unserer Backpacker Lodge in Lilongwe 36h gebraucht.

 


Die ersten Tage in Lilongwe
Vom 11.08. bis 15.08. hatten wir die sogenannte Einführungswoche, welche von einigen unserer Vorfreiwilligen geleitet wurde.
Wir bekamen fast jeden Morgen einen Chichewa Kurs (Chichewa und Englisch sind Malawis Amtssprachen).
Nachmittags unternahmen wir kleine Ausflüge, z.B. gingen wir auf dem Markt, besuchten das Kusamala Institut (dies ist die Einsatzstelle von Hannah), aßen lokal, lauschten einer Jazz Band,.. Dadurch konnten wir Lilongwe schon einmal etwas kennen lernen.

Sehr wackelige Brücken führen über den Fluss Lilongwe
Hier fahren Hannah (links), ich (mitte) und Johannah (rechts) Tuktuk in Lilongwe. Es ist ein praktisches Fortbewegungsmittel auf drei Rädern.

Lilongwe ist eine Planstadt, sie ist sehr weitläufig und groß. Sie hat ca. 986.000 Einwohner/innen. Das Zentrum von Lilongwe hat mich etwas überrascht, ich hatte es mir viel größer vorgestellt und mit zumindest ein paar Hochhäusern. Doch es ist nichts im Vergleich zu Kampala (Uganda). Es gibt ein paar Einkaufsläden in welchen es sogar das beste Pesto gibt (orangenes Barilla Pesto), Banken und einen sehr großen Markt, in welchem ich mich niemals alleine zurecht finden werde :D.

 


Die ersten Eindrücke von meinem Einsatzort:
Am Donnerstag (16.08) wurde dann jeder von uns fünf „neuen“ Freiwilligen von seinem Vorfreiwilligen an seinen Einsatzort begleitet.
Mein Einsatzort ist Mzuzu 355 km von Lilongwe entfernt. Die Fahrt dauerte ca. 5:30h.
Je näher wir an Mzuzu kamen, desto schöner wurde die Landschaft. Um Lilongwe herum sind fast alle Bäume bereits abgeholzt und außerdem gibt es kaum Berge.
Je weiter wir jedoch in den Norden fuhren, desto mehr Bäume und Berge bekamen wir zu sehen.
Wir mussten für mind. fünf Polizeikontrollen anhalten, obwohl wir die gesamte Zeit auf nur einer Straße, dem sogenannten „Malawi Highway“, fuhren. Dies ist die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Norden und Süden Malawis, trotzdem ist sie nur einspurig gebaut, d. h. wenn ein großer Lastwagen entgegen kommt, kann es schon mal knapp werden.

Hier, im Norden Malawis, wird eher die Sprache Chitumbuka gesprochen, was für mich bedeutet, dass ich meine Sprachkenntnisse von Chichewa hier kaum anwenden kann und eine neue, meines Erachtens noch viel kompliziertere Sprache, lernen muss. Gerade die Menschen aus dem Dorf sprechen oft kein Englisch, sodass kein Weg daran vorbei führt, Chitumbuka zu lernen. Auch wenn es eine Sprache ist, die man sich kaum irgendwo ableiten kann, macht es großen Spaß sie zu lernen, vor allem wenn man Smalltalk auf der Straße führen kann und die Menschen sich darüber freuen, dass man ihre Sprache zumindest ein bisschen sprechen kann.

Unser Ziel in Mzuzu war die „Mzoozoozoo“ Backpacker Lodge (umgspl. „Zoo“), welche Bernhard Schwarz gehört. Sie wird für die Wochenenden mein neues Zuhause sein. Ich war positiv überrascht; es ist eine sehr übersichtliche, schön eingerichtete Lodge. Es ist ein Ort, an dem man Menschen aus allen Nationen kennen lernen kann, da sie ein beliebtes Ziel für Reisende ist. Fast jeden Freitag und Samstag ist hier eine „Party“, es kommen Leute aus der Stadt oder anderen Lodges aus der Umgebung, um hier Musik zu hören, zu tanzen und etwas zu trinken.

Die Backpacker Lodge „Mzoozoozoo“
Die Backpacker Lodge von innen

 

Am Freitag den 17.08.2018 besuchten Bernhard, Michi (mein Vorgänger), Mphatso (mein Mentor) und ich Chipunga, welches an den Wochentagen mein Zuhause sein wird. Dort lernte ich meinen Gastvater Mr.Kasambala kennen und konnte mein zukünftiges Zimmer anschauen. Leider ist mein Zimmer noch nicht fertig renoviert, also muss ich mit dem einziehen noch etwas warten, aber anscheinend soll es nächste Woche fertig werden.
Chipunga ist ein sehr schönes Dorf, es ist ziemlich hoch gelegen zwischen vielen Bäumen. Die Fahrt von Mzuzu nach Chipunga ist abenteuerlich, die ungeteerte Straße geht steil bergauf und bergab und hat scharfe Kurven. Ich frage mich, wie die Autos diese Straße in der Regenzeit meistern sollen.

Die Straße nach Chipunga

Leider haben die Kinder noch bis Mitte September Ferien, das heißt ich muss noch fast einen Monat warten, bis ich endlich anfangen kann zu arbeiten. Aber somit habe ich genug Zeit, um meine neue Umgebung kennen zu lernen.
Mein nächstes Ziel ist der Malawi See. Ich hoffe es klappt, dass ich ihn diese Woche noch besuchen kann.
Noch ein großes Dankeschön an all meine Sponsoren, dass ich diese Erfahrung machen darf.

Bis bald
Eure Laura